(KEIN) ZUCKERSCHLECKEN #2 by Lieselore Warmeling

(KEIN) ZUCKERSCHLECKEN #2 by Lieselore Warmeling

Autor:Lieselore Warmeling
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9783958654181
Herausgeber: 110th
veröffentlicht: 2014-12-11T00:00:00+00:00


Ausgeliefert

Das Morgenlicht kroch durch die Spalten der Jalousie und traf auf die geschlossenen Lider der regungslosen Gestalt in dem weißlackierten Krankenbett. Sie spürte, wie ihr Herz ein paar verzweifelte Sprünge machte. Er würde kommen, ebenso unabänderlich wie gerade der Tag anbrach. Hass und Abscheu schnürten ihr fast die Kehle zu und sie bemühte sich verzweifelt, wenigstens das Lid des rechten Auges anzuheben.

Gestern noch war es ihr für den Bruchteil einer Sekunde gelungen. Ihre Gedanken rasten, einmal einen Blick auf ihre Umgebung zu werfen, das war alles, was sie sich von diesem Leben noch wünschte.

Dieser Blick würde ihm gelten und ihn hoffentlich zerschmettern. Doch es war wie immer. Seit dem Schlaganfall vor zwei Jahren arbeiteten nur noch wenige ihrer Körperfunktionen, darunter Gehör- und Geruchssinn, und, wenn auch eingeschränkt, das Gefühl für Berührungen.

Jäh wurde die Tür aufgerissen.

Grelles Licht aus der Deckenbeleuchtung schien trotz der geschlossenen Augen schmerzhaft direkt in ihr Hirn zu dringen.

„Guten Morgen Geliebte, bist du bereit? Bereit für unser Spiel meine Schöne? Na, macht uns das Spaß?“

Er schlug die leichte Decke zurück und streichelte ihren Bauch. Die Griffe waren zuerst leicht massierend und wurden dann etwas stärker. Sein Atem ging schneller und sein Körpergeruch verursachte ihr Übelkeit. Er dünstete die vergangene Nacht aus wie eine Müllkippe den gelagerten Unrat.

„Nun komm schon Liebste, entleere dich, oder muss ich dich wieder bestrafen?“

Hasserfüllt spürte sie, wie ihre Blase sich durch den gesetzten Katheder entleerte. Die Tür öffnete sich erneut, eine zweite Person hatte den Raum betreten und sie wartete gespannt, wer so früh am Morgen das tägliche Pflegeritual unterbrochen hatte.

„Doktor, Sie sind schon da, so früh hatte ich gar nicht mit Ihnen gerechnet.“

„Ich dachte, ich sehe mir einmal an, wie sie mit der Körperpflege ihrer Frau zurechtkommen.“

Die Stimme der zweiten Person war angenehm und dunkel, eine Frau: „Sie wissen ja, ab heute sollte die basale Stimulation beginnen und das geschieht am Besten in einer angenehmen und entspannten Atmosphäre, es sollte auf keinen Fall in Stress ausarten. Ich hoffe, es ist nach Ihrer Schulung klar, was damit erreicht werden soll. Durch Berührung nimmt die Pflegeperson mit dem Patienten, der sich nicht mehr über Wohlbefinden oder dessen Gegenteil äußern kann, Kontakt auf.“

Die dunkle Stimme wurde dozierend:

„Sie ermöglicht dem Erkrankten, eine Welt außerhalb seines Körpers wahrzunehmen und die Anwesenheit und Fürsorge eines anderen Menschen zu fühlen. Ziel ist die Förderung zur Wahrnehmung, Bewegung und Kommunikation. Erwarten Sie zu Beginn also nicht zuviel. Sie müssen sich an die Bedürfnisse Ihrer Frau regelrecht herantasten. Nur was sie sich wünscht, auch wenn sie es nicht wirklich sagen kann, darf von Ihnen aufgenommen und ausgeführt werden. Ihr Empfinden für diese individuellen Wünsche muss also ebenso trainiert werden, wie das Ihrer Frau für Berührungen im Allgemeinen. Hüten Sie sich also davor, zuviel zu schnell zu wollen.“

„Aber ja Doktor, ich habe das doch schon immer so gemacht, weiß also genau, was mein Liebchen braucht und gebe es ihr. Mir können Sie auf diesem Sektor nicht mehr so arg viel vermitteln, das läuft hier schon so, seitdem ich meine Frau aus der Klinik holte.



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