Ist das Liebe oder kann der weg? by Anke Maiberg

Ist das Liebe oder kann der weg? by Anke Maiberg

Autor:Anke Maiberg [Maiberg, Anke]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 978-3-7325-1468-7
Herausgeber: Bastei Entertainment
veröffentlicht: 2015-12-09T16:00:00+00:00


FÜNFZEHN

Als Carsten klingelte, lief ich gleich die Treppe zu ihm runter, damit er nicht raufkommen und Tante Lisbeth ihm meinen T-Shirt-Verrutsch-Trick verraten konnte. Sie stand winkend am Küchenfenster, und Carsten und ich beließen es bei einem berührungslosen »Hallo«. Er hatte nur seinen Rucksack dabei.

»Wo hast du denn deine Surfsachen hingebracht?«, erkundigte ich mich, während wir losspazierten.

»Die stehen in der Surfschule. Der Besitzer ist ein Kumpel von mir.«

Schweigend gingen wir ein Stückchen, umrundeten das Haus und überquerten die Straße.

»Schleckmuschel?«, fragte Carsten. Ich grinste. Wir liefen über den Freibadparkplatz zum Imbiss. Ole freute sich, mich heute schon zum dritten Mal zu sehen, und natürlich über die Nachricht, dass Tante Lisbeth bereit war, das Schild für den Imbiss zu malen.

»Merke: Schleckmuscheln werden vom Publikum stark nachgefragt!«, schärfte ich ihm ein, während Carsten und ich uns jeder eine aus dem Bonbonglas fischten. Carsten zückte sein Portemonnaie.

»Sollen wir halbe-halbe machen?«, bot ich an.

»Das kannst du von einem Gentleman nicht verlangen. Du bist selbstverständlich eingeladen«, tönte er mit pseudogönnerhafter Geste und einem Augenzwinkern. »Aber damit es dir nicht unangenehm ist, sollten wir machen, dass das nächste Mal du bezahlst. Ich kenne da auf Sylt dieses kleine, feine …«

»Vier-Sterne-Restaurant?«

»Ich wusste, wir sind auf einer Wellenlänge!«

Wir wünschten Ole einen schönen Abend und schlugen den Weg am Schwimmbad vorbei zum Meer ein. Es war ruhig hier draußen. Die Gassigänger saßen wohl schon vorm Fernseher. Sogar auf der Seebrücke war kein Mensch zu sehen.

Wir gingen an den Heckenrosen vorbei, die das Schwimmbad umsäumten. Ich dachte daran, wie es hier duftete, wenn die Sträucher blühten. Dieser intensive, zu Kopf steigende Geruch, der mich immer an Nordfriesland erinnerte, wenn er mir irgendwo in die Nase stieg, denn nirgendwo waren Heckenrosen so beliebt wie hier. Sie umfriedeten Parks und schmückten Grundstücksgrenzen, und auch wenn sie statt der pinkfarbenen Blüten wie jetzt ihre orangeroten Hagebutten trugen, waren sie eine Pracht. Das hatte ich schon immer gefunden – als Kind allerdings hauptsächlich deshalb, weil man aus den reifen Früchten prima Juckpulver machen konnte. Das war noch zu Zeiten gewesen, in denen ich mich mit Jungs vorzugsweise geärgert hatte. Das hatte sich geändert …

Ich riskierte einen Seitenblick auf Carsten. Er sah mich ernst an. »Wie lange bleibst du eigentlich?«, fragte er dann.

Ich schluckte. Das war ein kniffeliges Thema. Ich griff in meine Haare, die mir der Westwind bereits serviceorientiert aus dem Gesicht wehte, und fummelte daran herum.

Rein faktisch gesehen war die Sachlage so: Mit Tante Lisbeth war noch nichts ausgemacht, außer, dass ich jedenfalls noch bis Samstag hierbleiben würde, um mir die Windpark-Eröffnung anzuschauen. Am Sonntag musste ich dann jedenfalls übergangsweise nach Berlin zurück, weil am Montag ja das Gespräch mit der Lektorin beim Linder-Verlag anstand. Danach konnte ich durchaus noch mal wieder herkommen und das Probelektorat von hier aus machen. Aber das war nicht des Pudels Kern …

Als ich nicht sofort antwortete, sprach Carsten weiter. »Also, ich frage mich ja, wie das so ist, als freie Übersetzerin.« Er traute sich also, ihn direkt anzusprechen. Den Pudel. Oder den Kern? Was war das eigentlich für eine beknackte Redewendung? Ich zwirbelte jetzt wie wild in meinen Haaren.



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