Im Bann der Leidenschaft by Amanda Quick

Im Bann der Leidenschaft by Amanda Quick

Autor:Amanda Quick [Quick, Amanda]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Historical
veröffentlicht: 2013-11-21T23:00:00+00:00


16

Emeline beobachtete den Gärtner ganz genau, während Anthony ihn befragte. Sie hatte großes Mitleid mit dem Mann. Er stand mitten in der Küche und drehte nervös seine Mütze in der Hand, dabei gab er knappe Antworten, die ihnen nicht weiterhalfen. Er fühlte sich offensichtlich unwohl, obwohl Anthony alles tat, um höflich und beruhigend zu sein, genau wie bei den anderen Bediensteten auch.

»Haben Sie je gesehen, dass jemand das Ankleidezimmer Seiner Lordschaft zu einer ungewöhnlichen Zeit betreten hätte? Spät in der Nacht vielleicht?«, fragte Anthony.

»Ich habe das Ankleidezimmer Seiner Lordschaft nie gesehen. Und auch in sein Schlafzimmer habe ich noch nie gesehen. Ich war noch nie in der oberen Etage des Hauses.« Der Gärtner richtete den Blick zur Decke, als wolle er in ein unsichtbares metaphysisches Reich aufsteigen. »Seit siebzehn Jahren arbeite ich hier. Die Küche ist der einzige Raum im Inneren des Hauses, in dem ich je gewesen bin.«

»Natürlich ist das so.« Mrs. Rushton, die am Kopf des langen Tisches saß, sprach voller Überzeugung. »Gärtner haben, außer in der Küche, im Haus nichts zu suchen.«

Anthony biss die Zähne zusammen. Emeline erkannte seine Ungeduld. Nicht zum ersten Mal hatte Mrs. Rushton ihn unterbrochen.

Die Befragungen dieses Morgens, die Anthony und sie mit einer solchen Begeisterung begonnen hatten, waren nicht gut gelaufen. Keiner der Bediensteten war unbefangen gewesen. Alle hatten sich verkrampft, und Emeline kannte den Grund dafür. Es war kein Schuldgefühl, das die Dienstmägde, Gärt-

ner und Haushälterinnen so ängstlich machte. Es war die Tatsache, dass Mrs. Rushton darauf bestanden hatte, während der Befragungen anwesend zu sein.

Anthony bedankte sich bei dem Gärtner, der es kaum erwarten konnte, aus der Küche zu flüchten. Er begegnete Emelines Blick und schüttelte beinahe unmerklich den Kopf. Mit einem Seufzer schloss sie ihr Notizbuch.

»Nun«, meinte Mrs. Rushton. »Das war der Letzte. Haben Sie etwas Nützliches erfahren, Mr. Sinclair?«

Anthony schenkte ihr ein gewinnendes Lächeln, das allerdings in Emelines Augen den Ärger nicht verbarg. Mrs. Rushton schien das nicht zu bemerken. Sie war total eingenommen von ihm. Von der Minute an, in der Anthony ihr von Emeline vorgestellt worden war, war Emeline für sie Luft gewesen. Wann immer sie Anthony ansah, was oft geschah, lag ein merkwürdiger Ausdruck in ihrem Gesicht.

Hätte Emeline diesen Ausdruck bei einem Gentleman gesehen, der eine Lady so ansah, hätte sie diesen Mann als Wüstling und Verführer der schlimmsten Sorte eingestuft.

»Die Antwort darauf wissen wir erst, wenn wir unsere Notizen mit denen von Mr. March und Mrs. Lake verglichen haben«, antwortete Anthony. »Danke für Ihre Zeit heute Morgen, Mrs. Rushton.«

»Gern geschehen.« Mrs. Rushton stand auf. Sie richtete ihre Aufmerksamkeit auf Anthony. »Sie werden sich sofort mit mir in Verbindung setzen, wenn Sie etwas über das Armband erfahren, nicht wahr?«

»Natürlich.«

»Ich würde einen persönlichen Bericht von Ihnen zu schätzen wissen, Mr. Sinclair«, versicherte ihm Mrs. Rushton, und ihre Stimme nahm einen intimen Klang an. »Ich fühle, dass ich mit Ihnen ganz offen reden kann, Sir. In der Tat finde ich es sehr beruhigend zu wissen, dass ein Gentleman mit einer so offensichtlich tatkräftigen Gestalt bei diesen Untersuchungen hilft.«

»Danke, dass Sie mir Ihr Vertrauen schenken, Madam.



Download



Haftungsausschluss:
Diese Site speichert keine Dateien auf ihrem Server. Wir indizieren und verlinken nur                                                  Inhalte von anderen Websites zur Verfügung gestellt. Wenden Sie sich an die Inhaltsanbieter, um etwaige urheberrechtlich geschützte Inhalte zu entfernen, und senden Sie uns eine E-Mail. Wir werden die entsprechenden Links oder Inhalte umgehend entfernen.