Hinterm Deich (Nordfriesland-Thriller) by Aigen Isabel

Hinterm Deich (Nordfriesland-Thriller) by Aigen Isabel

Autor:Aigen, Isabel [Aigen, Isabel]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Montagu
veröffentlicht: 2015-04-01T16:00:00+00:00


Am frühen Nachmittag sollte Ebbe sein. Endlich passten die Zeiten einmal. Nachdem Rolf es den Kindern gesagt hatte, waren sie kaum mehr dazu zu bewegen, vernünftig zu Mittag zu essen, so aufgeregt waren sie.

„Jetzt iss wenigstens deinen Teller auf! Wie willst du denn durchs Watt wandern, wenn du keine Kraft hast?“

„Ich hab genügend Kraft!“ protestierte Jenny empört.

„Du hast es nur viel zu eilig, nicht wahr“, meinte Katja. „Aber das Meer läuft dir schon nicht weg…“

„Ist schon“, verbesserte Rolf sie grinsend und sah noch einmal in den Tidenkalender hinein. „Das will ich jedenfalls hoffen…“

„… und dass es nicht vorzeitig wiederkehrt…“ lachte Katja. „Hast du noch mal nachgesehen, wann vor Ebbenhöhepunkt, oder wie das heißt, diese Führungen beginnen?“

Rolf griff nach einem der örtlichen Werbeprospekte, aus dem er die Information zu entnehmen hoffte. „Und du isst nun deinen Teller leer“, sagte er in strengem Ton zu seiner Tochter, „sonst nehm ich dich gar nicht erst mit!“

Jenny zog ein bedenkliches Gesicht und machte sich gleich ans Aufessen. Rolf war verblüfft. So einfach war das also, wenn man ein gutes Druckmittel zur Hand hatte.

„Ach da steht’s!“

Rolf war auf einer Seite angelangt, auf der aufgeführt war, wann der örtliche Naturschutzbund seine Führungen durchs Wattenmeer startete, und vor allem auch wo.

„Gummistiefel“, entnahm er einer Liste dessen, was mitgebracht werden sollte.

„Aber ja!“ brüllte Laurin und rannte schon mal los, um die seinen zu holen. Als großzügige brüderliche Geste brachte er auch die von Jenny mit. Allein Rolfs Gummistiefel waren nicht leicht zu finden, und so entstand noch einige Hektik, bis die Familie abfahrbereit im Wagen saß.

Katja hatte Bonny an die Leine genommen, damit er Rolf nicht winselnd in die Fahrspur rannte, weil er es nicht ertragen konnte, alleine zurückzubleiben.

Fast alleine. In solchen Momenten nahm Katja es dem Hund übel, dass er offensichtlich so viel mehr an seinem Herrchen hing als an Frauchen. Freilich war es Rolfs Hund. Auch wenn Rolf es nicht hören mochte.

Katja hielt Bonny fest und winkte den Kindern, die heftig mit den Armen schlenkernd aus dem Rückfenster des Autos hinaus sahen. Der Wagen fuhr die Deichgrafenstraße entlang bis zu ihrem Ende und hinterließ nach dem Abbiegen die übliche Menschen- und Autoleere hinterm Deich.

„Schschtt, still!“ schimpfte Katja Bonny aus und rüttelte das Tier am Halsband. Bonny kuschte. Dann entdeckte er Sven Jensen neben seinem Bungalow und schlug mit der Rute einmal nach rechts. So schnell war also selbst Herrchen vergessen! Katja machte ihn los, und Bonny lief interessiert zum Hausbesitzer hinüber.

Jensen kniete neben einem steinernen Zuber. Bonny drückte sich an den alten Mann, denn dies war seine Art, Streicheleinheiten einzufordern. Für einen Hund war er äußerst erfolgreich damit. Hätte wohl eine Katze werden sollen, dachte Katja. Jensen verwehrte dem Hund nicht, wonach es ihn verlangte, und strich ihm fest über die Flanke. Bonny setzte sich neben ihn.

„Spring lieber nicht hinein“, sagte Jensen und nickte in Richtung Zuber, „denn das ist ungesund.“

Katja betrachtete den Gegenstand. Es war einer dieser uralten Tröge, bei denen die Höhlung noch aus dem massiven Stein ausgemeißelt worden war. Schon lange machte man das nicht mehr, und daher waren diese wenigen Stücke selten geworden.



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