Hunkeler 07 - Hunkeler und die goldene Hand by Hansjoerg Schneider

Hunkeler 07 - Hunkeler und die goldene Hand by Hansjoerg Schneider

Autor:Hansjoerg Schneider [Schneider, Hansjoerg]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: General, Kriminalliteratur, Fiction, Thrillers
ISBN: 9783257602968
Google: jHltAgAAQBAJ
Herausgeber: Diogenes Verlag AG
veröffentlicht: 2013-02-26T09:57:38+00:00


Am Abend, als er Hedwigs Auto heranfahren hörte, lag er auf seinem Bett und dämmerte vor sich hin. Er hatte eine Kanne Melissentee getrunken und aus Furcht vor dem Schmerz zwei starke Tabletten geschluckt. Er lag auf der rechten Seite, eine Katze in den Kniekehlen. Die letzte, treuste Freundin ist das Büsi, dachte er. Es verlässt dich nicht in Elend und Not, wenn genügend Büchsenfleisch da ist.

Hedwig erschrak, als sie ihn liegen sah.

»Was ist los? Bist du krank?«

»Der Arm«, stöhnte er, »ein Riese hat ihn mir zertrümmert.«

»Hast du dich wieder geprügelt?«

»Blödsinn. Ich habe ihn gar nicht gesehen.«

Sie beugte sich über ihn, um ihm zu helfen. Dann schreckte sie zurück.

»Was stinkt hier so?«

»Das ist kein Gestank«, erklärte er und zog sie wieder heran, »das ist der feine Geruch des Dachses. Ich mache es wie er. Ich ziehe mich zurück in meine Höhle und warte, bis [170] es mir wieder bessergeht. Und ich brauche eine Dächsin dazu.«

Später saß er mit ihr in der Küche und aß Haferschleimsuppe, wenn auch unter Protest. Aber sie hatte behauptet, krank sei krank, und Haferschleimsuppe sei die richtige Nahrung für Patienten. Sie bestand darauf, dass er morgen zum Arzt gehen müsse.

In der Nacht lag er unruhig. Seine Schulter schien zu brennen. Er war es nicht gewohnt, Schmerzen zu ertragen. Der Körper war da, um zu funktionieren. Jede Störung empfand er als Frechheit.

Er hörte dem Regen zu, der draußen in die Wiesen fiel. Dem leisen Schnarchen Hedwigs nebenan. Er vernahm das Rufen zweier Käuze, es schien von weit her aus dem Wald zu kommen.

Die wollten also leben wie vor zweihundert Jahren, dachte er, die jungen Leute. Kartoffeln zum Frühstück, Kartoffeln zum Mittag- und zum Abendessen. Ein bisschen Ziegenkäse dazu, Kohl und Sauerkraut. Im Winter Dörrpflaumen, Baumnüsse, Schnitze vom Bohnapfelbaum. Ab und zu ein Stück Speck. Aber wer bezahlte die Krankenkasse? Wer kam für die Kleider auf? Vielleicht würden sie bald alle in Navajo-Decken herumrennen und in selbstgeschneiderten Mokassins, Hühnerfedern im Schopf. Eine Bambusflöte statt der elektrischen Gitarre, ein Ritt auf dem Ziegenbock statt des Flugs nach Thailand. Und selbstverständlich hatten sie geerbt, sonst hätten sie die alten Häuser nicht kaufen können.

So hatte auch er es gemacht, fiel ihm ein. Er hatte in seiner frühen Zeit von Brot, Milch und Haferflocken gelebt, das war ganz gut gegangen. Und er hatte von einer ledigen [171] Tante geerbt. Sonst hätte er sein Bauernhaus nicht kaufen können.

Er grinste, aber da fuhr ihm wieder der Schmerz in den linken Brustkorb. Vermutlich waren dort einige Rippen lädiert.

Er würde sie im Auge behalten, die jungen Aussteiger. Ein bisschen erstaunt war er schon. Die dachten nicht mehr global. Die dachten lokal und handelten auch lokal. Und es war nur logisch, dass sie versuchten, den in alle Himmelsrichtungen verstreuten Lösel-Altar wieder an seinen angestammten Platz zu bringen. Und im Grunde war es richtig.

Am nächsten Morgen betrat er die Arztpraxis eines Jugendfreundes, mit dem er in Aarau das Gymnasium besucht hatte.

»Eine schwere Kontusion des Trapezius«, sagte der, als er ihn untersucht hatte, »plus ein Hämatom.«

»Das wären also eine Prellung des Trapezmuskels und ein Bluterguss«, sagte Hunkeler.



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