Louis & Salomon 02 - Die weissen Schatten der Nacht by Klewe Sabine

Louis & Salomon 02 - Die weissen Schatten der Nacht by Klewe Sabine

Autor:Klewe, Sabine [Klewe, Sabine]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: E-Books der Verlagsgruppe Random House GmbH
veröffentlicht: 2018-11-15T00:00:00+00:00


15

Lydia ließ die Nadel auf die Platte gleiten, lauschte dem kurzen Knistern, bevor die Musik einsetzte.

Só danço samba, só danço samba, vai.

Sie schloss die Augen, nippte an ihrem Whisky und ließ sich für einen Moment weit wegtragen, an einen anderen Ort, in eine andere Zeit.

Ein Auto hupte draußen auf der Straße, Bremsen quietschten, und die Wirklichkeit hatte sie wieder fest im Griff. Sie hatten früh Schluss gemacht heute. Nach Palmersons Beinahe-Geständnis hatte Weynrath darauf bestanden, die Ermittlungen einzustellen. Salomon und sie hatten auf ihn eingeredet – vergeblich. Weynrath hatte einen geständigen Täter, zumindest bildete er sich das ein, also wollte er keine Ressourcen mehr verschwenden.

Salomon war für seine Verhältnisse regelrecht ausfallend geworden.

»Er hat nicht gestanden«, hatte er hervorgestoßen. »Er hat nicht ein einziges Mal gesagt, dass er Toni getötet hat. Verdammt, wie können Sie nur so verbohrt sein!«

Weynrath war aufgesprungen. »Keine weitere Diskussion. Er hat von dem Mädchen gesprochen, er hat ihren Tod erwähnt und gesagt, dass er es nicht wollte. Das ist für mich ein Geständnis. Basta! Und jetzt raus hier, bevor Sie etwas sagen, was Ihnen später leidtut!«

Salomon wollte etwas erwidern, doch Lydia zerrte ihn aus Weynraths Büro. Jede weitere Diskussion war sinnlos. Noch gab es ein paar Dinge zu erledigen. Es mussten die letzten Spuren ausgewertet, Berichte geschrieben werden. Morgen fand eine abschließende Besprechung statt, auf der sie entschieden, wie es weiterging. Vielleicht war Palmerson bis dahin wieder ansprechbar, und sie konnten ihn erneut vernehmen. Sollte das aber nicht der Fall sein und Weynrath bestand auf der Auflösung der »Moko Toni«, blieb nur die Hoffnung, dass die Staatsanwaltschaft ihnen ihre dürftigen Beweise um die Ohren schlug.

Lydia setzte sich auf das Sofa und zog die Beine hoch. Das Herumschnüffeln im Privatleben von drei Familien hatte zwar eine Menge hässlichen Dreck zutage gefördert, sie jedoch nicht auf die Fährte des Mörders gebracht. Letztendlich schien Michael Bruckmann mit seinem ersten Verdacht recht zu behalten. Auch wenn es noch eine Reihe unbeantworteter Fragen gab. Hatte wirklich Palmerson die Vergewaltigung vorgetäuscht? Oder war eine zweite Person an der Tat beteiligt? Vielleicht doch Bruckmann, der geglaubt hatte, seine Frau schützen zu müssen? Warum fand sich nicht eine einzige Spur von Palmerson an dem toten Mädchen? Und wieso hatte sie sich selbst das Gesicht zerkratzt?

Lydia stutzte. Hatte Nicole Bruckmann nicht erwähnt, dass Antonia Salz schlucken wollte? Und Maren Lahnstein hatte an der Magenschleimhaut Hinweise auf eine chronische Entzündung gefunden. Also hatte sie das vermutlich öfter getan. Und dann waren da noch die verletzten Finger. Lydia leerte das Glas und schenkte nach. Schon merkwürdig: In einer Familie machte die Mutter ihre Tochter krank, und in einer anderen fügte die Tochter sich selbst Schaden zu. Oder steckte hinter Tonis Verletzungen ebenfalls die Mutter? Doch wie hätte Nicole Bruckmann ihre Tochter dazu bringen können, sich selbst das Gesicht zu zerkratzen? Und vor allem, wozu? Außerdem hatte Nicole von sich aus von dem Salz erzählt. Das hätte sie nicht tun müssen. Es sei denn, sie hatte Angst, man könne es bei der Autopsie herausfinden.

Der Alkohol und die Fragen begannen, in Lydias Kopf zu kreisen.



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