Kilo Class by Patrick Robinson

Kilo Class by Patrick Robinson

Autor:Patrick Robinson [Robinson, Patrick]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Polit Thriller
Herausgeber: Heyne Verlag
veröffentlicht: 2014-04-24T04:00:00+00:00


KAPITEL NEUN

Um halb neun am Morgen des 11. Juni verließen die Kähne mit den drei Kilos ihren Ankerplatz und fuhren den Onegasee hinauf nach Nordosten. Für so langsame, mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von nur fünf Knoten fahrende Schiffe dauerte die Reise von hier bis zum Weißen Meer gute 24 Stunden. Kapitän Wolkow hatte den Zeitpunkt des Ablegens mit Bedacht gewählt, denn so war er gegen halb elf abends im Kanal und würde am nächsten Tag rechtzeitig in Belomorsk eintreffen, so daß er noch ohne große Hektik seine beiden Kähne auftanken konnte.

Weil alle großen Tolkatschs auf ihrem Weg nach Norden um dieselbe Zeit aufbrachen, war man in Fort Meade nicht allzu erstaunt, als die kurz nach zwei Uhr früh eingetroffenen Satellitenbilder die Abfahrt von Kapitän Wolkows Konvoi bestätigten.

Admiral Morgan war guter Dinge. Bisher hatten sich weder die SEALs gemeldet, noch hatte es wütenden Protest aus dem Kreml gegeben, also lief offenbar alles nach Plan. Der Admiral war so zufrieden, daß er sogar Charlie anlächelte, als dieser ihn am frühen Morgen von Fort Meade nach Washington zurückfuhr. Immer noch zufrieden vor sich hingrinsend, stellte er sich im Fond des Wagens vor, welche Empörung und Wehklagen kurz nach 19 Uhr amerikanischer Ostküstenzeit in Moskau und Peking ausbrechen würden.

»Sie fahren heute besonders gut, Charlie«, bemerkte er, was seinen leidgeprüften Chauffeur so verblüffte, daß er fast auf einen Greyhound-Bus aufgefahren wäre.

Um 13 Uhr russischer Zeit kamen Lieutenant Commander Hunter und seine Männer, die sich in dem VW-Bus erneut umgezogen hatten und jetzt wie ganz normale amerikanische Geschäftsleute aussahen, am Flughafen von St. Petersburg an. Ohne Aufsehen zu erregen, stiegen sie aus dem Wagen und ließen Waffen, Kleidung und Schaufel bei Wladimir zurück, der sie in die amerikanische Botschaft in der Petra-Lawrowa-Straße bringen würde.

Um 15 Uhr saßen die vier SEALs in einem Learjet nach London, und fünf Stunden später waren sie bereits hoch über dem Atlantik in einer regulären Boeing 747 der American Airlines mit Ziel New York. Rick hatte sich ausgerechnet, daß sie sich etwa über der Küste von Maine befinden würden, wenn mitten im Belomorski-Kanal die Zeitzünder unter den Rümpfen der Tolkatschs detonierten.

Der Steward Pjotr und Torbin, der Oberkellner, hatten erst zum Mittagessen wieder Dienst auf der Juri Andropow. Als sie nicht erschienen, wurde der Kapitän verständigt, der die Angelegenheit sofort Oberst Borsow mitteilte. Die beiden Offiziere ordneten eine gründliche Durchsuchung des Schiffs an, die über zwei Stunden Zeit in Anspruch nahm, wobei sie nur feststellten, daß die beiden Männer einfach nicht an Bord waren.

Das Schiff war inzwischen schon wieder auf dem Weg nach Süden, und so mußten der Oberst und der Kapitän die schwierige Entscheidung fällen, ob sie die nächstliegende Polizeidienststelle verständigen oder zum Halt im Grünen zurückfahren sollten. Es fiel schwer, sich vorzustellen, daß den beiden Männern in der ruhigen, ländlichen Gegend etwas zugestoßen sein könnte, aber bei der Durchsuchung des Schiffs war an den Tag gekommen, daß eines der Schlauchboote mit Außenbordmotor fehlte. Einige der Passagiere sagten aus, daß Pjotr damit gegen Bezahlung private Rundfahrten veranstaltet habe.

Oberst Borsow kam die Angelegenheit nun doch ziemlich merkwürdig vor.



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