Herzensentscheidung by Ki-Ela Stories

Herzensentscheidung by Ki-Ela Stories

Autor:Ki-Ela Stories
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2014-12-06T16:00:00+00:00


Endlich können wir die Klinik verlassen, ich fühle mich wie durch einen Fleischwolf gedreht. Bienchen verfrachtet mich behutsam auf die Rückbank im Auto, schnallt mich sogar an, bevor er und Rob ebenfalls einsteigen.

„Was ist denn bloß passiert, Mausi?“, erkundigt er sich dann. „Wieso siehst du so fertig aus? Und warum saß dieser Scheißkerl an deiner Seite?“

„Ich … ich wollte, dass er das Kind abtreibt“, sage ich leise. Jetzt, wo ich die Worte ausspreche, kommt mir alles so ungeheuerlich vor.

Bienchen tritt scharf auf die Bremse, hinter uns wird ärgerlich gehupt, aber ihn scheint das nicht zu interessieren. „Sag das noch mal!“ Seine Augen sind weit aufgerissen.

„Du hast mich doch verstanden!“

„Und? Hat er es getan?“, bohrt Bienchen weiter nach, er ist blass um die Nase, das kann ich nachvollziehen.

„Nein, er … er war kurz davor, aber dann hat er gesagt, er könne das nicht tun.“ Ich schließe die Augen, die letzten Stunden haben es wirklich in sich gehabt.

Das Hupen um uns herum wird lauter, Bienchen scheint nicht im Mindesten zu interessieren, dass er in der zweiten Reihe parkt.

„Und warum konnte er nicht?“, keucht er, jetzt tut es mir schon fast leid, dass ich ihn mit dieser Nachricht konfrontiert habe.

„Er sagt, er könne es nicht, weil es seins sein könnte.“

„SEIN KÖNNTE? Zweifelt er immer noch daran?“ Bienchen wird wieder wütender.

„Er sagt, er brauche Zeit, um sich eine Lösung zu überlegen.“ Mir steigen wieder Tränen in die Augen. „Aber wie soll die denn aussehen? Ich möchte keine alleinerziehende Mutter sein, so hab ich mir das alles nicht vorgestellt.“

„Warte erst mal ab, was der sich in seinem schönen Köpfchen so ausdenkt.“ Bienchen atmet tief durch. „Gottchen, Gottchen, du kreuzt hier aber mit Neuigkeiten auf!“

„Fahr lieber weiter, der Typ hinter uns ist gerade ausgestiegen!“ Rob stupst Bienchen in die Seite. „Und der sieht wütend aus …“

Bienchen reiht sich wieder in den fließenden Verkehr ein. Ich schaue aus dem Rückfenster und sehe, wie ein bulliger Typ hinter uns die Fäuste schwenkt.

„Im Grunde war das ein sehr genialer Schachzug von Lilly.“ Rob nickt mir kurz zu.

„Inwiefern?“ Bienchen kann das nicht nachvollziehen – ich im Übrigen auch nicht.

„Na ja, indem sie den werdenden Vater vor vollendete Tatsachen gestellt hat. Zu hören, dass jemand schwanger ist, ist die eine Sache – aber sich dann selbst so damit konfrontiert zu sehen, eine andere. Er hätte es in der Hand gehabt, die Schwangerschaft abzubrechen, aber da war er dann doch zu feige – oder nicht skrupellos genug.“

Ich schaue Rob müde an. „Das war aber nicht so von mir gedacht, ich wollte bestimmt keine psychologischen Spielchen spielen.“

„Aber es hat gewirkt. Er setzt sich jetzt damit auseinander, deine Aktion scheint etwas in ihm berührt zu haben. Vielleicht hat er ja doch ein Herz?“, grinst Rob.

„Nein, hat er nicht“, knurrt Bienchen. „Sonst hätte er Lilly niemals so behandelt.“

„Er … er hat doch auch schon eine neue Geliebte.“ Ich kann nur noch flüstern. „Wie stellt er sich das denn alles vor?“

Ich lege meinen Kopf an die Nackenstütze und schließe die Augen. Ich bin so müde, so unendlich müde.



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