Justice--Alex Cross 22 by James Patterson

Justice--Alex Cross 22 by James Patterson

Autor:James Patterson
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Blanvalet Taschenbuch Verlag


51 »Drei Tage?«, fragte ich später am Nachmittag, als ich zusammen mit Bree vor dem Leichtathletikstadion der Starksville High School stand. Wir telefonierten mit Naomi und hatten das Handy auf laut gestellt.

»Vielleicht auch fünf«, erwiderte meine Nichte. »Richter Varney hat Nierensteine. Zwei davon sind jetzt draußen. Strong sagt, dass der Prozess frühestens am Freitag weitergehen kann, wahrscheinlich sogar erst Montag.«

»Das ist vermutlich ein Segen«, sagte Bree.

»Wieso denn das?«, wollte Naomi wissen.

Ich sagte: »Bree und ich haben uns die Beweislage gründlich angesehen, aber falls du und Stefan uns nichts verschwiegen habt, dann gibt es, abgesehen von Stefans Mutmaßungen, absolut nichts, was auf eine Verbindung von Marvin Bell zu irgendwelchen Drogengeschäften hindeuten würde.«

»Ein paar Indizien gibt es schon«, erwiderte Naomi.

»Das reicht nicht. Wir brauchen stichhaltige Beweise«, sagte Bree.

»Wenn wir Bell als Drogenbaron entlarven können, der fürchten musste, bloßgestellt zu werden, dann bekommt Sharons Aussage einen sehr viel fragwürdigeren Charakter, weil Bell dann ein starkes Motiv hätte, Stefan die Tat in die Schuhe zu schieben.«

»Bleiben immer noch die DNA-Spuren«, sagte Bree.

»Ich glaube, die kann ich entkräften«, meinte Naomi. »Stefan und Patty haben Kondome benutzt. Ich habe einen Experten, der bereit ist auszusagen, dass es absolut denkbar ist, dass die Spermaspuren, die man bei Rashawn und auf dem Höschen entdeckt hat, von einem Unbekannten aus dem Mülleimer entwendet und bewusst so platziert worden sind, dass der Verdacht auf Stefan fällt.«

»Das beides zusammen, und schon haben wir einen begründeten Zweifel«, sagte ich.

»Aber Bell haben wir dadurch noch lange nicht«, sagte Bree. »Und dass Patty Converse heute nicht im Gerichtssaal war, hat auch nicht geholfen.«

»Ich bin gerade auf dem Weg zu ihr«, sagte Naomi. »Sie geht nicht ans Telefon.«

»Sag uns Bescheid, wenn du was weißt.« Damit legte ich auf.

Wir betraten das Stadion und setzten uns auf die Tribüne. Viele Läuferinnen und Läufer hatten wir das letzte Mal schon gesehen, auch Sharon Lawrence, die mit mehreren Freundinnen an uns vorbeijoggte und Bree und mir einen giftigen Blick zuwarf.

Bree sagte: »Neulich abends hat Cece Turnbull gesagt, dass in den Tagen vor Rashawns Tod irgendetwas passiert sein muss, was ihn sehr aufgewühlt hat.«

»Ich kann mich erinnern, ja.«

»Und wenn er eine Vergewaltigung beobachtet hat? Wäre das aufwühlend genug gewesen?«, sagte sie leise.

Ich blickte sie an und sah, dass sie es ernst meinte.

»Das wäre bestimmt aufwühlend genug gewesen«, erwiderte ich.

War Stefans Version der Ereignisse also nichts weiter als eine Lüge? Hatte Rashawn ihn mit Sharon Lawrence beobachtet? Hatte mein Cousin den Jungen misshandelt, um ihn zum Schweigen zu bringen?

Jannie lief wieder in der Gruppe der älteren Mädchen mit. Coach Greene ließ sie hüpfen, immer in Zweihundert-Meter-Intervallen. Ich konnte mich nicht erinnern, dass Jannie das schon jemals gemacht hatte, und sah, dass sie Mühe hatte, mit den College-Athletinnen mitzuhalten.

Im Anschluss ging Jannie zu ihrer Tasche, schlüpfte in einen Kapuzenpullover und kam dann mit unzufriedenem Gesicht zu uns an den Zaun.

»Ich kann das nicht«, sagte sie. »Keine Ahnung, wieso ich überhaupt hüpfen soll.«

»Hast du gefragt?«, wollte ich wissen.

Jannie zuckte mit den Schultern. »Soll angeblich die Explosivität verbessern.«

»Na also«, sagte Bree.

»Ich bin explosiv genug, wenn’s drauf ankommt«, erwiderte Jannie.



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