Kapitaene kuesst man nicht [24.11.14] by Brigitte D'Orazio

Kapitaene kuesst man nicht [24.11.14] by Brigitte D'Orazio

Autor:Brigitte D'Orazio [D'Orazio, Brigitte]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9783955208530
Herausgeber: Dotbooks Verlag
veröffentlicht: 2014-10-23T22:00:00+00:00


***

Das Telefon auf ihrem Nachttisch klingelte methodisch. Zoe rieb sich die Augen und sah auf den Wecker. Neun Uhr früh, und sie fühlte sich zum ersten Mal seit fünf Tagen einigermaßen ausgeschlafen. Dafür hatte gestern Abend der junge Doktor Brunner gesorgt. Nachdem sie in der Krankenstation wieder zu sich gekommen war, hatte er sie gründlich untersucht und ihr schließlich diesen süßen, nach Maracuja schmeckenden Saft verabreicht.

»Was Sie vor allem brauchen, ist eine Nacht voller Schlaf.«

»Aber ich muss unbedingt nach Arno sehen!«, hatte sie protestiert.

»Um den kümmere ich mich schon, keine Sorge. Der kühlt nur ein bisschen sein Temperament ab.«

Arno und Temperament? Das passte so gar nicht zusammen, und während Zoe darüber nachdachte, trank sie von dem Saft.

»Gut gemacht«, sagte Doktor Brunner. »Alice begleitet Sie jetzt in Ihre Kabine.«

»Das ist nicht nötig.«

»Oh doch. Der Kapitän hat gesagt, wir sollen uns gut um Sie kümmern.«

Während sie an der Seite der Krankenschwester durch die Gänge lief, dachte Zoe über diese Worte nach. Niklas sorgte sich also um sie? Ihr Wohl lag ihm am Herzen? Wärme breitete sich in ihr aus, und die Sehnsucht nach einem Kuss, einer flüchtigen Umarmung nur, zerrte an ihr wie ein starker Nordostwind an der Takelage eines Dreimasters.

Kaum in ihrer Kabine, fiel sie in einen tiefen und traumlosen Schlaf.

Das Telefon hörte nicht auf zu klingeln, und endlich nahm Zoe ab.

»Frau Hoffmann? Hier ist Anette von der Rezeption. Könnten Sie bitte kurz herkommen?«

»Was ist denn los?« Die Ergebnisse des gestrigen Tages spulten sich in ihrem Kopf ab, zurück blieb nur ein großes Durcheinander der Gefühle.

»Eine Dame möchte Sie sprechen.« Als die Hostess weitersprach, sprang sie erschrocken aus dem Bett. Sie schlüpfte in ein Strandkleid, fuhr sich mit den Fingern durchs Haar und rannte wieder einmal endlose Gänge entlang, bis sie an Deck gelangte. Dort sah sie, dass die MS Annabella vor Piräus ankerte. Weit draußen, denn das Hafenwasser war zu flach für so ein großes Schiff. Doch selbst auf die Entfernung bemerkte Zoe das geschäftige Treiben von ankommenden Schiffen, abfahrenden Fähren und ankernden Yachten. Piräus selbst, seit langem schon mit dem ausufernden Athen zusammengewachsen, machte auf sie den Eindruck einer modernen, pulsierenden Hafenstadt. Zoe löste sich von dem faszinierenden Anblick und lief schnell weiter.

Als Erstes sah sie die blonden, perfekt gepflegten Haare. Dann hörte sie die unverkennbare Stimme: »Wie lange wird es wohl dauern, bis meine Tochter endlich hier ist?«

»Sie ist bestimmt schon auf dem Weg«, gab die junge Hostess zurück.

Schnell trat Zoe hinzu. »Hallo Mama.«

»Guten Morgen, mein Kind.« Elisabeth Hoffmann lächelte leicht und tat so, als sei es für sie das Normalste von der Welt, mal eben nach Griechenland zu fliegen, um ihre Tochter auf dem Kreuzfahrtschiff zu besuchen.

»Ich fürchte, wir sind ausgebucht«, sagte die Hostess zu Zoe. »Das habe ich Ihrer Mutter bereits erklärt.«

Elisabeth wischte den Einwand mit einer schnellen Handbewegung beiseite. »Das macht nichts. Ich schlafe bei meiner Tochter.«

»Mama, Arno und ich haben nur eine Doppelkabine.«

»Eben. Und da der arme Junge nach dem Willen seines Onkels sein weiteres Leben als Fischstäbchen fristen sollte, ist das halbe Bett ja frei.



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