John Sinclair - 1085 - Rattenliebe by Jason Dark

John Sinclair - 1085 - Rattenliebe by Jason Dark

Autor:Jason Dark [Dark, Jason]
Die sprache: deu
Format: epub


*

Ich hatte davon gesprochen, ein Auto zu nehmen, war mit diesem Vorschlag bei Teresa jedoch auf taube Ohren gestoßen. »Nein, John, wir brauchen keinen Wagen. Ich wohne in der Nähe.«

»Bitte?«

»Ja, du hast richtig gehört.«

»Dann müssen wir zu den Häusern hin?«

Sie schüttelte den Kopf. »Auch das nicht. Ich habe es mir auf dem alten Fabrikgelände gemütlich gemacht. Auch das geht. Du wirst dich wundern, wie es bei mir aussieht.«

»Eine Wohnung in einer stillgelegten Fabrik?« Ich zweifelte noch immer.

»Ja, genau.«

»Wie …«

Sie lachte so laut, daß ich nicht mehr weiterfragte. »Es ist ganz einfach, John, glaub mir. Zu einer Fabrik gehören nicht nur Arbeitshallen, sondern auch andere Räume. Waschräume, Kauen, und die sind nicht abgerissen worden.«

»Ich verstehe. Du hast dir in diesen Kauen oder einer Kaue eine Wohnung eingerichtet.«

»Ja, sogar mit Wasseranschluß und Elektrizität.«

Das nahm ich ihr ab. Teresa war eine Frau, die nichts aus dem Bauch heraus tat. Sie hatte einen Plan gefaßt und dafür die entsprechenden Vorbereitungen getroffen. Da gab es nichts Spontanes, alles war genau kalkuliert.

Der Wind brachte Kälte mit, die auf unseren Gesichtern klebte. Ich hielt Teresa umfaßt, und sie drückte sich eng an mich, um etwas gewärmt zu werden. Wir gingen recht schnell über den unebenen Boden hinweg, und ich war froh, daß die Frau neben mir den Kopf nach vorn gebeugt hielt. So konnte ich über sie hinwegschauen und das Gelände absuchen.

Es war dunkel. Es gab keine Lichter. Und auch das alte Gebäude war nicht beleuchtet. Eine große Halle, die noch stand. Andere Teile der Fabrik waren der Abrißbirne zum Opfer gefallen, aber dieses Mittelstück hatte man stehengelassen. Es wuchs in die Höhe wie ein Dino aus der Gründerzeit, obwohl die Kippe immer mehr Platz brauchte und die Tage dieser Halle gezählt waren.

Ich fragte Teresa nicht, wie lange sie hier schon lebte. Ich wollte wissen, ob sich die Ratten in unserer Nähe aufhielten. Diesmal sah ich sie nicht. Die Begegnung in der Herrentoilette hatte mir außerdem gereicht.

Erzählt hatte ich Teresa nichts davon. Allerdings konnte ich mir vorstellen, daß sie Bescheid wußte, denn die Tiere hörten wohl auf ihr Kommando.

Wir gingen an der Breitseite des Gebäudes vorbei, um das hintere Ende zu erreichen. Beim Gehen streckte Teresa den Arm aus. »Es sind nur noch wenige Schritte, John, dann wird es gemütlicher.«

»Hoffentlich.«

Sie lachte mich an. »Keine Sorge, mein Lieber, du wirst dich nicht beklagen können.«

Es gab an der Rückseite einen kleinen Anbau. Längst nicht so hoch wie die Halle und auch nicht so lang. Von den Maßen her paßte er nicht zu ihr, er sah aus wie ein Stumpf.

Davor blieben wir stehen. Teresa löste sich von mir und fingerte nach dem Schlüssel, den sie in das Schloß einer Eisentür stecken wollte. Ich blickte mich derweil um. In der Nähe wuchs das Unkraut kniehoch aus dem Boden. Der Himmel lag über uns wie eine dunkle Wand, und die Fenster der ehemaligen Kaue glichen viereckigen Luken, hinter denen alles dunkel war.

Teresa schloß auf und ging vor. Ich stand noch auf der Schwelle, als sie bereits das Licht eingeschaltet hatte.

Vor uns lag ein Flur.



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