Jägermond - Die Tochter des Sphinx: Roman (German Edition) by Schacht Andrea

Autor:Schacht, Andrea [Schacht, Andrea]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Penhaligon Verlag
veröffentlicht: 2014-09-22T16:00:00+00:00

28. Topf Schwarz

Dieser miese Strolch hatte ihr die Perücke vom Kopf gerissen. Das hatte sie dermaßen schockiert, dass sie ihn hatte laufen lassen. Dabei war er so leicht einzufangen gewesen, und hätte sie noch ihr Messer gehabt … Hatte sie dummerweise nicht. Sie hätte sich in den Kampf zwischen den Katzen auch gerne eingemischt und sich dieses Mädchens angenommen. Aber die war plötzlich wie vom Erdboden verschluckt, und die beiden Katzen hatten einander mit einer derartigen Wut bekämpft, dass sie einfach nur versucht hatte, vom Schlachtfeld zu verschwinden.

Aber dann hatte ihre Glückssträhne begonnen. Wurde ja auch Zeit. Der Kater war zwar hinüber, aber diese Kätzin auch. Sie hätte das Mädchen noch umbringen können und hatte sich auch schon an sie herangeschlichen, da war dieser geflügelte Löwe bei ihnen gelandet.

Das war die Gelegenheit, auf die Tamara gewartete hatte. Der Wächter des Schwarzen Sumpfes hatte seinen Posten verlassen. Sie war losgerannt, dem Weg gefolgt, den ihr Imhotep zuvor beschrieben hatte. Und mit äußerster Vorsicht hatte sie den fest verschließbaren Topf mit einigen Kellen von dem schwarzen, klebrigen Zeug gefüllt.

Das Werkzeug ihrer Rache.

Der Pfad zum Ausgang war ein wenig schwieriger zu finden gewesen. Einige Male war sie vermutlich im Kreis gegangen, dann aber hatte sie bemerkt, dass der Ring in ihrem Ohr seine Frequenz änderte, und als sie sich auf das Summen eingestellt hatte, war es auf einmal ganz leicht gewesen. Es war heller Tag, als sie aus dem Felstor trat und das Land Trefélin vor ihr lag. Es war unheimlich still, nur ein paar dämliche Vögel piepsten irgendwo in der Luft. Allerdings gab es Spuren. Das Gras war niedergetreten, eine Wurstpelle lag herum, eine Fellfluse hing an einer Ranke. Aber von Katzen oder Menschen selbst keine Spur. Sie waren zwar eingetroffen – die Wurstpelle zeugte davon –, hatten sich aber wohl schon auf den Weg gemacht. Vermutlich in das Gebiet, das sie Laubental nannten. Dort residierte, so hatte sie dem Buch entnommen, die Königin. Ein lohnendes Ziel, doch nicht für den Augenblick. Zunächst galt es, den Horror zu verbreiten. Sie würde einige der beliebten Versammlungsplätze aufsuchen und dort ein wenig von dem schwarzen Zeug verkleckern.

Plötzlich grinste sie.

Genau hier war vermutlich auch ein viel besuchter Ort. Nicht die schlechteste Idee, damit zu beginnen. Sie ließ ihren Rucksack von den Schultern gleiten, holte den Topf heraus und verteilte ein paar Tropfen seines Inhalts zwischen den Gräsern. Ein hübscher Empfang für jene, die ihr gefolgt waren oder für solche, die hier verschwinden wollten.

Noch einmal sah sie sich um. Einen Augenblick lang hatte sie das Gefühl, dass sie beobachtet wurde, aber weit und breit schien sich kein Lebewesen aufzuhalten. Sie nahm ihr Gepäck wieder auf und warf einen Blick auf den Kompass. Der zeigte auch in diesem Land getreulich den Norden an, und genau in diese Richtung wandte sie ihre Schritte.

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