Greven, Jacqueline by Plantage der Lust

Greven, Jacqueline by Plantage der Lust

Autor:Plantage der Lust [Lust, Plantage der]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 0101-01-01T00:00:00+00:00


Dupont löschte die Lichter im Büro, trat zu dem hohen Fenster, durch welches das bläuliche Licht des Vollmondes schien, und öffnete weit den Flügel. Milde Nachtluft drang ins Zimmer und vertrieb die Schwüle der Lust, die noch im Raum hing. Er sah Madeleine, die den Kiesweg zu ihrer Unterkunft nahm. Sie ging langsam, als sei sie erschöpft oder traurig oder beides.

Auf seiner Seele lag ein schwerer Druck. Wie hatte er sich derart gehen lassen können? Er hatte völlig den Kopf verloren vor Begierde. Schuldgefühle nagten an ihm. Er hatte sie entjungfert und konnte sie trotzdem nicht zur Seinen machen. Zumindest hatte er dafür gesorgt, dass sie nicht schwanger würde. Ob sie sich erniedrigt fühlte von der sanften Gewalt, die er angewendet hatte? Nein, ihr Verlangen und ihre Hingabe waren zu intensiv gewesen. Sie hatte es genossen, trotz allem. Dennoch, wie hatte er sich so sehr in die Karten schauen lassen können? Wie konnte er vor Madeleine zugeben, dass ihn ihre Verbindung zu Rodrique plagte? Eine Verbindung, die sie strikt leugnete. Warum? Was verbarg sie vor ihm? Und wie sollte es nun weitergehen?

Er lehnte den Kopf an den hölzernen Rahmen des Fensters. Ihre Gestalt wurde allmählich kleiner, je weiter sie sich entfernte. Er bekam ein unmännliches Ziehen in der Brust und ballte die Faust. Hatte er sich etwa in sie verliebt? Das durfte nicht sein! Deutlich merkte er, dass er dabei war, Chantals Drohung zu verdrängen.

Er stutzte, hielt den Atem an und lauschte. Schon wieder die Trommeln. Er fühlte, wie das Grauen sich in ihm ausbreiten wollte und die Erinnerung, die stets im Verborgenen lauerte. Irgendwann hatte es angefangen, etwa zur gleichen Zeit wie Kassandra krank geworden war. Jede Nacht hatten die dumpfen rhythmischen Töne ihn entweder geweckt oder erst gar nicht zur Ruhe kommen lassen.

„Es sind die Klänge der Toten“, flüsterte Chantals Stimme an seinem Ohr. Er fuhr herum, doch neben ihm war niemand. Dupont wischte sich über die Stirn. Sie war feucht von Schweiß. Himmel, er wurde noch verrückt. Er hatte glatt gemeint, ihren Atem zu spüren. Es war wohl nur ein Lufthauch gewesen, den die Nacht hereingetragen hatte.

Kassandra, seine Frau. Ihm wurde schwer ums Herz. Gerade ein Jahr war es nun her, dass sie gestorben war. Dupont wandte sich vom Fenster ab und setzte sich in den breiten Ledersessel. Das monotone Geräusch der Trommeln schwoll an und schien näher zu kommen. Er hatte den Wunsch, sich die Ohren zuzuhalten, doch er schaffte es, sich zu beherrschen. Lächerlich! So lächerlich wie Chantals böse Verwünschungen, die sie seinerzeit in gnadenlosem Zorn ausgestoßen hatte, weil er sich nach Kassandras Tod von ihr getrennt hatte.

„Du vergisst, wer ich bin, mein lieber, ehrenwerter Jean-Claude Dupont. Wenn ich dir plötzlich nicht mehr gut genug bin, soll auch keine andere an deiner Seite sein.“

Er sah wieder ihre blitzenden schwarzen Augen vor sich, die samtene Haut, die die Farbe von Milchkaffee hatte und ihn anfangs so fasziniert hatte. Ihre vollen wogenden Brüste, die Leidenschaft und die wortlosen Verheißungen, die aus ihren lasziven Bewegungen gesprochen hatten. Wie anders dagegen war Kassandra gewesen.



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