Hohlbein, Wolfgang by Unheil

Hohlbein, Wolfgang by Unheil

Autor:Unheil
Die sprache: deu
Format: azw3, mobi, epub
veröffentlicht: 0101-01-01T00:00:00+00:00


Kapitel 12

Es war ein sonderbares Gefühl, wieder hierherzukommen – obwohl seit ihrem letzten Besuch in Levèvres kleinem Totenreich kaum ein Tag vergangen war, kam es ihr vor, als wäre es endlos lange her; oder als wäre in der Zwischenzeit eine geheimnisvolle Veränderung mit diesem Ort vonstatten gegangen, die zwar nicht sichtbar und nicht einmal wirklich mit Worten zu beschreiben war, dafür aber umso deutlicher zu spüren. Nichts hatte sich verändert. Die Farben an den Wänden waren noch immer so geschmacklos wie zuvor, in der Luft lag noch immer derselbe unangenehme Geruch und dieser ganze Ort kam ihr noch immer vor, als wäre man irgendwie im falschen Jahrhundert gestrandet, sobald man ihn betrat. Und dennoch war nun plötzlich alles … anders. Als hätte sie irgendwo auf dem Weg hier herunter die falsche Abzweigung genommen und einen Schritt in die Welt hinter den Spiegeln getan, in der alles nur vertraut aussah, ohne es wirklich zu sein.

Trausch trat neben ihr ungeduldig von einem Fuß auf den anderen und sah zum ungefähr fünfzehnten Mal auf die Uhr, seit sie hereingekommen waren … was vielleicht zwei Minuten her war, auf gar keinen Fall mehr als drei. Dennoch gebärdete er sich, als wären sie seit mindestens einer Stunde hier und warteten auf Levèvre. Conny sah sich in ihrer Vermutung bestärkt, dass er nur gut darin war, den Geduldigen zu spielen, ohne es in Wahrheit zu sein.

Endlich ging die Tür auf, und Levèvres Sekretärin kam herein. Sie stockte und wirkte (nicht unbedingt angenehm) überrascht, sie zu erblicken, fing sich aber auch augenblicklich wieder und setzte ein berufsmäßiges Lächeln auf.

»Kommissar … Trausch, richtig?«, fragte sie. Conny begrüßte sie nur mit einem stummen Kopfnicken und leicht fragendem Blick.

»Richtig«, bestätigte Trausch. »Ich habe gerade angerufen.«

Die Sekretärin setzte die unterbrochene Bewegung fort, mit der sie die Tür hinter sich hatte schließen wollen, und schlüpfte in einer tausendfach geübten Bewegung zwischen ihnen hindurch, um sich hinter ihren Schreibtisch zu setzen. Sie antwortete erst, nachdem sie einen kritischen Blick über die Schreibtischplatte geworfen hatte, wie um sich zu überzeugen, dass die frechen Eindringlinge nicht etwas verändert oder gar weggenommen hatten. Trausch runzelte die Stirn, aber er beherrschte sich.

»Wir müssen den Professor sprechen«, sagte er nur.

»Das geht im Moment leider nicht«, antwortete sie. »Er ist mitten in einer Obduktion. Ich kann ihn unmöglich stören.«

»Aber es wäre wichtig«, erwiderte Trausch, erntete aber nur ein neuerliches Kopfschütteln und ein Lächeln, das nicht wirklich eines war.

»Vollkommen ausgeschlossen. Der Professor hasst es, während einer Obduktion gestört zu werden. Sie können natürlich gerne auf ihn warten, aber ich weiß nicht, wie lange es dauert.«

Trausch setzte zu einer – vermutlich deutlich weniger freundlichen – Entgegnung an, doch Conny kam ihm zuvor. »Vielleicht können Sie uns ja weiterhelfen«, sagte sie rasch. »Wir brauchen nur eine Auskunft.«

Die Sekretärin sah sie einen Atemzug lang distanziert an, dann schien sie sie wiederzuerkennen. Ihr Gesicht hellte sich auf. »Möglicherweise.«

Conny bedeutete Trausch mit einem Blick, ihr das Foto zu zeigen, und geduldete sich einige Sekunden lang, in denen die dunkelhaarige Frau es aufmerksam betrachtete. »Kennen Sie diesen Mann?«, fragte sie schließlich.



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