In der Oase des Scheichs by Carol Grace

In der Oase des Scheichs by Carol Grace

Autor:Carol Grace [Grace, Carol]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Romana
ISBN: 3862953114
Herausgeber: Cora Verlag
veröffentlicht: 2009-01-17T23:00:00+00:00


6. KAPITEL

Claudia wäre sofort reisefertig gewesen, wenn nicht Ami-na darauf bestanden hätte, für sie zu packen, damit sie auch alles dabeihatte, was sie in dem Ferienhaus brauchte. Sie ließ es geschehen. Sams Schwester wusste schließlich besser, welche Kleidung angemessen war, und machte sich auch sofort daran, Reitkleidung, leger geschnittene Tuniken, Shorts, Tops, Sandalen und leichte baumwollene Nachthemden herauszusuchen. Und natürlich zwei Badeanzüge.

Als das Gepäck eingeladen war und Claudia und Sam in der Limousine saßen, lenkte der Chauffeur den Wagen auf einer sechsspurigen Schnellstraße aus der Stadt hinaus.

Unterwegs kamen sie an einer großen Plakatwand vorbei, auf der ein väterlich wirkender Mann in einer weißen Djellaba abgebildet war. Darüber stand etwas in arabischen Schriftzeichen.

„Mein Onkel“, klärte Sam sie auf. „Seine Hoheit Scheich Mohammed Ben Ali Maktoum. Sie haben mich kürzlich gefragt, was ein Emir sei. Er war einer, und zwar ein guter. Obwohl er vor einigen Jahren verstorben ist, wird er von der Bevölkerung immer noch sehr verehrt.“

„Was steht auf dem Plakat?“

„Ein Sprichwort: ‚Wenn du viel hast, gib etwas von deinem Vermögen ab. Wenn du wenig hast, gib etwas von dir selbst.‘“

„Und was hat Ihr Onkel gegeben?“

„Beides, Geld und sich selbst. Er hat großmütig regiert und von seinem Reichtum eine Stiftung gegründet.“

„Werden Sie eines Tages in seine Fußstapfen treten?“

„Ich glaube nicht, dass ich eines Tages auf einem Plakat zu sehen sein werde. Schließlich will ich keine kleinen Kinder erschrecken“, scherzte er.

Claudia lächelte. Sie konnte sich gut vorstellen, wie Sam wohlwollend auf eine ihn verehrende Bevölkerung herablächelte. „Werden Sie einmal Emir werden und das Land regieren, so wie er?“

Sam zuckte die Schultern. „Es ist möglich. Aber ich habe nicht sein politisches Geschick. Außerdem hat er eine Frau aus einer einflussreichen Familie geheiratet und das Land geeint.“ Er warf Claudia einen Blick zu. „Ich weiß, was Sie nun denken. Wenn ich Zahara heiraten würde …“

„Ja?“

„Nein.“ Er schlug mit der Faust auf den Ledersitz. „Wie oft soll ich noch sagen, dass ich froh darüber bin, wie es gekommen ist. Ich werde überhaupt nicht heiraten. Mir ist klar geworden, was für einen großen Fehler ich beinahe begangen hätte. Ab jetzt werde ich mich jeden Tag über meine Freiheit freuen.“

„Verstehe.“ Deutlicher konnte man sich nicht ausdrücken. „Jedenfalls scheint Ihr Onkel ein sehr kluger Mann gewesen zu sein.“

„Das war er, und er fehlt uns allen. Es gibt zahlreiche Aussprüche von ihm, die inzwischen zu Redensarten geworden sind. Sie sind sogar in einem Büchlein veröffentlicht worden.“ Sam sah auf seine Armbanduhr. „Diese Reise gestaltet sich ganz anders als vorgesehen. Sie langweilen sich hoffentlich nicht.“

„Aber nein. Statt zu arbeiten, genieße ich bezahlten Urlaub und lerne dieses wunderbare Land kennen. Sie sind mit allem hier vertraut, aber für mich ist es neu und faszinierend.“

„Ich bin froh, dass Sie mitgekommen sind“, sagte er ruhig. „Wenn ich mein Land mit Ihren Augen sehe, wird mir Verschiedenes klar.“

Er ging nicht näher darauf ein. Überlegte er sich, für immer hierher zurückzukehren? Dachte er daran, wie es nach dem Tod seines Vaters weitergehen sollte? Würde er dann Regent dieses Landes werden? Auch wenn Sam nicht vorhatte, vorteilhaft zu heiraten wie sein Onkel, so konnte er dennoch viel Gutes bewirken.



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