Guardian Angel - Zwischen Leben und Licht [19.11.14] by Kirsten Greco

Guardian Angel - Zwischen Leben und Licht [19.11.14] by Kirsten Greco

Autor:Kirsten Greco [Greco, Kirsten]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Paranormal
Herausgeber: Oldigor Verlag
veröffentlicht: 2014-10-18T22:00:00+00:00


Sie ließ sich kaltes Wasser über die Handgelenke laufen und zwang sich zum ruhigen Ein- und Ausatmen. Was war nur los mit ihr? Der Blick in die Spiegelwand über den vier Waschbecken ließ sie aufstöhnen. Ihre Wangen waren gerötet, und auch das Anti-Frizz Shampoo, mit dem sie heute Morgen nach dem Bad im See ihre Haare bearbeitet hatte, versagte inzwischen kläglich. Fürchterlich. Das lag garantiert an dieser unerträglichen Hitze. Seufzend strich sie eine lange dunkelbraune Haarsträhne hinters Ohr und band die Haare kurzerhand mit einem Gummi im Nacken zusammen. Irgendetwas stimmte heute nicht mit dem allzeit gut gelaunten Farmer mit den tiefblauen Augen und dem Tattoo auf dem Oberarm.

Verdammt, heute Morgen war alles noch ganz ungezwungen zwischen ihnen gewesen. Sie hatten Kühlregale, die natürlich einwandfrei funktionierten, mit Käse bestückt, Ziegen besucht und Tristan zeigte ihr die Apfelbäume. Zum Teil noch mit wunderschönen, blassrosa Blüten betupft, erstreckten sie sich endlos entlang ausgedehnter Wiesen. Der süßliche Sommergeruch schien noch in ihrem weißen Trägerkleid zu hängen. Doch wenn Tristan sich unbeobachtet fühlte, huschte Trauer über sein Gesicht. Oder war es Enttäuschung? Wut?

Warum musste sie ihr Medien-Dasein ausgerechnet mit ihm teilen? Er brachte sie durcheinander und es war ohnehin schon alles viel zu kompliziert. Und morgen verabschiedete sich zu allem Überfluss ihre einzige Verbündete. Niemals hätte sie es für möglich gehalten, dass sie sich so nach der Nähe ihrer Mutter sehnen könnte.

Melody drehte nachdenklich den Wasserhahn zu und startete den Händetrockner, der lautstark zu stürmen begann. Was immer sie auch ärgerte, oder schlimmer noch, verwirrte, sollte sie so rasch wie möglich in den Griff bekommen. Der Aufenthalt in Silver Crossing war ein Gastspiel. Mehr nicht. Irgendwann musste sie zurück in ihr altes Leben. Immerhin trug sie einen nicht unbeträchtlichen Teil der Verantwortung für die Bäckerei, vom Geldverdienen ganz zu schweigen. Es ärgerte sie jetzt schon, dass ihr Gehalt weiter floss, während sie … nichts tat.

Die Hände waren längst trocken. Ob Sam und Gabe inzwischen eingetrudelt waren? Die beiden hatten ein Bed & Breakfast für die Nacht gebucht und wollten morgen gemeinsam mit Lily nach Wicker Park zurückfahren.

„Hi.“

Sie zuckte zusammen und stöhnte auf. „Holly? Wirklich?“

Der blonde Engel schüttelte das glänzende Haar und nickte eifrig. „Einsatz.“

„Das ist nicht dein Ernst? Kannst du heute vielleicht ein anderes Medium fragen? Das überlebt Lily nicht.“

„Mein Boss fragt aber nach dir, ich habe da keine Wahl, Melody. Ebenso wenig wie du. Ich verspreche dir, wir beeilen uns.“

Sie dirigierte sie mit dem strahlenden Zeigefinger an den Waschbecken vorbei. „Du winkst jetzt fröhlich, ziehst den Autoschlüssel aus der Hosentasche und verlässt das Lawless mit einem Lächeln. Sie werden annehmen, dass du etwas im Auto vergessen hast. Ich treffe dich vor der Tür.“

Sie hatte keine Wahl. Nicht heute, niemals. Zögernd schob sie sich an der Theke entlang und winkte Lily und Tris mit dem Schlüssel zu.

„Bin sofort wieder da. Hab etwas im Auto liegen lassen.“ Die laute Musik verschluckte ihre Worte, doch Lily nickte fröhlich zurück.

Melody atmete erleichtert auf, als sich die Tür hinter ihr schloss. Auch das musste sie lernen. Kleine Notlügen und Schwindeleien gehörten wohl zu den Grundvoraussetzungen eines erfolgreichen Mediendaseins.



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