JAPANJAHRE by Edelgard Herwald
Autor:Edelgard Herwald [Herwald, Edelgard]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 978-3-942796-20-0
Herausgeber: C. M. Brendle Verlag
veröffentlicht: 2016-02-10T16:00:00+00:00
Kapitel 16
Als das neue Programm des Clubs herauskam, rief Helene Rother an und fragte scherzhaft: »Wollen wir noch einmal mit den Kindern nach Shikine-Jima fahren?« Marianna lehnte lachend ab und antwortete: »Zweimal waren wir auf dieser schönen Insel, das muss erst mal reichen!«
Während des letzten Sommers wollte die Familie mit ihrem Club per Schiff auf eine der nahen Izu-Inseln fahren. Als der Abreisetermin nahte, musste Hans plötzlich auf Geschäftsreise nach Deutschland, sodass Helene Rother wieder einmal für ihn einsprang. Sie warteten bei wunderschönem Sommerwetter abends mit gefühlten 5.000 Menschen am Pier von Hamamatsucho. Endlich wurde die Gangway des großen Passagierschiffes herabgelassen und die sonst so höflichen Japaner stürmten sofort das Schiff. Daraufhin verließ ihre Reiseleiterin Ogawa-San die kleine Gruppe fluchtartig, indem sie irgendwelche Termine vorschob. Der Schiffsbauch füllte sich in Windeseile mit reiselustigen Japanern, worauf Helene und Marianna beschlossen, ihr Glück auf dem Außendeck zu versuchen, aber auch das war längst belegt, und so fanden sie schließlich im Speisesaal unter einem der Tische und nahe am Waschbecken einen Lagerplatz auf dem völlig überfüllten Schiff. Sie versuchten, die Situation mit Humor zu meistern, und die Kinder sahen das Ganze als großes Abenteuer an. Marianna versuchte, nicht an die hoffnungslose Überladung des Schiffes zu denken, obwohl das schwer fiel, weil längst jeder Gang und auch jede Treppenstufe mit Menschen belegt war. Sie packten ihr Picknick aus und die Kinder fanden es total lustig, unter dem Tisch zu essen. Die Stühle waren alle auf geheimnisvolle Weise verschwunden. Die Schiffsküche hatte geschlossen, weil es sich um eine Nachtfahrt handelte. An den Wänden brummten Getränkeautomaten und verbreiteten unnötig viel Wärme. Als nach zwei Stunden ein Sturm aufkam, das Schiff hin und her schlingerte und die Menschen anfingen, sich in das Waschbecken nahe ihrer Lagerstelle zu übergeben, fiel es schwer, den Humor zu bewahren. Es herrschte eine enorme Hitze in dem überfüllten Raum, denn die Klimaanlage war auch schon ausgefallen. Die Menschen hingen apathisch in ihren eroberten Ecken, auf Bänken, unter den Tischen und auf den Treppenstufen, sodass es fast unmöglich war, die Toiletten zu erreichen. Marianna und die Mädchen versuchten es trotzdem, weil es Sophie von der Hitze und dem Gestank des vielfach Erbrochenen schlecht wurde. Als sie beim Schlingern des Schiffes über die schlafenden Menschen auf den Treppenstufen kletterten, wurde den dreien erst richtig übel. Aber sie schafften es zur Toilette, die allerdings auch überfüllt und übel zugerichtet war. Sophie war ganz blass um das Näschen, aber spucken musste sie nicht. Steffi ekelte sich vor dem ganzen stinkenden Dreck, aber ihr war nicht schlecht. Immerhin konnten sie ihre Wasserflaschen mit frischem Wasser füllen und sich mit ihrem kleinen, ins Wasser getauchten Handtuch erfrischen. Nachdem sie sich ihren Weg zurück zu Helene unter den eroberten Tisch gebahnt hatten, lehnten sich die beiden Frauen mit dem Rücken aneinander und Helene legte sich Steffi auf den Schoß und Marianna Sophie, woraufhin die Kinder fast sofort einschliefen. Helene zauberte eine kleine Flasche Pernod hervor und sie tranken Pernod mit Wasser gegen die Übelkeit und schliefen, als das Schiff
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