Lewis, CS - Narnia 5 by Die Reise auf der Morgenroete

Lewis, CS - Narnia 5 by Die Reise auf der Morgenroete

Autor:Die Reise auf der Morgenroete
Die sprache: deu
Format: mobi
veröffentlicht: 0101-01-01T00:00:00+00:00


Die Insel der Stimmen

Jetzt begann der Wind, der so lange von Nordwesten gekommen war, aus Westen zu blasen, und jeden Morgen, wenn die Sonne aus dem Meer aufstieg, stand der geschwungene Bug der »Morgenröte« genau vor der Sonne. Manche meinten, die Sonne sähe größer aus als in Narnia, aber manche waren anderer Ansicht. Und sie segelten und segelten vor einem sanften, aber beständigen Wind und sahen weder Fische noch Möwen noch Schiffe noch Land. Die Vorräte wurden wieder knapp, und in ihrem Herzen begann sich der Gedanke zu regen, daß sie vielleicht in einem Meer angelangt waren, das sich endlos weit erstreckte. Aber als der allerletzte Tag anbrach, an dem sie es riskieren konnten, ihre Reise in Richtung Osten fortzusetzen, tauchte genau vor ihnen ein flaches Eiland auf, das wie eine Wolke dalag.

Gegen Nachmittag liefen sie in eine breite Bucht ein. Die Insel war völlig andersartig als alles, was sie bisher gesehen hatten. Als sie den sandigen Strand überquert hatten, fanden sie alles still und leer vor, als wäre die Insel unbewohnt. Doch vor ihnen lagen ebene Rasenflächen, deren Gras so weich und so kurz war wie das eines englischen Herrschaftshauses mit zehn Gärtnern. Die vielen Bäume standen alle weit voneinander, und weder abgebrochene Äste noch Blätter lagen am Boden. Ab und zu gurrte eine Taube, aber sonst war kein Geräusch zu hören.

Schließlich kamen sie zu einem langen geraden, sandigen Pfad, auf dem kein einziges Unkraut wuchs und der rechts und links von Bäumen gesäumt war. Weit vor ihnen am Ende der Allee sahen sie ein Haus – es war sehr lang und grau und lag still in der Nachmittagssonne da.

Gleich nachdem sie den Pfad betreten hatten, bemerkte Lucy, daß sie einen Stein im Schuh hatte. In dieser unbekannten Gegend wäre es vielleicht klüger gewesen, die anderen zu bitten, auf sie zu warten, bis sie den Stein herausgeholt hatte. Aber sie tat es nicht. Sie ließ die anderen vorausgehen und setzte sich nieder, um den Schuh auszuziehen. Im Schnürsenkel war ein Knoten.

Bevor sie den Knoten gelöst hatte, waren die anderen schon ein gutes Stück vor ihr. Als sie den Stein herausgenommen und den Schuh wieder angezogen hatte, konnte sie ihre Freunde schon nicht mehr hören. Aber statt dessen hörte sie etwas anderes. Dieses Geräusch kam nicht vom Haus her.

Sie hörte ein Stampfen. Es klang so, als würden ein Dutzend starke Arbeiter mit großen, hölzernen Schlegeln so fest wie möglich auf den Boden schlagen. Und das Geräusch kam schnell näher. Sie saß mit dem Rücken gegen einen Baum gelehnt da, und weil sich der Baum zum Hinaufklettern nicht eignete, blieb ihr wirklich nichts anderes übrig, als mucksmäuschenstill gegen den Baum gepreßt sitzen zu bleiben und zu hoffen, man möge sie nicht bemerken.

Bumm, bumm, bumm … und was immer es auch sein mochte, es mußte jetzt sehr nah sein, denn sie spürte, wie unter ihr der Boden bebte. Aber sie konnte nichts sehen. Sie hatte das Gefühl, das Ding – oder die Dinge – müßten dicht hinter ihr sein. Aber dann erklang das Stampfen genau vor ihr auf dem Pfad.



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