Love and Disaster by Anna Graf

Love and Disaster by Anna Graf

Autor:Anna Graf [Graf, Anna]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2014-03-16T23:00:00+00:00


6. Kapitel

Einer meiner liebsten Freunde war Harro Haase, Galeriebesitzer, Kunstkenner, Feingeist, und natürlich, wie sollte es anders sein, Marys Mitbewohner. Ich profitierte in dieser Hinsicht wirklich stark von meiner Schwester. Ohne sie hätte ich niemals so viele Leute kennengelernt, besonders nach meiner Trennung von Clemens sah es mit Freunden ziemlich mau aus. Die meisten unserer Freunde hatten, wie es bei Scheidungen oft vorkommt, meinem Ex- Mann die Treue gehalten. Ich hatte mal in irgendeinem schlauen Buch gelesen, dass frischgeschiedene Frauen als Gefahr für die eheliche Treue anderer Paare gesehen wurden und deshalb meist schnell aufs Abstellgleis geschoben wurden.

Harro war ein richtiger Knuddelbär, mit einem Meter und siebzig gerade mal so groß wie ich und man sah ihm seine Vorliebe für gutes Essen an. Er stand ‚ziemlich gut im Futter‘, wie mein Vater es mal spitzfindig ausgedrückt hatte.

Harro war Ende dreißig, klein, rundlich und nicht besonders ansehnlich, umständlich und manchmal ein wenig versponnen, aber er war unglaublich liebenswert und ich hatte ihn sehr gern. Sein Lebensgefährte Simon war das ganze Gegenteil von ihm, groß, sehr schlank und überaus gutaussehend betörte er reihenweise Frauen, welch dann meist gar nicht fassen konnten, dass er für ihre Reize nicht empfänglich war.

Harro war zu gut für diese Welt, wie ich fand, er sah immer nur das Positive im Menschen und man konnte ihn relativ schnell um den Finger wickeln. Simon war eher praktisch veranlagt und recht energisch und damit genau der Gegenpol, den Harro brauchte, um in der harten Welt da draußen nicht unterzugehen.

Morgen sollte eine Ausstellung in Harros Galerie eröffnet werden, zu der ich als eine Art „Special Guest“ eingeladen war und eine kleine Lesung absolvieren sollte. Mir war das sehr recht, Publikum war immer gut, die Presse würde kommen und meinem Tantiemenkonto würden ein paar mehr verkaufte Bücher auch sehr gut tun.

Ich war am Nachmittag mit Harro in der Galerie verabredet, der Aufbau der Ausstellung war zwar noch nicht ganz beendet, aber ich wollte mir vorab schon mal ein Bild von dem Maler Jan Sonnenfeld machen.

Harro begrüßte mich mit Küsschen und Umarmung, er wirkte ziemlich gestresst, führte mich in den großen Ausstellungsraum der Galerie.

Es hingen leider noch nicht alle Bilder an den Wänden. Meine Kenntnisse über Malerei waren eher rudimentär und laienhaft, doch was ich sah, gefiel mir sehr. Die großformatigen Werke zeigten Landschaften und ich fühlte mich sofort hineinversetzt. Die Bilder entsprachen dem Namen des Malers, er schien die Sonne zu lieben, denn Sonnenlicht spielte eine große Rolle in jedem seiner Werke.

Ich fand mich zwischen den Jahreszeiten wieder, sah weiße, stille Winterlandschaften in kühles Sonnenlicht getaucht, den knospenden Frühling, zartgrün mit rosigen Apfelblüten, Blumenfelder im gleißenden Sommersonnenschein, die flirrende Farbenpracht des Herbstes kurz vor Beginn des neuen Winters.

Ich drehte mich langsam um mich selbst, der Künstler hatte die verschiedenen Stimmungen der Jahreszeiten wunderbar eingefangen, ich konnte mich kaum von den Bildern losreißen.

„Diese Bilder sind wunderschön, Harro“, sagte ich begeistert. „Sieh dir bloß das hier an, das würde ich sofort mitnehmen.“

Ich hatte mich auf den ersten Blick in die ‚Mohnblumenwiese‘ verliebt. Vor mir



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