Hundertwinternacht (German Edition) by Katja Bleeker

Hundertwinternacht (German Edition) by Katja Bleeker

Autor:Katja Bleeker [Bleeker, Katja]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2019-11-04T23:00:00+00:00


-11-

Eine halbe Stunde später sind wir wieder auf dem Weg. Das Tausendflösschen liegt bereits einen Kilometer hinter uns und mit jedem Schritt, dem wir uns Iros Schloss nähern, werde ich unruhiger, auch, wenn es gerade nicht in meinem Blickfeld liegt, da wir durch einen kleinen Wald schlendern, dessen dichte Baumkronen uns die Sicht versperren.

Caris läuft vor mir und schweigt, während ich mir die Gegend ansehe und versuche, mich auf andere Gedanken zu bringen. Hin und wieder höre ich Vögel zwitschern und frage mich, ob sie hier genauso aussehen, wie in meiner Welt. Bunt, gefiedert, mit einem Schnabel und kleinen Knopfaugen. Oder gleichen sie hier kleinen stacheligen Monstern, die Menschen fressen?

„Weißt du was?“ Caris bleibt stehen und dreht sich zu mir um.

„Hm?“ Ich sehe auf.

„Wenn du Iro geschlagen und Miliaesta von ihm befreit hast, dann feiern wir ein Fest. Wäre das etwas, worüber du dich freuen würdest?“

„Äh… sicher“, nicke ich. „Wenn ich ihn denn schlage.“

„Ich glaube, es wird einen Grund gehabt haben, warum du und nicht deine Freundin zu uns gekommen bist.“

„So etwas wie… Schicksal?“, frage ich und muss mir ein Schmunzeln verkneifen. Ich bin nicht der Typ, der an Schicksal glaubt. Dazu habe ich zu viel gelernt in meinem Leben.

„Vielleicht, ja“, antwortet er leise.

„Das ist nett, dass du das sagst, aber du musst nicht versuchen, mich zu ermutigen.“

Er lächelt mich an, als ich zu ihm aufgeschlossen habe.

„Das wäre zwecklos“, fahre ich fort und sorge dafür, dass das schöne Lächeln von seinen vollen Lippen verschwindet.

„Musst du immer alles schlechtreden?“, fragt er und blitzt mich dann an, setzt sich langsam wieder in Bewegung.

„Tue ich doch gar nicht“, antworte ich und halte mit ihm Schritt.

„Und ob! Du traust dir nichts zu, du glaubst an nichts und wertest dich sogar hinab. Von einer Elfe zu einem Troll.“ Caris schüttelt den Kopf und ich schenke ihm einen kurzen Blick. „Ich verstehe dich nicht.“

„Wenn du mich nicht verstehst, dann solltest du mal eine Weile in meinen Schuhen laufen. Dann weißt du, wovon ich rede und warum ich so drauf bin.“

Caris bleibt stehen.

„Was?“, frage ich.

„In Ordnung. Gib mir deine Schuhe!“ Er hält die Hand auf. „Ich laufe darin. Wenn du willst, bis zu Iros Schloss und dann werden wir sehen, ob ich dich verstehen kann. Ich wette, ich wäre nicht halb so hoffnungslos wie du. Obwohl es mir mehr zustünde, schließlich steht hier meine Welt und unser aller Leben auf dem Spiel. Ein ganzes Königreich könnte untergehen!“

Jawoll, fehlt nur noch, dass er die Hände heroisch in die Luft reißt und ein, zwei Blitze heraufbeschwört. Warum macht er die Situation nicht einfach noch unerträglicher für mich, wieso schüchtert er mich nicht einfach noch mehr ein, damit ich noch vor den Schlossmauern zusammenklappe?!

Ich presse die Lippen aufeinander und blitze ihn an.

„Das war ein Sprichwort, du Idiot! Ich gebe dir doch nicht wirklich meine Schuhe!“

Caris zieht die Hand zurück und zieht die Augenbrauen zusammen: „Sprich…wort?“

„Das sagt man so!“

„Das macht doch gar keinen Sinn“, nuschelt er. „Ich kenne eure Schuhe nicht. Vielleicht sind sie zu mehr nutze, als nur zum Laufen. In Miliaesta schützen sie unsere Füße.



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