Lydia by Aston Louise

Lydia by Aston Louise

Autor:Aston, Louise
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: (Privatkopie)
veröffentlicht: 2010-02-03T00:00:00+00:00


Siebentes Kapitel

Ein feuchter Nordwestwind wehte die ersten gelben Blätter von den Platanen und Linden, welche in zwei Doppel-Reihen jene berühmte Straße Berlins, die vom Opernplatz bis zum Brandenburger Thor sich erstreckt, in eine dreifache Allee verwandeln. Nur wenige Fußgänger ließen sich in der großen Mittelallee erblicken, welche auch sonst meist nur von Spaziergängern und Obstverkäuferinnen betreten zu werden pflegt. Dagegen drängt es sich auf den an beiden Seiten der Häuser hinziehenden Trottoirs von geschäftig Eilenden aller Art, und die Wagen rasselten daneben.

Vor einem der Schaufenster der vielen reich ausgestatteten Kunstläden unter den Linden hatten sich trotz des unfreundlichen Wetters eine Anzahl Neugieriger versammelt, die mit emporgerecktem Halse die neuen Kupferstiche bewunderten oder bekrittelten. Unter ihnen stand auch ein Mann mit bleichem, eingefallenem Gesicht, welches von einem niedrigen, breitkrämpigen Hute fast ganz beschattet wurde. Er war tief in einen kurzen schwarzen Mantel eingehüllt und starrte mit ausdruckslosem, kaltem Blick auf eine kleine Landschaft, die ziemlich unscheinbar von den Andern gar nicht bemerkt zu werden schien.

»Das muß sie gemalt haben« – murmelte er vor sich hin. – »Ich kenne ihre Manier. Es ist das Haus unter den Kastanienbäumen mit der Aussicht auf die Berge. Kein Zweifel, daß sie es gemalt hat. So ist sie also wirklich wieder in Berlin. Ich muß suchen, ihre Wohnung zu erfahren.« Er sprach die letzten Worte ziemlich laut und wendete sich zum Weitergehen.

»Wenn Sie Fräulein von Dornthal meinen, so kann ich Ihnen vielleicht dazu behülflich sein« – redete ihn plötzlich ein elegant gekleideter junger Mann mit höchst geistvollen und charakteristischen Zügen an. –

Jener fuhr zurück, als hätte er auf eine Schlange getreten. Seine Hand griff krampfhaft unter die Falten des Mantels und ein Ausdruck unnennbarer sprachloser Wuth malte sich in seinem Gesicht. – Ein Paar Secunden starrte er so in die lächelnden Mienen und das ruhige Auge des Andern, der mit gekreuzten Armen vor ihm stand, um seine Antwort zu erwarten. Eben öffnete er die zitternden Lippen, aber als besänne er sich eines Bessern, hüllte er sich rasch noch tiefer in seinen Mantel und stürzte fort.

»Armseliger Thor« – sagte Landsfeld, dem Forteilenden nachblickend, vor sich hin. »Wage es, den Löwen in seinem Lager aufzusuchen.« – Festen Schrittes ging er nach der entgegengesetzten Seite der Straße hinab. Als er das Opernhaus erreicht hatte, blieb er vor dem unter dem Portal ausgehängten Theaterzettel stehen, um zu sehen, was gegeben wurde. »Othello, der Mohr von Venedig.«

Indem er diese Worte in halb fragendem, halb sinnendem Tone langsam vor sich hin sprach, klopfte ihn Jemand auf die Schulter.

»Guten Abend, lieber Baron.« Es war ein hübscher, mit kleinen schwarzen Augen heiter in die Welt hineinschauender Mann, von ungefähr 40 Jahren. »Sie überlegen, wie ich sehe, ob Sie in's Theater gehen sollen. Nun, der Mühe lohnte sich's schon, besonders heute, wo die Rolle der Desdemona und des Mohren – da fällt mir ein, daß heute Salon bei Cornelien ist. Sie wissen, daß ich sonst nie hingehe. Aber wenn Sie von der Partie sind, möchte ich wohl einmal in den sauern Apfel beißen.«

»Halten Sie einen



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