Jagd by Michael Ridpath

Jagd by Michael Ridpath

Autor:Michael Ridpath [Ridpath, Michael]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Krimi
Herausgeber: Hoffmann & Campe
veröffentlicht: 2016-07-15T00:00:00+00:00


»Warte, ich trockne ab!«

»Gern!«

Anne nahm ein Geschirrhandtuch und machte sich an die Frühstücksteller. Es war Samstagmorgen, sie war spät am Vorabend mit ihrer Familie bei Calder eingetroffen. Gemeinsam hatten sie gefrühstückt, dann war William mit den beiden Kindern zum Schwimmen nach Hunstanton gefahren.

»Ich habe nicht gewusst, dass William mitkommt«, sagte Calder. »Ist natürlich kein Problem, aber deine Nachricht klang so, als würdest du allein mit den Kindern kommen.«

»So war es eigentlich auch geplant«, sagte Anne. »William hatte mir gesagt, er müsste das ganze Wochenende arbeiten. Ich war ziemlich sauer und kam auf die Idee, dich mit den Kindern zu besuchen. Du weißt ja, wie gern sie hier sind, und ich wollte auch mal raus. Aber ich muss William zugutehalten, dass die Botschaft bei ihm angekommen ist. Er hat seine Arbeit seinem Teilhaber aufgebrummt und sich entschieden, uns zu begleiten. Da konnte ich nicht Nein sagen.«

»Freut mich, dass er dabei ist«, sagte Calder. »Ist alles okay?« Seine Schwester wirkte müde. Die Falten in ihrem schmalen Gesicht waren tiefer geworden.

Sie seufzte und fuhr sich mit der Hand durch das kurze schwarze Haar. »Ich weiß nicht. Eigentlich nicht, aber was soll ich schon erwarten mit zwei kleinen Kindern und einem Mann, der jede Stunde arbeitet, die Gott ihm schenkt? Es gibt unzählige Ehen, in denen es genauso läuft. Oder noch schlimmer. Wenn ich noch arbeiten würde, wäre das Ganze ein Albtraum.«

»Bereust du nicht, aufgehört zu haben?«

»Doch, schon. Aber ich hatte keine Wahl. Andere Frauen, die super organisiert sind, hätten es vielleicht geschafft, aber du kennst mich ja. Die Familie ist so schon ein permanentes Chaos. Was William nicht gerade gefällt.«

»Als Anwältin musst du doch organisiert gewesen sein.«

»Theoretisch«, grinste Anne. »Aber in Wirklichkeit nicht. Der Clerk of Chambers konnte mich nicht leiden. Ich war nie zur richtigen Zeit am richtigen Ort.« Sie trocknete eine Kaffeetasse ab. »Weiß nicht. Wird schon laufen. Ich bin William dankbar, dass er mitgekommen ist. Solange wir in der Lage sind, aufeinander zuzugehen, schaffen wir es.«

»Hast du was von Vater gehört?«

»Am Donnerstag habe ich mit ihm gesprochen. Und bevor du fragst: Nein, er hat nicht gesagt, er wäre gerade vom Pferderennen nach Hause gekommen.«

»Sorry. Du weißt, dass ich mir Sorgen mache.«

»Ja. Aber wir können nicht viel ausrichten. Er hat wieder von Mrs. Palmer gesprochen.«

»Mrs. Palmer? War die nicht Lehrerin an der High School?«

»Ist sie immer noch. Ihr Mann ist vor zwei Jahren gestorben. Mir ist aufgefallen, dass er sie in letzter Zeit ziemlich oft erwähnt.«

»Du meinst doch nicht …« Calder sah seine Schwester an.

Sie lächelte hintersinnig und zuckte mit den Achseln.

»Das wäre merkwürdig«, sagte Calder.

»Irgendwie schon«, stimmte Anne zu. »Aber ist ja nur eine Vermutung. Warten wir’s ab.«

»Hm.« Es war Calder nie in den Sinn gekommen, dass sein Vater noch einmal heiraten könnte. Calders Mutter war vor fast zwanzig Jahren gestorben, und obwohl sein Vater immer wieder auf Dinnerpartys eingeladen wurde, hatte sich nie etwas aus der Kuppelei ergeben. Aber warum sollte sich das nicht einmal ändern? Dr. Calder war in Kelso ein beliebter Arzt, bekannt für sein aufmunterndes Lächeln.

»Wie geht es Todd van Zyl?«, fragte Anne.



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