Magdalenas Garten by Stefanie Gerstenberger

Magdalenas Garten by Stefanie Gerstenberger

Autor:Stefanie Gerstenberger [Gerstenberger, Stefanie]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 345335429X
Herausgeber: Diana
veröffentlicht: 2009-12-31T23:00:00+00:00


Als Magdalena das nächste Mal an Tisch sieben vorbeikam, schob Matteo gerade seinen Stuhl zurück. »Okay, ich muss los, und du hüte dich vor den Argentiniern!« Er nahm ihre Hand für einen Moment.

Fast hatte sie ein schlechtes Gewissen, als würde sie ihn mit Roberto betrügen. Aber sie betrog ihn nicht, sie betrog niemanden, und Florian schon gar nicht!

21

Um halb neun, wenn Magdalena mit der Arbeit begann, war die Bar meistens noch leer, so auch an diesem Tag. Als sie unter den Tischen im Innenhof die Chipskrümel und Erdnussschalen zusammenfegte, betrat jemand die Bar. Sie hob nur kurz den Kopf. Er war groß, seine schütteren, grau melierten Haare waren am Hinterkopf zu einem dünnen Pferdeschwanz zusammengebunden. Magdalena fegte weiter und überlegte, warum Roberto sie eigentlich noch nie aufgefordert hatte, ihn im Il Vizio zu besuchen. Sie beschloss, am nächsten Tag einmal dort vorbeizufahren, gegen einen Cappuccino an seiner Theke würde er ja wohl nichts einzuwenden haben. »Wal-ter!«, trompetete der dünne Pferdeschwanz jetzt an der Bar. Sie schaute hinüber. Walter schien belustigt über ihn zu lächeln. Aber Walter lächelte über jeden belustigt oder starrte abwesend in die Luft, mit ihr hatte er in den vergangenen zwei Wochen, die sie nun schon hier arbeitete, kaum ein Wort gesprochen.

»Un bianco!« Der Unbekannte stand mit dem Rücken zu ihr und beugte sich über den Tresen, er redete und gestikulierte ohne Punkt und Komma. Magdalena lehnte den Besen leise an die Glastür, dieser Typ war einer von denen, die alles kommentieren mussten, wahrscheinlich erklärte er sich dadurch selbst das Leben. Mit einem Mal, als ob er ihren Blick gespürt hätte, drehte er sich um.

»Eccolo, ein neues Gesicht, angenehm, Olmo!«

»Piacere, Magdalena!«, brachte sie hervor und ging näher an ihn heran, sodass er ihre Hand ergreifen konnte. Nur langsam drang die Erkenntnis zu ihr durch, wer ihr da gerade die Hand zerquetschte, als ob er eine Zitrone auspressen wollte: Olmo! Olmo Spinetti, zu dem der Wirt des Mezza Fortuna sie mit den Worten »Der kannte sie damals alle« geschickt hatte. Magdalena rieb sich die schmerzenden Finger und betrachtete ihn aufmerksam wie ein berühmtes Gemälde, das man nur aus Büchern kennt und nun endlich in natura sieht.

»… und wer hat sie eingestellt, hat Sara das entschieden? Oder du, Wal-ter? Woher kommst du? Deutschland, ah, die Deutschen sind gut, ich mag die Deutschen, aber die Russinnen können auch richtig anpacken oder die Rumäninnen, verstehst du?« Er trug zwei klotzige Taucheruhren an seinem linken, stark behaarten Unterarm. Er folgte ihrem Blick.

»Natürlich, jetzt fragst du dich, was will der da mit den zwei Uhren, tja, ich muss halt immer wissen, wie spät es gerade auf Santa Lucia ist, caraibi, verstehst du?« Magdalena zuckte zusammen, als sie ihren zweiten Vornamen hörte. Lucia. Santa Lucia.

»Komme gerade von da und muss ziemlich oft dort anrufen, na ja, man will die Geschäftspartner schließlich nicht aus dem Bett schmeißen. Verstehst du?« Nein, sie verstand seinen toskanischen Dialekt nur zur Hälfte, die andere Hälfte hatte sie geraten. Außerdem kippte er den Weißwein wie Schnaps, sie musste sich zusammenreißen, um ihn nicht weiter anzustarren.



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