Julia Extra Band 0337 by unknow

Julia Extra Band 0337 by unknow

Autor:unknow
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Cora Verlag GmbH & Co. KG
veröffentlicht: 2011-10-05T22:00:00+00:00


Helen Brooks

Ein Ausflug ins Glück

1. KAPITEL

Das also war die romantische Vorweihnachtszeit! Strömender Regen, ein bitterkalter Wind und Passanten, die verbissen vor sich hinblickten und die Ellenbogen gebrauchten, um sich einen Weg durch das Gedränge zu bahnen. Stellte man sich so den Tag vor, an dem die Kinder das erste Türchen ihres Adventskalenders öffneten?

Rachel Ellington warf einen kurzen Blick in eines der Schaufenster, die sie täglich passierte. Darin stand ein riesiger Weihnachtsmann mit einem Sack voller bunt verpackter Geschenke, der den Betrachter breit angrinste. Schon seit Oktober stand er dort neben einer künstlichen Tanne mit Dekoschnee und grell blinkenden Lichtern.

Werde ich schon wie meine Mutter, die sich nach ihrer Kindheit zurücksehnt, weil man damals den Weihnachtsbaum erst kurz vor der Bescherung schmückte? fragte sich Rachel. Wünschte auch sie sich Zeiten zurück, in denen Süßigkeiten und ein kleines Spielzeug reichten, um Kinderaugen zum Leuchten zu bringen? Nach Zeiten, in denen Männer Frauen noch liebten, statt einzig und allein auf Sex aus zu sein?

Erschrocken über diese Gedanken, blieb sie abrupt stehen und zog sich damit den Unmut der Menschen zu, die direkt hinter ihr gingen. Schnell murmelte sie eine Entschuldigung und hastete weiter.

Was war nur in sie gefahren, woher kam diese Verbitterung? Über die Geschichte mit Giles war sie doch schon seit Monaten hinweg. Zugegeben, der Sommer war hart gewesen. Die ersten Wochen hatte sie es einfach nicht fassen können, dass sie von dem Mann, mit dem sie den Rest ihres Lebens hatte verbringen wollen, hintergangen worden war. Nur langsam war in ihr eine Erkenntnis gereift: Sie litt nicht an gebrochenem Herzen, sondern an gekränktem Stolz.

Diese Einsicht ließ sie an sich selbst zweifeln. Wie konnte sie eben noch bereit sein, sich für immer an einen Mann zu binden, und kurz darauf erleichtert aufatmen, weil er aus ihrem Leben wieder verschwunden war? Durfte sie ihren Gefühlen in Zukunft überhaupt noch trauen?

Die Tatsachen zu akzeptieren lernen war ein schmerzlicher Prozess gewesen. Sie hatte mehr geweint als geschlafen und stark abgenommen. Ohnehin schon nicht mit üppigen Rundungen bedacht, erschrak sie eines Morgens beim Blick in den Spiegel. Um nicht länger wie eine Bohnenstange auszusehen, schwelgte sie von Stund an in Pralinen, Sahnetorte und anderen Kalorienbomben. Jennie und Susan, ihre Mitbewohnerinnen, hatten ihr über den Rand ihrer Salatteller neidische Blicke zugeworfen, was Rachel weitaus besser getan hatte als das Mitleid davor.

Sie bog in die kleine Seitenstraße in Kensington ein, in der sie sich mit den Freundinnen aus der Studienzeit schon seit fünf Jahren eine Wohnung teilte. Regen peitschte ihr ins Gesicht, und der böige Wind blies sie fast um. Den fünfzehnminütigen Weg zwischen Arbeitsplatz und Zuhause, den sie sonst so genoss, hatte sie diesmal als reinste Tortur empfunden.

Als sie endlich die Tür zu der Parterrewohnung öffnete, war sie nass bis auf die Haut. Ihr war eiskalt, das Haar lag wie angeklatscht am Kopf, Wassertropfen liefen ihr übers Gesicht und in den Nacken, und wahrscheinlich war ihre Wimperntusche verschmiert. In der Vorfreude auf ein heißes Bad achtete sie nicht auf ihre Schritte, blieb an der Türmatte hängen, stolperte und wäre beinahe gefallen.



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