Hexeninternat by Grießbach Heiko

Hexeninternat by Grießbach Heiko

Autor:Grießbach, Heiko [Grießbach, Heiko]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2014-12-09T23:00:00+00:00


Internatsalltag

In der ersten Schulstunde am Montag bat Herr Schubert, der wieder einen dunkelgrauen Anzug trug, Tanja vor die Klasse, damit sie sich den anderen vorstellte. Widerstrebend ging Tanja nach vorn und schaute in acht Augenpaare, die sie anstarrten. Sie fühlte, wie ihr heiß wurde. So viel Aufmerksamkeit war sie nicht gewohnt und mochte es auch nicht, im Mittelpunkt zu stehen. Sie spulte die Fakten ihres bisherigen Lebens ab, erwähnte, dass sie erst seit Kurzem wusste, dass sie eine Hexe war und weder selbst als normaler Mensch geboren wurde, noch normale Eltern hatte. Sie müsse sich erst noch daran gewöhnen, dass Hexen und Hexer ebenfalls etwas ganz Normales auf der Welt waren. Dann ging sie schnell wieder auf ihren Platz zurück, ohne auf Fragen oder Kommentare zu warten. Es kamen keine und Schubert begann sofort den Deutschunterricht und widmete sich den Gegebenheiten und Erfordernissen, die zum Schreiben von Erzählungen und Romanen nötig sind. Bald landete er bei den Erzählstilen und den Zeitformen, in denen man Texte abfassen konnte.

„Wenn ich einen Roman in der Vergangenheitsform, dem Präteritum, schreibe und etwas beschreiben möchte, das vor meiner Handlung passiert ist, welche Zeitform verwende ich dann?“

Schubert sah in die Runde und richtete seinen Blick auf eine der Zwillinge. „Susa? - Du bist doch Susa?“, fragte er unsicher.

Die Zwillinge saßen in der zweiten Reihe nebeneinander, trugen die gleichen Jeans und sehr ähnliche Oberteile, die nur ein wenig in der Farbe variierten. Anscheinend tauschten sie untereinander gern einmal die Plätze, denn die Angesprochene antwortete: „Ich bin Susi, Herr Schubert.“

„Aha, heute links von mir und im roten T-Shirt. - Nun, also?“

„Ja, äh, welche Zeitform verwende ich ...? Ich verwende die, äh ..., die Vorvergangenheit ...“

„Das heißt Plusquamperfekt“, sagte Susa halblaut.

„Das Plusquamperfekt“, wiederholte Susi.

Schubert nickte und fuhr mit dem Unterricht fort. Er strich die Unterschiede von Perfekt und Plusquamperfekt heraus und kam über diesen Weg zu den Anwendungsbereichen der beiden Zeitformen. Tanja sah sich erstaunt um. Hatte keiner der anderen Schüler mitbekommen, wie Susa ihrer Schwester vorgesagt hatte, wenn schon Schubert anscheinend taub war? Aber Tanja hatte es doch laut und deutlich gehört. Warum reagierte niemand darauf? Wieso nahm der Lehrer das kommentarlos hin? Tanja verstand es nicht.

Anschließend unterrichtete Herr Jung, dessen Aussehen seinem Name entsprach, Englisch. Tanja verpasste die ersten Minuten der Stunde, da sie im Schulbüro ihre Schulbücher und Hefte erhielt und einen Spind im Gang zugewiesen bekam, wo sie ihren Schulkram verstauen konnte. So kam sie um eine Vorstellungsrunde in Englisch herum. Herr Jung, der sich britisch steif hielt und eher wie ein Student aussah, führte den Unterricht ausschließlich in englischer Sprache durch. Er sprach schnell, routiniert, offensichtlich war Englisch seine Muttersprache und Tanja hatte Mühe, ihn zu verstehen. Sie bedauerte, ihre Mitschriften aus dem Englischunterricht zu Hause gelassen zu haben. Das erschwerte ihr das Mitkommen im Unterrichtsstoff. Englisch schien ihr hier an dieser Schule härter, schwerer zu sein als an ihrer alten Schule und ihr gruselte es bereits vor Mathe.

In der kleinen Pause wollte Tanja die Zwillinge zur Rede stellen und sie fragen, warum niemand ihr Vorsagen gehört hatte.



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