Horror Factory 14 - Unheilige Nacht by Stahl Timothy

Horror Factory 14 - Unheilige Nacht by Stahl Timothy

Autor:Stahl, Timothy [Stahl, Timothy]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Horror
Herausgeber: Bastei Entertainment
veröffentlicht: 2013-11-26T23:00:00+00:00


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Die Hoffnung, in Himmeltal einen Arzt zu finden, zu dem er Marie endlich bringen könnte, platzte, kaum dass Adrian auf der anderen Seite aus dem Durchlass im Bergrücken kam und sein Blick auf das im Tal liegende Dorf hinabfiel. Da gab es gewiss keinen Arzt, der sich offiziell als solcher bezeichnen durfte. Man musste sich ja wundern, dass es überhaupt Menschen gab, die da unten lebten. Gewiss, der Schnee deckte vieles zu. Aber was Adrian das Gefühl gab, in einer anderen Welt gelandet zu sein, war nichts Sichtbares. Es lag vielmehr in der Luft – etwas, das klebrig war wie dichtes Spinnengewebe und zäh genug, um selbst den Lauf der Zeit zu drosseln.

Und was es auch war, er hatte das Empfinden, es hielte ihn wie mit unsichtbaren Händen zurück, als er sich beeilen wollte, Maries Spuren im Schnee zu folgen. Hier draußen füllten sie sich schneller mit fallenden Flocken als in der geschützten Kluft, die hinter ihm lag. Hier und da waren sie schon kaum noch auszumachen, weil auch Windböen darüber hinwegfegten und herangetragenen Schnee darauf fallen ließen. Aber wenn er den Blick nach vorne schweifen ließ, über das schneebucklige Gefälle gen Tal, dann zeichnete sich Maries Fährte als verwaschen grauer Strich im Weiß ab, der einigermaßen gerade auf das erste Gehöft des Dorfes zuführte.

Immer wieder stieß Adrian auch auf Kuhlen im Schnee. Dort musste Marie jeweils hingefallen sein. Drei oder vier Mal geriet auch er ins Stolpern, weil der Schnee ihm stellenweise bis über die Knie ging, und es kostete ihn einige Kraft, sich immer wieder hochzukämpfen. Wie schwer es Marie erst gefallen sein musste, entkräftet und behäbig wie sie war, daran wollte er gar nicht denken, weil ihm die Vorstellung fast das Herz zerriss.

Als er dem Hof nahe genug war, um Einzelheiten zu erfassen, hatte er als Erstes den Eindruck, die Bauten – ein Wohnhaus, eine Scheune und ein Stall – stünden schon seit über hundert Jahren so da, ohne in dieser Zeit verändert worden zu sein; jedenfalls nicht in dem Sinne, dass irgendetwas daran modernisiert worden wäre. Nur der Zahn der Zeit hatte an dem Holz genagt, aus dem die Gebäude zum größten Teil bestanden: Hier und da hatte er Löcher hineingefressen, und überall hatte er es silbern gefärbt, so wie das Alter die Haare eines Menschen strähnt.

Er zitterte vor Kälte und Entkräftung, als er das Anwesen endlich erreicht hatte. Maries Spur führte zur Stallung. An einer Stelle musste sie stehen geblieben sein, hatte sich offenbar an die Wand gelehnt, um auszuruhen, ehe sie weiter und um die Ecke herumgegangen war.

Adrian nahm genau den gleichen Weg, wich einer zugefrorenen Regentonne aus, bog um die Stallecke – und blieb wie vor eine Wand gelaufen stehen!

Das Blut, das den Schnee ein paar Schritte weiter rot färbte, nahm er nur am Rande wahr. Ausgefüllt wurde sein Blickfeld von zwei Gestalten, zwei Frauen – von denen eine mit beiden Armen ausgeholt hatte und im Begriff war, die andere mit einem Spaten zu erschlagen!



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