In Liebe, Elena by Janitz Katrin

In Liebe, Elena by Janitz Katrin

Autor:Janitz, Katrin [Janitz, Katrin]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9783944576459
Herausgeber: K+S digital
veröffentlicht: 2015-08-12T16:00:00+00:00


9

»Elena?«

Widerwillig löste ich mich aus meinen Erinnerungen und hob den Kopf. Richard sah mich fragend an.

»Entschuldige bitte. Was hast du gesagt?«

Eine regnerische Nacht in Berlin einige Tage später. Wir saßen in einer Szene-Bar, nachdem wir den ganzen Abend gekellnert hatten, versuchten, den Stress der vergangenen Stunden abzuschütteln und den Energielevel herunterzufahren. Jeden Tag seit meiner Rückkehr aus Hamburg hatte ich gearbeitet, im Verlag, in der Bar, zu Hause, um meinen Rückstand nach dem verlängerten Wochenende auszugleichen. Insgeheim wusste ich, dass ich nur versuchte, dem Nachdenken auszuweichen und die Tatsache, dass sie nicht bei mir war, nicht einsinken zu lassen. Hals über Kopf hatte ich mich in das Alltagsleben gestürzt, und doch gelang es mir nicht, mein Herz zu täuschen. Nachts, wenn es still war um mich herum, erschien ihr Gesicht vor meinem inneren Auge und begleitete mich durch meine Träume. Das Telefon war nur ein kümmerlicher Ersatz für ihre Zärtlichkeit, ihre Wärme.

Der überfüllte Raum an diesem Abend war mir gerade recht, viel besser als meine einsame Wohnung, auch die laute Musik und das Gedränge um mich herum, die hämmernden Beats und der Martini in dem Glas vor mir auf der Theke. Rauschzustand. Richard neben mir als einziger Halt.

Er beugte sich zu mir in dem hoffnungslosen Versuch, die ohrenbetäubende R’n’B-Musik zu übertönen. »Und?«

»Und was?« Meine Stimme heiser, übernächtigt.

Richard verdrehte die Augen und deutete über seine Schulter in Richtung Ausgang. »Lass uns eine Runde laufen, ja?«

»Okay!«

Als wir uns beinahe bis zum Ausgang vorgekämpft hatten, blieb ich plötzlich wie erstarrt stehen. Ich hatte Renée unter den Tanzenden entdeckt. Schnell schob ich mich hinter ein eng umschlungenes Pärchen, damit sie mich nicht sah. Ich beobachtete, wie sie ziemlich sexy mit einer kleinen schwarzhaarigen Frau tanzte.

Richard stieß mich in die Rippen. »Was ist?«

Ich deutete auf die Tanzfläche. Richard blickte sich um und pfiff durch die Zähne.

»Willst du hingehen?«

»Nein!«

Das letzte, was ich jetzt brauchte, war Smalltalk mit Renée.

»Lass uns einfach gehen, ja?«

Draußen hakte ich mich bei Richard unter, zum unzähligsten Mal froh, dass er da war. Leichter Nieselregen fiel, das Licht der Straßenlaternen spiegelte sich auf dem nassen Asphalt. Mir war alles andere als romantisch zumute.

»Was würde ich bloß ohne dich machen?«

Richard schaute mich mit seinen strahlendblauen Augen durch die Nickelbrille hindurch unergründlich an. Seine blonden Haare, die wieder gewachsen waren, färben sich bereits dunkel im Regen.

»Du bist viel stärker, als du denkst, Elena. Außerdem revanchiere ich mich bloß.«

»Wenn du damit die Sache mit Markus meinst …«

Er wandte den Kopf ab und schaute über die Spree hinweg zum anderen Ufer, wo ein paar Betrunkene auf eine Mülltonne eintraten. Ich schwieg. Ich hatte begriffen, dass es Dinge gab, an die man besser nicht rührte, und die Episode mit Markus und Sascha gehörte dazu. Zwar hatten Richard und er sich längst wieder versöhnt, unter zahlreichen Tränen, aber die Tatsache, dass Markus fremdgegangen war, hatte eine tiefe Wunde in die Beziehung der beiden geschlagen. Ich hatte Richard damals mehrere Nächte bei mir Unterschlupf gewährt. Gemeinsam hatten wir wieder und wieder nach der Schicht in der Bar seine Barbra-Streisand-CD gehört,



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