Kushiel 03 by Carey

Kushiel 03 by Carey

Autor:Carey
Die sprache: deu
Format: azw3, mobi
veröffentlicht: 0101-01-01T00:00:00+00:00


52. KAPITEL

Der Frühling hielt in Daršanga Einzug.

Im Garten des Zenana lockte er ein paar schwächliche, blasse Keimlinge hervor, die durch den trockenen Boden brachen, in den Ecken, wo die ausgedörrte, versalzte Erde nicht zu unfruchtbar war. Ein etwas begriffsstutziges Mädchen von der Insel Cythera kümmerte sich um sie, wann immer sie Gelegenheit dazu hatte, pflegte sie und brachte ihnen das abgestandene Wasser aus dem Becken im Zenana in einem Zinnbecher, um sie zu nähren. Ich hätte erwartet, dass es die Pflanzen eher umbringen würde, aber sie wuchsen trotzdem und streckten ihre zähen kleinen Triebe der Sonne entgegen.

Manchmal half Imriel ihr, mit unerwarteter Geduld. Ich erinnerte mich an die einfache, ebenso einfältige Tempeldienerin im Heiligtum des Elua und an ihre Gabe, mit Tieren umzugehen: Liliane, die den Namen meiner Mutter trug. Imriel hatte sie natürlich fast sein ganzes Leben lang gekannt. Ich weiß noch, wie unsere Pferde ihr ohne Aufforderung gefolgt waren. Und auch, wie der Skotophagotis seinen übellaunigen Esel ohne ein Halfter geritten hatte.

Die Gabe des Heiligen Elua.

Die Macht des Angra Mainyu.

Eines von beidem würde hier in Daršanga obsiegen. Und ich, die dieses Wissen ganz allein in sich trug, erschauerte unter seiner Bürde. Schwach und feige hatte Kaneka die Götter von Terre d’Ange geschimpft; die Letztgeborenen, rückgratlose Diener. Selbst Imriel verachtete sie, und Joscelin … Ich wusste nicht, was Joscelin glaubte. Einst war er ein Priester Cassiels gewesen. Jetzt erfuhr er die Verdammnis, der er sich ausgeliefert zu haben glaubte, weil er die Liebe über seine Pflichten gestellt hatte.

Um mich herum strahlte der Palast von Daršanga Finsternis und Hass aus, und die Gier des Angra Mainyu erwachte im Frühling erneut, bei der Aussicht, neues Leben zu vernichten. Die Zahl seiner Anhänger schwoll an. Aus ganz Drujan und von überallher kehrten die ka-Magi in den Palast zurück, zum Mahrkagir. Zunächst waren es drei im Festsaal, dann fünf und schließlich acht. Auch ihre Schüler kamen, die Kundschafter mit ihren Knochengürteln, die sich auf ihre letzte Weihe vorbereiteten.

Und die Stammesangehörigen der Tataren strömten in Scharen in den Palast.

Unter ihnen Jagun, vom Stamm der Kereyit.

Rushad hörte die Gerüchte als Erster, und ich betete, dass sie nicht stimmten, flehte den Heiligen Elua an, gnädig einzuschreiten. Es half nichts. Das Gesicht von Nariman, dem Obereunuchen, sprach Bände; seine fetten Wangen wackelten vor Vergnügen, als er lächelte, mit dem Finger auf Imriel zeigte und ihn in den Festsaal rief. »Du wirst dich um den Kriegsherrn der Kereyit kümmern«, zischte er. »Sorg dafür, dass er sich beim Bankett gut amüsiert.«

Imriels Miene erstarrte. Niemand weinte um ihn. Ich selbst wagte es nicht.

Er schritt durch den langen Flur wie ein Verurteilter auf dem Weg zum Galgen, und mir blutete das Herz. Uru-Azag warf mir einen mitfühlenden Blick zu. Auch er konnte nichts tun.

Der Festsaal war überfüllt; man hatte zwanzig von uns gerufen. Ich nahm meinen Platz an der Seite des Mahrkagir ein. Mittlerweile war das bereits ein festes Ritual. Er hielt mich an seiner Seite, als sei ich seine Königin, begrüßte mich sogar mit einem höflichen Kuss, während er mich mit seinen wahnsinnigen Augen anbetend anstarrte.



Download



Haftungsausschluss:
Diese Site speichert keine Dateien auf ihrem Server. Wir indizieren und verlinken nur                                                  Inhalte von anderen Websites zur Verfügung gestellt. Wenden Sie sich an die Inhaltsanbieter, um etwaige urheberrechtlich geschützte Inhalte zu entfernen, und senden Sie uns eine E-Mail. Wir werden die entsprechenden Links oder Inhalte umgehend entfernen.