Haus der Sonne by Nigel Findley

Haus der Sonne by Nigel Findley

Autor:Nigel Findley
Die sprache: deu
Format: epub


15

Von meiner Datensuche im Suborbitalflugzeug wußte ich noch ein wenig über die Punschschüssel - Puo-waina. Wie der Ali'i angedeutet hatte, war dieser Berg ein megawichtiger Ort in der alten hawai'ianischen Religion gewesen. Oben auf dem Puowaina - dem Berg der Opfer - hatten die alten Hawaiianer immer ihre Menschenopfer dargebracht, um ihre Götter zu beschwichtigen. Wer waren diese Opfer gewesen? Freiwillige? Verbrecher? Jungfrauen, die speziell für diesen Zweck herangezüchtet worden waren (was für eine idiotische Verschwendung)? ›Kriegsgefangene‹ von anderen Inseln? Fragen Sie mich was Leichteres, Chummer. Ich wußte nur, daß all das mit der Ankunft der Haoles - der Priester, Missionare und Ananas-Plutokraten -, die das Land selbstverständlich ›zivilisiert‹ hatten, beendet worden war.

Ich nehme an, Pele, die Göttin der Erde und der Vulkane, regte sich schließlich darüber auf, daß sie niemand mehr mit Blut beschwichtigte, aber es dauerte eine Weile, bis sie deswegen etwas unternahm. (Sie wissen ja, wie das mit Göttinnen ist: nie einen freien Augenblick...) Im Jahre 2018 brach der Haleakala aus, ein riesiger Vulkan auf der Insel Maui. Ein Kamm auf der Westseite des Vulkans stürzte ein, und ein gewaltiger Lavastrom löschte die Luxushotels und Touristenfallen von Wailea und Keokea aus. (In Reiseführern wird die Gegend - eine Wüste aus erstarrter Lava - immer noch als ›Pompeii des Pazifiks‹ bezeichnet.)

Auf jeden Fall war Puowaina im zwanzigsten Jahrhundert zu einem Militärfriedhof für die Vereinigten Staaten geworden - dem Nationalen Gedenkfriedhof für den Pazifik, eine Art ›Arlington West‹. Wie nicht anders zu erwarten, änderte sich das nach der Sezession. Die Regierung unter Gordon Hos Daddy exhumierte alle Leichen - über 26 000 - und schickte sie - mit allen gebührenden Ehren - zum Festland zurück. (Das ärgerte natürlich mehr als nur ein paar Amerikaner, aber nach den Thorhämmern, die auf den Flottenverband von Pearl Harbour abgeschossen worden waren, wagte es niemand, den amerikanischen Standpunkt allzu energisch zu vertreten.)

Und dort setzte mich Der Bus mitten an einem glühendheißen hawai'ianischen Nachmittag ab, am Puowaina. Die Gegend war mittlerweile ein öffentlicher Park. Ein netter Ort, ein alter erodierter Vulkankrater, der wie eine große Schüssel geformt war. Grasbewachsen und grün - hieß das künstliche Bewässerung? Nicht notwendigerweise, nahm ich an -, mit Bäumen und Blumen - etwa vierzig Hektar Frieden nur zwanzig Minuten vom Druck der Innenstadt entfernt. Vom Kraterrand, stellte ich mir vor, mußte man einen spektakulären Blick auf Honolulu in all seiner Pracht haben, aber ich machte mir die Mühe gar nicht erst. Unmittelbarere Dinge erregten meine Aufmerksamkeit.

Die Streifenwagen der Hawai'ianischen Nationalpolizei - zwei davon - waren tropisch weiß mit Regenbo-gen-Logos auf den Türen, nicht blau und gold wie die von Lone Star Seattle. Aber es bedarf mehr als nur einer grellen Lackierung, um einen Chrysler-Nissan Patrol One nicht brutal und bedrohlich wirken zu lassen. Nur die Hälfte der Blinklichter in den Lichtleisten der beiden Fahrzeuge waren eingeschaltet, aber ich mußte meine Augen dennoch vor dem Lichtgewitter abschirmen. Ein paar Cops - wie hatte Scott sie genannt? Na Maka'i, genau - hockten in der Nähe eines kleinen Gehölzes blühender Bäume und schienen vage mit etwas beschäftigt zu sein, das in den Bereich der Gerichtsmedizin gehörte.



Download



Haftungsausschluss:
Diese Site speichert keine Dateien auf ihrem Server. Wir indizieren und verlinken nur                                                  Inhalte von anderen Websites zur Verfügung gestellt. Wenden Sie sich an die Inhaltsanbieter, um etwaige urheberrechtlich geschützte Inhalte zu entfernen, und senden Sie uns eine E-Mail. Wir werden die entsprechenden Links oder Inhalte umgehend entfernen.