Jung und wild [17.11.14] by Jaden Tanner

Jung und wild [17.11.14] by Jaden Tanner

Autor:Jaden Tanner [Tanner, Jaden]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9783732501915
Google: dzmqBAAAQBAJ
Barnesnoble:
Herausgeber: BASTEI LÜBBE
veröffentlicht: 2014-10-16T22:00:00+00:00


Ich weiß nicht mehr, wie ich Julian aus dem Auto bekommen habe. Kaum, dass ich den Beetle auf den Stellplatz vor dem Haus gelenkt habe, hat mein Sohn die Augen geöffnet und unverständliches Zeug gebrabbelt. Sofort bekomme ich Panik. Hat er möglicherweise doch etwas von dem mitbekommen, was zwischen Tim und mir passiert ist?

Er stützt sich auf meine Schulter, und so gelingt es mir eher schlecht als recht, ihn ins Haus zu bringen. Durch die geöffnete Milchglastür sehe ich, dass Paul bei laufendem Fernseher auf dem Sofa eingeschlafen ist.

Irgendwie bringe ich es allein zustande, meinen volltrunkenen Sohn ins erste Stockwerk und in sein Zimmer zu bugsieren. Die Klamotten behält er an, und ich schleiche mich so leise wie möglich davon. Natürlich nicht, ohne ihm vorher noch einen Eimer ans Bett zu schieben – sollte es ihm schlecht werden.

Nun stehe ich im oberen Flur und spähe hinunter ins Erdgeschoss. Das monotone Schnarchen aus dem Wohnzimmer dringt an meine Ohren. Diesmal bin ich froh darüber, dass Paul schläft. Nach dem, was geschehen ist, möchte ich ihm nicht so schnell unter die Augen treten. Schnell springe ich ins Bad und entkleide mich. Die zerrissene Strumpfhose weckt Erinnerungen voller Leidenschaft, aber auch mein Gewissen. Ich streife die Nylons herunter und stopfe sie in den kleinen Mülleimer unter dem Waschbecken. Dann stehe ich nackt vor dem Spiegel. Ich betrachte mich und frage mich allen Ernstes, ob ich mit meinen dreiundvierzig Jahren für einen jungen Mann wie Tim eine begehrenswerte Frau sein kann.

Ich finde mich, nun sagen wir mal, durchaus attraktiv. Sicherlich mit dem einen oder anderen Makel, aber meine Beine sind noch immer grandios. Kein Wunder, dass ich Tim damit aus der Reserve locken konnte.

Dennoch. Das schlechte Gewissen und aufkeimende Selbstzweifel drohen mich zu überwältigen. Meine Gedanken kreisen um das Erlebte und beginnen mich zu quälen.

So leise wie möglich schleiche ich ins Schlafzimmer und wundere mich, als Paul dort bereits im Bett liegt. Er schläft in Boxershorts, hat sich auf die Seite gedreht und schnarcht. Offenbar hat er nichts von dem, was heute Abend geschehen ist, mitbekommen.

Schnell krieche ich unter die Bettdecke – wie immer schlafe ich nackt. Ich lösche das Licht und kuschele mich ein, als ein phosphoreszierendes Leuchten die Zimmerdecke erhellt. Ich blinzele und stelle fest, dass eine Nachricht auf meinem Handy eingetroffen ist.

Eine WhatsApp-Nachricht mit einer mir nicht bekannten Rufnummer. Doch ich glaube, den Absender zu kennen, als ich den Inhalt lese: Es war schön, dich zu verwöhnen. Schlaf gut, Prinzessin.

Von meinen Gefühlen überwältigt, bin ich hin- und hergerissen. Das alles hätte einfach nicht passieren dürfen. Doch nun ist es geschehen, und während ich in einen traumlosen Schlaf hinüberdämmere, suche ich nach einer Möglichkeit, aus dem Erlebten den größtmöglichen Nutzen für mein weiteres Leben zu ziehen.



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