Jenseits des Bösen by Clive Barker

Jenseits des Bösen by Clive Barker

Autor:Clive Barker [Barker, Clive]
Die sprache: deu
Format: mobi, epub
Tags: Horror, Wahnsinn
ISBN: 9783453064355
Herausgeber: Heyne Taschenbuch
veröffentlicht: 2012-09-02T21:04:23+00:00


»Die Iad Uroboros haben ihre Agenten überall«, sagte Kissoon. »Ich glaube, einer hat sich in dieser Stadt versteckt. Ich weiß nicht, welche Gestalt er annimmt, und ich will es auch nicht wissen. Aber es wäre fatal, sie sich anzusehen, vermute ich. Wie dem auch sei, ich werde das Risiko nicht eingehen, 496

und du solltest es auch nicht, einerlei, wie neugierig du bist.«

Es war schwer, diesem Standpunkt zu widersprechen, deckte er sich doch weitgehend mit ihren eigenen Gefühlen. Erst vor wenigen Minuten hatte sie Raul in ihrer Wohnung gesagt, sie habe gespürt, daß auf dieser verlassenen Hauptstraße etwas passieren würde. Jetzt bestätigte Kissoon ihren Verdacht.

»Ich schätze, dann muß ich mich wohl bei dir bedanken«, sagte sie widerwillig.

»Mach dir keine Mühe«, antwortete Kissoon. »Ich habe dich nicht um deinetwillen gerettet, ich habe dich wegen wichtigerer Pflichten gerettet.« Er stocherte einen Augenblick mit einem rußgeschwärzten Stock in der Glut des Feuers. Es loderte auf, die Hütte war heller denn je erleuchtet. »Es tut mir leid«, sagte er, »wenn ich dir bei deinem letzten Besuch angst gemacht habe. Was heißt hier: wenn. Ich weiß, daß ich dir angst gemacht habe, und ich kann mich gar nicht genug

entschuldigen.« Er sah sie während dieser Entschuldigung, die sich einstudiert anhörte, nicht an. Aber aus dem Mund eines Mannes, der, wie sie vermutete, ein krankhaft übersteigertes Geltungsbedürfnis hatte, war sie eine doppelte Genugtuung.

»Deine körperliche Anwesenheit hat mich... sagen wir einmal...

auf eine Weise bewegt, die ich nicht vorhersehen konnte, und du hast meinen Motiven aus gutem Grund mißtraut.« Er griff sich mit einer Hand zwischen die Beine und nahm den Penis zwischen Daumen und Zeigefinger. »Jetzt bin ich keusch«, sagte er. »Wie du selbst sehen kannst.«

Sie sah ihn. Der Penis war schlaff.

»Entschuldigung akzeptiert«, sagte sie.

»Ich hoffe, dann können wir jetzt wieder zum Wesentlichen kommen.«

»Ich werde dir meinen Körper nicht geben, Kissoon«, sagte sie frei heraus. »Wenn du das mit dem ›Wesentlichen‹ meinst -

nichts zu machen.«

Kissoon nickte. »Ich kann dir keinen Vorwurf machen.

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Manchmal reichen Entschuldigungen eben nicht aus. Aber du mußt verstehen, wie wichtig das ist. In diesem Augenblick bereitet sich der Jaff in Palomo Grove darauf vor, die ›Kunst‹

anzuwenden. Ich kann ihn aufhalten. Aber nicht von hier aus.«

»Dann bring es mir bei.«

»Keine Zeit.«

»Ich lerne schnell.«

Kissoon sah sie mit verbissenem Gesicht an.

»Das ist wahrhaftig eine monströse Arroganz«, sagte er. »Du gerätst mitten in eine Tragödie hinein, die sich seit Jahrhunderten auf ihren letzten Akt zubewegt, und glaubst, du kannst einfach mit ein paar Worten ihren Verlauf ändern. Dies ist nicht Hollywood. Es ist die Wirklichkeit.«

Seine kalte Wut schüchterte sie ein, aber nicht sehr.

»Also gut, manchmal werde ich eben übermütig. Erschieß mich doch dafür. Ich habe gesagt, ich werde dir helfen, aber auf diese Scheiße von wegen Körpertausch lasse ich mich nicht ein.«

»Vielleicht...«

»Was?«

»... kannst du dann ja jemanden finden, der bereit ist, sich mir zu fügen?«

»Das dürfte schwierig sein. Was soll ich ihnen denn sagen?«

»Du bist sehr überzeugend«, sagte er.

Sie dachte an die Welt, die sie hinter sich gelassen hatte. Das Mietshaus hatte einundzwanzig Bewohner. Konnte sie Ron oder Edgar oder



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