Horribilicribrifax Teutsch by Andreas Gryphius

Horribilicribrifax Teutsch by Andreas Gryphius

Autor:Andreas Gryphius [Gryphius, Andreas]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Zeno.org
veröffentlicht: 2015-06-28T22:00:00+00:00


[71] Rabbi Isaschar. Frau Antonia.

Der Jude trägt ein silbern Gießbecken unter dem Arm / und die Kanne in der Hand.

RABBI. Ey bey meinem Jüdischen Madda! bey meinem Eyde! es ist nicht anders / als ich euch sage! mezzekenim ethbonan!

ANTONIA. So were ich die elendeste Frau auff dem gantzen Erdboden. Andere reden gleichwol gar anders.

RABBI. Lo jadeu velo jasinu. Jhr werdet das in der That erfahren / denn ich sage euch nichts als die blosse lautere Warheit! Was hatte ich für Ursach euch zu betriegen? ich weiß / ihr seyd eine ehrliche Frau / es ist nicht anders / so wahr / als ich Rabbi bin / und heute gedarascht habe.

ANTONIA. Es scheinet aber unglaublich zu seyn.

RABBI. Unglaublich? warum unglaublich? es geschehen wohl mehr derogleichen Sachen / und ihr kennet das gemeine Sprichwort: Der Tod und Heyrath entdecken alle Dinge / wenn es nicht so wäre / man würde malcanderen den gehelen Dag sonder Ersgatt beschiten / spricht der Holländer.

ANTONIA. Mein lieber Rabbi, seyd mir doch zu Dienste mit zwey oder dreihundert Reichsthalern / nur auff wenige Tage / gegen genugsames Pfand.

RABBI. Ey warum das nicht / liebe Frau? auff ein Jahr[72] und länger / wenn das Chafol Tof und Thuf ist; last mich es schauen!

ANTONIA. Hir hab ich es. Sehet welch eine treffliche Kette mit Diamanten versetzet.

RABBI. Ey Frau Antonia? welch schön Ding ist das? col hefel hefalim!

ANTONIA. Es ist ein trefflich Stück / wie ihr selber sehet / nehmts in eure Hände / und beseht sie gar wohl.

RABBI. Frau Antonia, wir sind gute Freunde; ich habe euch mehrmahls gedienet / und thu es noch gern: Hoffe auch / ihr werdet mir erlauben / daß ich ein omer oder zwey mit euch reden möge. Wie viel begehret ihr / daß ich euch auff diese Chach leihe?

ANTONIA. Dreyhundert Reichsthaler.

RABBI. Wolt ihr / daß ich euch mit einem nifo sage!

ANTONIA. Ey Rabbi Isaschar, machet die Sache nicht schwer! die Kette ist auffs wenigste zwey tausend Ducaten werth.

RABBI. Frau Antonia! mit einem Wort ich wil euch auff diese Kette schilen – – –

ANTONIA. Wie viel?

RABBI. Fünff Silbergroschen! und ist noch heediph.

ANTONIA. Was fünff Silbergroschen? seid ihr toll?

RABBI. Mein / Frau Antonia, ich bin chacham, aber die Kette ist von Messing / und die Steinichen von Glaß. Das sag ich euch bey meinem Jüdischen Alah!

ANTONIA. Wie kan es möglich seyn? es hat sie noch vor[73] zwey Stunden der tapfferste Cavalier an seinem Halse getragen!

RABBI. Traut meinen Worten / und gebt die Kette dem wider / von dem ihr sie empfangen habet. Die Kette ist von Messing. Der braveste Cavalier? O es ist lo achat geschehen! ihr sind mehr / die derogleichen Ketten tragen!

ANTONIA. So ist weder Treu noch Glauben in der Welt!

RABBI. Von wem habt ihr sie geachazt?

ANTONIA. von Capitain Daradiridatumtarides.

RABBI. Hoh? es ist der gröste maschgeh, Bescheisser und Betrüger in der Welt!

ANTONIA. Ey Rabbi, bedencket euch! was saget ihr?

RABBI. Jch wolte es ihm in die Augen sagen / zu heteln, falsche Siegel nachzumachen / Handschrifften zuverfälschen / Brieffe zu erdichten / ist seines



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