Liebesleuchten am Bodensee by Johanna Nellon

Liebesleuchten am Bodensee by Johanna Nellon

Autor:Johanna Nellon
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Ullstein Buchverlage GmbH, Berlin
veröffentlicht: 2014-03-18T16:00:00+00:00


27

Es waren immer dieselben Handgriffe, die gleichen Rituale, die den Alltag bestimmten: Das Auto in die Tiefgarage fahren, die Haustür aufschließen, den Briefkasten öffnen, die Reklamezettel zusammenknüllen und gleich entsorgen, dann hochlaufen in die Wohnung, die ihr kalt und leer vorkam, seit Rick fort war.

Die Ansichtskarte aus München fiel ihr gleich auf, das Bild zeigte den bunten Viktualienmarkt. Auf die Rückseite hatte Rick nur kurz geschrieben:

Heute ist endlich mal drehfrei, wir haben einen Bummel über den Viktualienmarkt gemacht und köstlich gegessen. Hab an Dich und unser letztes gemeinsames Essen gedacht. Ich vermisse Dich – Rick.

»Ich vermisse dich auch«, flüsterte Bettina und steckte die Karte an die Pinnwand im Flur. In den ersten fünf Tagen hatte Rick jeden Abend angerufen. Er hatte von seiner Arbeit erzählt, und dann waren sie zum verliebten Geplänkel übergegangen.

Seit drei Tagen aber hatte er sich nicht mehr gemeldet. Immer wieder war Bettina versucht gewesen, ihn anzurufen, doch sie ließ das Telefon, das sie schon in der Hand gehalten hatte, immer wieder auf die kleine Station zurückfallen.

Nein, sie wollte ihn nicht stören. Sie wollte sich nicht aufdrängen, nicht lästig fallen. Und auf keinen Fall wollte sie den Anschein erwecken, als würde sie ihn kontrollieren!

Er hat viel zu tun. Sicher dauern die Synchronarbeiten abends länger. Es kann auch Komplikationen gegeben haben. Oder er ist krank geworden!

Bei dem Gedanken wurde ihr ganz elend. Und rasch verwarf sie ihn wieder. Sicher hätte Rick sich bei ihr gemeldet und von einer Grippe oder Ähnlichem erzählt. Und wenn es was Ernsteres wäre, hätte er sicher einen Kollegen gebeten, sie zu benachrichtigen. Und wenn nicht sie, dann doch sicher Ottmar.

Der Gedanke ließ sie nicht mehr los. Sie wurde immer unruhiger, griff schließlich doch zum Telefon und wählte die nun schon so vertraute Handynummer. Aber sie bekam keine Verbindung, Rick hatte sein Mobiltelefon ausgeschaltet.

Bettinas Unruhe wuchs.

Schließlich hielt sie es nicht mehr aus, griff nach einer Strickjacke und lief in die Tiefgarage. Bevor sie in ihren Wagen stieg, sah sie in einigen Metern Entfernung Sabine Borken in Begleitung eines grauhaarigen Mannes. Er hielt ihr die Tür zu einer schwarzen Limousine auf.

Grüßend hob Bettina die Hand, doch Sabine bemerkte sie offensichtlich nicht.

Die Straßen waren zu dieser frühen Abendstunde verstopft, viele Einheimische wollten heim, die Touristen, die in Meersburg oder bei den Pfahlbauten in Unteruhldingen gewesen waren, fuhren zurück zu ihren Unterkünften in der Umgebung. Nur langsam kam Bettina voran und atmete auf, als endlich das Ortsschild von Nonnenhorn auftauchte und gleich darauf auch schon ein von Reben umrahmtes Schild, das zum Weingut der Familie Meiningen wies.

Sie fuhr an Obstwiesen vorbei, die sich die sanften Hänge vom See bis zu den Hügeln hinaufzogen, dann wieder durchschnitt die schmale Straße Weinhänge, auf denen auch jetzt noch ein letzter Abglanz der Sonne lag.

Als Bettina auf den Gutshof fuhr, kam ihr Sammy laut bellend entgegen. Der Hund beruhigte sich erst, als Bettina ausstieg. Er erkannte sie und begrüßte sie mit freudigem Schwanzwedeln.

»Ach, du bist’s! Wie schön, dass du auch mal alleine herkommst.« Gertrud kam aus dem Haus und wischte sich die Hände an der Kittelschürze ab.



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