Im Puff by Peter Zingler

Im Puff by Peter Zingler

Autor:Peter Zingler
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Christine Janson Verlag
veröffentlicht: 2014-12-10T05:00:00+00:00


Der Fuchs von Rhodos

Arnulf war ein ausgekochter Typ; daran bestand kein Zweifel, doch die Bezeichnung >abgebrüht< passte nicht auf ihn. Die kleine Differenz dieser Ausdrücke liegt -- obwohl beide mit heißem Wasser zu tun haben — nicht im Kochtopf, sondern in der Art, wie man Lebenserfahrungen auswertet.

Das gilt besonders für das Leben eines Kriminellen wie das von Arnulf. Obwohl Betrüger, war er kein Klassiker dieser Spezies, keiner, der für seinen Vorteil Vater und Mutter verkauft und zuletzt sich selbst. Nein, Arnulf zeigte Rückgrat, verriet seine Freunde nie, auch wenn es umgekehrt mehrfach vorkam.

Arnulf stammte aus guter Familie. Aber so wie bei Millionen anderen hatte auch bei ihm der Krieg Schicksal gespielt. Eine Urlaubsverkürzung wegen der russischen Offensive rief seinen Vater zurück an die Front, die Kriegstrauung mit Arnulfs Mutter war vereitelt und wurde niemals nachgeholt, was eindeutig zu Lebenslasten von Arnulf ging. Weder die Apothekerfamilie des Vaters noch der Künstlerclan der Mutter akzeptierten ihn. Als er das merkte, zog er die Konsequenz und verdrückte sich aus der Heimat.

Ähnlich war es mit Gesine, Arnulfs Frau, gelaufen. Erwin, ihr Vater, war von Beruf Kirchenmaler im schwärzesten Bistum Deutschlands. Erwin interessierten zwar weder Politik noch Religion, doch um seinem Bischof zu gefallen und seine Lebensstellung nicht zu riskieren, spielte er mit und gab sich derart religiös-national, dass er selbst im tiefsten Keller noch einen schwarzen Schatten warf.

Er verbot seiner Frau jedes Verhütungsmittel. Nach dem achten Kind gestattete er ihr eine Pause von mehreren Jahren, entschloss sich aber zur Demonstration seines

Glaubens — der Bischof hatte schon misstrauisch nachgefragt —, noch ein Kind anzuhängen. Gesine wurde geboren.

Als Gesine zur Welt kam, war ihr ältester Bruder bereits 18 Jahre alt. Die Familie verwöhnte das Nesthäkchen bis zum Geht-nicht-mehr, und als sie älter wurde, weigerte sie sich, das Verwöhntwerden aufzugeben. Sie fand es unpassend, irgendetwas für ihren Lebensunterhalt zu tun, und suchte sich finanzkräftige Männer. Arnulf war so einer, wenn auch nur zeitweise und nur unter erheblichem Risiko. Doch Gesine störten Arnulfs kriminelle Machenschaften nicht. Seltsamerweise waren in ihrer frommen Erziehung Moral und Ethik zu kurz gekommen, vielleicht auch zu häufig gepredigt worden, um ernst genommen zu werden.

In schlechten Jahren, das heißt, wenn Arnulf im Knast saß, war sie gezwungen, auch etwas für den Lebensunterhalt beizutragen. Sie tat das auf die ihr bequemste Weise: im Liegen. Doch kaum stand Arnulf wieder mit großartigen neuen Ideen vor dem Gefängnis, hörte sie auf anzuschaffen und überließ ihm gern von neuem das Lebensruder.

Äußerlich unterschieden sich Arnulf und Gesine beachtlich — nicht weil sie Frau, er Mann war. Nein, sie war hübsch oder gar schön, hochgewachsen, besaß naturblonde, lange Haare und ein breites Gesicht mit hoch angesetzten Wangenknochen, das ihr ein nordisches Aussehen gab. Daher lief sie im BADHAUS unter dem Namen >die Schwedin<. Zu faul, auch nur ein Wort schwedisch zu lernen, um ihrem Inkognito Nachdruck zu verleihen, verwies sie auf ihre frühe Ausbürgerung nach Deutschland, besonders wenn während der internationalen Messen Gäste aus Schweden kamen, die sich neben dem Hauptvergnügen auch gerne einem Plausch hingegeben hätten.

Sie beschränkte ihre Aktivitäten aufs Bett und das, was dazugehörte.



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