Legal Betrogen (German Edition) by Montag Hans
Autor:Montag, Hans [Montag, Hans]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2014-03-26T16:00:00+00:00
Ruth wartete an diesem Abend besonders gespannt auf sein Kommen. Ob die Fertigstellung der Häuser je gelang, hing zum großen Teil davon ab, was für ein Ergebnis Franz mit nach Hause brachte. Endlich hörte sie den Schlüssel in der Tür. Nervös ging sie ihm entgegen und sah, wie müde und ausgepumpt er wirkte. Franz umarmte sie, doch seine Umarmung war mehr ein Sich-Fallenlassen als eine Zärtlichkeit.
„Ruth, ich habe keine Ahnung, wie wir jemals wieder aus dem Schlamassel rauskommen sollen. Wenn wir die Schulden bei den beiden Firmen bezahlt haben, ist unser Konto so gut wie leer. Und was es kostet, den Bau fertig zu stellen, davon habe ich überhaupt keine Ahnung.“
„O.K., unser Geld ist fast alle, aber wenn wir den Bau nicht fertig kriegen, gehen wir auf jeden Fall pleite. Wir müssen sehen, dass wir uns anderweitig noch Geld borgen, die Bank wird uns nicht alles geben.“
„Auf gar keinen Fall. Wir sind doch jetzt schon am Limit.“
„Deshalb habe ich heute schon mit meiner Mutter telefoniert, sie gibt uns 20.000 Mark, mehr hat sie leider nicht.“
„Und woher bitteschön soll der Rest kommen? Wir brauchen mindestens das Fünffache, um eine Chance zu haben.“
„Frag deinen Vater!“
„Mensch Ruth, das kann ich nicht machen. Du weißt doch, wie viel Geld wir ihm jetzt schon schulden.“
„Sei nicht so zimperlich, mehr als Nein sagen kann er nicht. Du weißt es doch, Not kennt kein Gebot.“
Achselzuckend wählte er. Dabei hoffte er im Stillen, dass sein Vater nicht abnehmen würde, doch dieses Glück hatte er nicht. Nach der Begrüßung redete Franz so lange um den heißen Brei herum, dass Ruth ihm ungeduldig Zeichen machte, endlich die entscheidende Frage zu stellen. In diesem Augenblick sagte sein Vater: „Ich glaube, ich weiß was du willst. Ihr braucht nochmals Geld von mir.“
Franz atmete auf.
„Ja, Vater. Wir sehen eine kleine Chance, den Bau in Eigenarbeit fertig zu stellen, wenn wir uns zusätzlich Geld leihen können.“
„Ich helfe euch auf jeden Fall, die genaue Summe kann ich dir sagen, wenn ich mit der Bank gesprochen habe.“
Franz bedankte sich so ausgiebig bei seinem Vater, dass dieser schließlich raunzte: „Jetzt hör aber auf, schließlich bin ich ja kein Fremder, und vielleicht bist du mal in der Lage, es zurückzuzahlen.“
Nachdem er den Hörer aufgelegt hatte, griff Franz nach ihrer Hand, und sekundenlang hielten sie sich stumm aneinander fest. Das Gespräch gab ihnen beiden Mut, und nach den Tagen der Angst sahen sie wieder einen Lichtschein am Ende des Tunnels.
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