Insu-Pu - Die Insel der verlorenen Kinder by Mira Lobe

Insu-Pu - Die Insel der verlorenen Kinder by Mira Lobe

Autor:Mira Lobe [Lobe, Mira]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Verlag Jungbrunnen
veröffentlicht: 2015-05-15T16:00:00+00:00


Die Tage vergingen rasch. Von frühmorgens bis spätabends hatten die Kinder alle Hände voll zu tun. Es war gar nicht so einfach, das Leben auf der Insel zu ordnen.

Da war zunächst einmal der Hausbau. Allein die Vorbereitungen dafür nahmen mehrere Tage schwerer Arbeit in Anspruch. Zuerst durchsuchten sie den Wald nach umgestürzten Baumstämmen, schlugen ihnen die Äste ab und hobelten sie, so glatt es eben ging. Nachdem sie einen ganzen Stapel solcherart bearbeiteter Stämme fertig hatten, sägten sie sie auf gleiche Länge und spitzten sie mit dem Beil am oberen Ende zu, um sie wie Pfähle besser in den Boden einrammen zu können. Es sah aus, als ob ein Riese einige Dutzend Bleistifte auf dem Bauplatz verloren hätte. Eigentlich wollten die Kinder das Haus in der Mitte des Felsplateaus erbauen; aber leider erwies sich das als unmöglich, da der Boden zu steinig war. So wählten sie schließlich einen Platz im „Obstgarten“, wo das Erdreich aus lockerem Kies und Sand bestand. Zwar war es dort ein bisschen eng, um ein Haus zu bauen, die Obstbäume standen dicht nebeneinander; und weil es den Kindern leid tat, auch nur einen einzigen davon umzulegen, beschlossen sie, ihr Haus rund um einen alten Feigenbaum zu errichten. Sie steckten rings ein Viereck ab, gruben Löcher und senkten die Holzpfähle tief hinein. Dann kitteten sie um jeden Stamm einen Sockel aus Lehmerde. Sepp und Paul nagelten lange Äste rundherum als Querleisten. An der Vorderseite des Hauses, dem Lagerfeuer gegenüber, ließen sie eine große Türöffnung stehen. Die drei anderen Wände bekamen kleine Fensterluken. Und als das Haus endlich fertig war, staunten die Kinder über sich selbst und blickten voll Stolz auf das großartige Werk, das sie vollbracht hatten. Es war keine leichte Hütte, sondern ein fester, guter Bau, der nicht gleich beim ersten Windstoß umgeblasen werden konnte. Mitten aus dem Dach wuchs der alte Feigenbaum wie ein Pfeiler heraus. Sein dichtes Laub überschattete mit breiten Blättern die Wohnung der Kinder und würde im Sommer die glühende Sonne, im Winter den strömenden Regen abhalten. Dann gingen sie an die Inneneinrichtung. Sepp war voller Ideen: Er zimmerte um den Feigenstamm einen runden Tisch und elf kleine Stühle, damit sie bei den Mahlzeiten nicht mehr auf der Erde zu sitzen brauchten. Es waren einfache Holzgestelle, die längs und quer mit Claudias Bastzöpfen bespannt waren. Man saß darauf viel besser als auf einer Schulbank. Dann machte sich Sepp daran, jedem Kind ein eigenes Bett zu zimmern. Es bestand aus vier Pfosten, die durch Leisten verbunden waren. Als Matratze hängten sie eine Matte aus Bastzöpfen dazwischen. Sepp erhielt den Beinamen „Der Zauberer“. Es war geradezu unglaublich, was dieser Junge alles konnte! Er schnitzte sogar Löffel und Teller und zweizinkige Gabeln aus hartem Holz. Er sägte Baumstümpfe im Walde ab und höhlte das mürbe Innere aus, dass die Stümpfe wie bottichartige Gefäße zu gebrauchen waren und als Waschwannen und Schüsseln gute Dienste taten. Für Oliver baute er verschiedene Sorten von Tierfallen; für Wolfgang schnitzte er eine Flöte, für Kurt Conrad Pfeil und Bogen, für Lina einen Quirl und einen Bratspieß.



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