Komtesse Mizzi+++oder+++Der Familientag by Arthur Schnitzler

Komtesse Mizzi+++oder+++Der Familientag by Arthur Schnitzler

Autor:Arthur Schnitzler [Schnitzler, Arthur]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Zeno.org
veröffentlicht: 2015-06-28T22:00:00+00:00


Komtesse und Fürst setzen sich.

PHILIPP noch während er stehen bleibt. Also, wenn ich mir eine Bemerkung erlauben darf, den Park find' ich prachtvoll. Er ist bedeutend schöner als unserer.

KOMTESSE. Sie kennen den Ravensteinschen Park?

PHILIPP. Natürlich, Gräfin. Ich wohn' ja schon seit drei Tagen im Schloß.

KOMTESSE. Wie?

FÜRST. In der Stadt können sich Gärten eben nicht so entwickeln, wie da heraußen. Vor hundert Jahren war unsrer gewiß auch noch viel schöner als heute. Da ist ja auch unser Schloß noch außerhalb der Stadt gelegen.

PHILIPP. Schade, daß man den Leuten erlaubt hat, ihre Häuser so rund herum um unser Schloß zu bauen.

KOMTESSE. Wir sind besser dran. Daß sich die Stadt bis zu uns heraus zieht, das werden wir wohl nicht mehr erleben.

PHILIPP liebenswürdig. Aber warum denn, Gräfin ...

KOMTESSE. Vor hundert Jahren war das alles noch Jagdgrund. Es grenzt direkt an den Tiergarten. Sehen Sie da drüben die Mauer, Philipp? Und unsere Villa war früher einmal ein Jagdschlössel von der Kaiserin Maria Theresia. Die Sandsteinfigur dort am Teich ist auch noch aus der Zeit.

PHILIPP. Und wie alt ist denn eigentlich unser Schloß, Papa?

FÜRST lächelnd. Unser Schloß, mein Sohn, steht seit dem siebzehnten Jahrhundert. Ich hab' dir ja das Zimmer gezeigt, in dem der Kaiser Leopold eine Nacht geschlafen hat.

PHILIPP. Kaiser Leopold 1643 bis 1705.

KOMTESSE lacht.

PHILIPP. Das ist noch von der Matura her. Wenn ich einmal so alt sein ... Unterbricht sich. Pardon! ... ich mein' nur – im nächsten Jahr ist das alles verschwitzt. Daß er ein so guter Bekannter von uns war, der Kaiser Leopold, das hab' ich natürlich noch nicht gewußt, wie ich die Jahreszahl gelernt hab'.

KOMTESSE. Diese Entdeckung scheint Ihnen ja riesig viel Spaß zu machen, Philipp.[1047]

PHILIPP. Entdeckung ... Ja, aufrichtig gestanden, eine Entdeckung war das eigentlich nicht. Sieht den Fürsten an.

FÜRST. Red' nur, red' nur.

PHILIPP. Also wissen Sie, Gräfin, ich hab' nämlich immer das Gefühl gehabt, daß ich kein gebürtiger Philipp Radeiner bin.

KOMTESSE. Radeiner? Zum Fürsten. Unter diesem Namen ...?

FÜRST. Jawohl.

PHILIPP. Es war mir natürlich sehr angenehm, wie meine Ahnung bestätigt worden ist; – aber gewußt hab ich's immer. Man ist doch nicht auf den Kopf gefallen. Auch in der Schule haben's einige geahnt ... daß ich ... Nicht wahr, diese Fabel, Gräfin, daß der Fürst Ravenstein immer nach Krems fährt, sich nach den Fortschritten des Sohnes von einem verstorbenen Freund zu erkundigen, das ist doch ein bissel romanhaft gewesen, Fünfkreuzerbibliothek ... Und für die Schlauern war es ziemlich klar, daß fürstliches Blut in meinen Adern braust. Und da ich einer von den Schlauesten war ...

KOMTESSE. Es scheint ja wirklich ... Was haben Sie denn für Pläne für die Zukunft, Philipp?

PHILIPP. Im Oktober mach' ich mein Freiwilligenjahr bei den Sechserdragonern, wo wir Ravensteins immer dienen. Was dann mit mir g'schieht, ob ich beim Militär bleib', ob ich Erzbischof werde, mit der Zeit natürlich ...

KOMTESSE. Das wäre vielleicht das Richtige. Die Ravensteins waren immer stark im Glauben.

PHILIPP. Ja, das steht schon in der Weltgeschichte. Zuerst waren sie katholisch, im Dreißigjährigen Krieg sind sie protestantisch geworden, dann sind sie wieder zum Katholizismus übergetreten, aber stark im Glauben waren sie jederzeit.



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