Hinter den Spiegeln [10.11.14] by Ulrike Schweikert

Hinter den Spiegeln [10.11.14] by Ulrike Schweikert

Autor:Ulrike Schweikert [Schweikert, Ulrike]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: MIRA Taschenbuch
veröffentlicht: 2014-11-09T23:00:00+00:00


KAPITEL 16

Sie will was?“, rief Katalin und hob ihren Kochlöffel wie eine Waffe. Die Köchin stand neben einem der beiden riesigen Herde, auf dem es in den Kupfertöpfen brodelte und zischte. Ein köstlicher Duft hing in der Luft. Der Dampf aus dem Suppenkessel vermischte sich mit dem Geruch des Rinderbratens, der mit Zwiebeln und Paprika in seiner Kasserolle im Backofen schmorte. Auf der anderen Seite der Küche stand Milly an der Arbeitsfläche und knetete einen Strudelteig, während Jan auf einem Hocker saß und Äpfel schälte. Ein ganzer Eimer voll stand noch zu seinen Füßen.

„Das ist nicht euer Ernst!“

Rajka stellte sich neben ihre Mutter, bereit, den Kampf gegen die Köchin aufzunehmen. „Sie wird Ihnen in der Küche zur Hand gehen, soweit ihre Kräften es zulassen“, wiederholte Rajka. „So will es die Komtess“, fügte sie hinzu, um die Diskussion zu beenden.

„Ich brauche niemanden, der mir hier reinredet“, schimpfte Katalin und rührte so heftig in dem Topf, dass der sahnige Bratenfond überschwappte.

„Ich habe nicht vor, Ihnen bei irgendetwas reinzureden“, widersprach Agnes in ruhigem Ton. „Ich werde Sie in den nächsten Tagen lediglich bei der Weihnachtsbäckerei entlasten.“

Doch so schnell ließ sich Katalin nicht besänftigen. Sie zog den Topf schwungvoll vom Herd, dass ihr die heiße Soße auf die Hand spritzte. Mit einem Schmerzensschrei warf sie den Kochlöffel auf den Tisch, griff nach einem Tuch und wischte sich ab.

„Sie sollten die Hand kühlen“, schlug Agnes vor, erntete aber nur einen wütenden Blick.

„Da sehen Sie es“, fauchte die Köchin. „Kaum sind Sie hier, bringen Sie schon alles durcheinander. Und nun machen Sie, dass Sie zurück in Ihr Bett kommen. Ich habe hier verdammt viel zu tun!“

„Und genau deshalb wird sich Agnes nun eine Schürze umbinden und mit den Kuchen beginnen!“, mischte sich die Stimme des Haushofmeisters ein. Milan baute sich vor der Köchin auf und musterte sie scharf. „Das ist eine Anweisung der Komtess. Haben Sie sonst noch irgendwelche Fragen?“

Katalin wich zurück. Milan war der Einzige unter den Bediensteten, vor dem sie Respekt hatte.

„Nein“, murrte sie.

„Gut, dann will ich, dass Sie beide hier friedlich zusammenarbeiten. Die Küche ist wohl groß genug! Wie mir zu Ohren gekommen ist, haben Sie sich mehr als einmal darüber beschwert, dass die Arbeit für Sie, Milly und Jan zu viel sei. Nun haben Sie Unterstützung. Freuen Sie sich darüber!“

Die Miene der Köchin drückte alles andere als Freude aus. Sie brummte nur und wandte sich dem geschmorten Gemüse zu, das sie mit Butter bestrich und mit gehackten Kräutern verfeinerte. Milan ließ noch einmal den Blick durch die Küche schweifen und sah dann Agnes an.

„Dann legen Sie mal los. Ich freue mich jetzt schon auf das Ergebnis!“ Mit einem feinen Lächeln wandte er sich ab, während Agnes die Ärmel hochkrempelte und an die frisch geputzte Arbeitsfläche trat.

„Kann ich Ihnen was helfen?“, erkundigte sich der Küchenjunge und strahlte über beide Wangen. Er legte sein Messer zur Seite und trat an ihre Seite. Agnes strich Jan über das mausbraune Haar.

„Aber ja. Ich brauche Mehl, Zucker, fünf Eier und Butter.“

„Kommt sofort“, rief er, salutierte und flitzte in den Vorratsraum.



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