Lebensborn e.V. by Will Berthold

Lebensborn e.V. by Will Berthold

Autor:Will Berthold [Berthold, Will]
Die sprache: dan
Format: epub
Herausgeber: SAGA Egmont
veröffentlicht: 2017-12-02T00:00:00+00:00


'Mist, verdammter!' fluchte er.

Der ganze Rasse-Günther stand auf einmal Kopf. Der Standartenführer neben ihm bog sich vor Lachen.

Da ließ Westroff-Meyer das kleine Kind zu Boden fallen wie eine heiße Kartoffel.

'Los, lauf!' schnauzte er.

Erlöst, erleichtert, entronnen lief das Mädchen im himmelblauen Kleid los, der Mutter entgegen.

Der Standartenführer spuckte aus. Der junge Schütze hinter dem MG setzte die Feldflasche ab, schob sich den Stahlhelm ins Genick und zielte.

Das Kind rannte in die Garbe wie in einen Stacheldrahtzaun. Die Mutter sah es mit brechendem Auge. Sie streckte die Hand aus wie das Kind. Die Hände wiesen aufeinander. Zwischen ihnen lagen vier Meter, die der Tod nicht mehr überbrücken konnte.

'Schade', sagte Westroff-Meyer bitter zu dem Standartenführer.

'Wenn Sie noch Kinder aussuchen wollen, machen Sie fix', drängte der Einsatzleiter.

'Ich … heute kann ich nicht mehr', entgegnete der Sturmbannführer.

Er drehte sich um. Er wollte das tote Kind nicht mehr sehen. Nicht die Mutter. Nicht die anderen. Er wollte nichts mehr hören. Seine Gedanken trommelten. Immer das gleiche: Der Führer liebt Kinder … tobte es in seinem Körper. Der Führer liebt Kinder …

In diesem sinnlosen Rhythmus schüttelte ihn der Weinkrampf. Es wurde selbst ihm übel. Er lehnte sich schwer mit beiden Händen gegen eine Hausmauer, richtete sich mit rotem, aufgedunsenem Gesicht wieder auf.

'Geht den meisten so am Anfang', kommentierte der Standartenführer, 'aber man gewöhnt sich mit der Zeit daran … Der Führer weiß, was er will. Während unsere Männer verbluten, können wir hier nicht zusehen, wie die negative Gegenauslese aufwächst.'

'Ja', antwortete Westroff-Meyer.

'Wir fahren in das nächste Dorf …'

Bevor der Einsatzleiter in den Schützenpanzerwagen einstieg, drehte er sich noch einmal um. Er holte weit mit der Hand aus. Seine glanzlosen Fischaugen blieben an den Gräbern hängen, die die noch lebenden Dorfbewohner für die ermordeten aushoben.

'Ja', sagte er überzeugt, 'so groß ist der Nationalsozialismus …'

Westroff-Meyer hörte es nicht. Bei der Aktion in der nächsten Ortschaft war sein Magen leer wie sein Kopf. Aber er war wieder dabei …



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