Herbstfunkeln: Cornwall Seasons 1 (German Edition) by Cara Lindon

Autor:Cara Lindon [Lindon, Cara]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2017-08-19T22:00:00+00:00

Kapitel Einundzwanzig

Obwohl sich ihre Freundinnen redlich bemühten, blieb die Atmosphäre steif, das Gespräch ähnelte einem Match in Wimbledon: kurzer, heftiger Schlagabtausch – und dann Schweigen. Alys wartete auf die Stimme des Schiedsrichters, der die Punktwertung bekanntgab: love – fifteen.

»Hast du dich bei Pendarves & Lawry auf etwas spezialisiert?«, fragte Chesten.

»Erbrecht«, lautete Daveths knappe Antwort.

»Sicher spannend«, kommentierte Bree mit einem honigsüßen Lächeln.

Dann trat wieder Schweigen ein.

»Nächste Woche spielen Brothers & Bones in St. Ives.« Erneut versuchte Chesten, ein Thema zu finden, das sie alle interessieren könnte. »Hättet ihr Lust?«

»Nicht meine Musik.«

Was war seine Musik, fragte sich Alys. Erstaunlich, wie wenig ich über ihn weiß.

Mit jeder Minute, die sich kriechend dahinschleppte, fühlte Alys sich unwohler. Am liebsten hätte sie das Desaster unverzüglich beendet, um sich hinterher bei Bree und Chesten zu entschuldigen, doch das traute sie sich nicht. Nicht im Traum hätte Alys erwartet, dass diese Begegnung so unerfreulich wäre. Da kam ja Helyer besser mit Daveth aus.

Nachdem sie wieder einmal schweigend dasaßen, klingelte Chestens Telefon.

»Hallo.« Ihre Freundin lauschte konzentriert. »Ja, ich bin gleich da. Bleiben Sie ruhig, wir finden schon einen Weg, die Plastiktüte wieder aus dem Hund herauszubekommen.«

Sie legte auf, erhob sich, küsste Bree und Alys auf die Wangen und reichte Daveth förmlich die Hand. »Tut mir leid. Ich habe Notdienst.«

Bree verdrehte die Augen, was Alys gut nachvollziehen konnte. Chesten war einfach zu gutmütig. Obwohl sie nur eine Teilzeitstelle hatte, übernahm sie jeden zweiten Notdienst, einfach, weil sie nicht Nein sagen konnte.

Kaum hatte Chesten sie verlassen, schaute Bree auf die Uhr. »Oh, schon so spät. Ich habe meinen Eltern versprochen, dass ich zum Dinner mit ihnen zu Hause bin. Danke für den … aufschlussreichen Nachmittag.«

»Nett, dich kennengelernt zu haben«, antwortete Daveth in einem Ton, der die Floskel noch floskelhafter wirken ließ. »Einen schönen Abend.«

»Ciao, Love.« Bree zog Alys in ihre Arme. Die hingegen hätte am liebsten geweint, weil alles so furchtbar schiefgegangen war. Passenderweise fing es nun auch noch an zu regnen und sie hatten den Schirm im Auto liegen lassen. Schweigend rannte Alys neben Daveth her, ihre viel zu dünne Sommerjacke als Regenschutz über den Kopf gezogen, aber das hielt die Wassermassen nicht davon ab, ihr in den Nacken zu laufen. Was für ein entsetzlicher Tag. Schlimmer konnte es kaum werden, oder?

Sein Land Rover Discovery wirkte fehl am Platz zwischen all den Familienwagen, den Vauxhall Astras und Renault Méganes. Doch Daveth schien das nicht zu bemerken, so wie er auch nicht bemerkte, wie still Alys war. Vielleicht fand er es normal, dass man sich nichts zu sagen hatte. Achtlos warf er die Plastiktüte mit Brees Crumble auf den Rücksitz.

»Hast du nicht erzählt, deine Freundin Bree wäre Model?«, lautete Daveths erste Bemerkung, nachdem sie im Auto saßen. »Die ist doch richtig fett. Da sieht Chesten deutlich appetitlicher aus.«

Es verschlug Alys die Sprache. Sicher, sie konnte nicht erwarten, dass Daveth in ihren Freundinnen das sah, was Alys an ihnen schätzte, aber die beiden nur nach ihrem Äußeren zu beurteilen ... Nein, das war zu viel.

Bree war mollig, aber auf eine gesunde, durchtrainierte Art.

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