Grausame Geschichten by unknow

Grausame Geschichten by unknow

Autor:unknow
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Erzählungen, Übersetzung
Herausgeber: Eißelt
veröffentlicht: 1904-10-20T23:00:00+00:00


Die Ungeduld der Menge.

Das große Tor in der Stadtmauer Spartas, dessen erzene Türflügel wie das Brustschild eines Kriegers anzuschauen waren, öffnete sich nach dem Taygetus zu. Der staubige Abhang des Berges wurde von den kalten Strahlen der untergehenden Sonne eines frischen Wintertages beleuchtet. Von den Wällen der Stadt sah man auf den rauhen Abhang des Berges, auf dem an diesem Abende eine Hekatombe geopfert worden war. Eine Menge Menschen standen an der Mauer. Das Eisen ihrer Schwerter, ihre Peplen und die Spitzen ihrer Lanzen funkelten in der Abendsonne. Aber das Volk schien ernst und düster gestimmt. Aller Augen waren auf die Spitze des Berges gerichtet, von wo man eine Botschaft zu erwarten schien.

Vor zwei Tagen waren die Dreihundert mit dem Könige ausgezogen. Wie zu einem Feste geschmückt und mit Blumen bekränzt zum Kampfe für das Vaterland. Die Männer, die der Abend schon im Hades finden konnte, hatten im Tempel der Diana ihr Haar gestrählt und mit Blumen geschmückt. Dann hatten die jungen Helden mit ihren Schwertern an den Schild geschlagen und waren, unter den Beifallsrufen der Frauen, fröhliche Lieder singend, beim ersten Strahle der Morgenröte aus Sparta herausgezogen. Die Kräuter und Pflanzen, womit der Engpaß von Thermopylae bewachsen war, streiften zärtlich ihre nackten Beine, als ob die Heimaterde ihre tapfern Söhne, die ihr Leben für sie einsetzten, noch einmal liebkosen wollte, ehe sie dieselben für immer in ihren Mutterschoß aufnahm.

Am Morgen glaubte man in Sparta im Winde verlorene Klänge, fernes Waffengeklirre und Kriegslieder zu hören. Dann hatten Hirten Kunde gebracht. Zweimal waren die Perser zurückgeworfen worden und hatten nach einer ungeheuren Niederlage 10 000 Tote unbeerdigt zurücklassen müssen. Lokris hatte diese Siege gesehen. Ganz Thessalien stand auf. Theben sogar war diesem Beispiele gefolgt. Athen hatte seine Scharen unter des Miltiades Oberbefehl geschickt. 7000 Krieger sollten die Streitkräfte Spartas verstärken.

Doch Plötzlich drang in die Siegeslieder und Gebete, die im Tempel der Diana erschallten, ein jäher Mißton. Es kamen Boten, die den Ephoren etwas mitteilten, worauf diese einander sehr bestürzt ansahen. Darauf wurde der Senat berufen, der sofort den Befehl zur Verteidigung der Stadt gab. Man hatte gleich angefangen in aller Eile Gräben aufzuwerfen, denn sonst bestand des stolzen Sparta Schutz nur in seinen Bürgern.

Ein Schatten hatte alle Freude zerstört. Man glaubte den früheren Worten der Hirten nicht mehr, alle guten Nachrichten schienen vergessen. Als die Priester und Zeichendeuter die Eingeweide der Opfertiere untersucht hatten, zitterten sie und opferten dann über den aus den Dreifüßen auflodernden Flammen mit erhobenen Armen den Göttern der Unterwelt, deren Gnade sie anriefen.

Man raunte einander neue Mitteilungen zu. Dann befahl man den Jungfrauen den Tempel zu verlassen, denn man hatte den Namen eines Verräters ausgesprochen. Ihre langen Gewänder streiften die trunkenen Heloten, die auf den Stufen des Tempels umherlagen, als sie achtlos über sie hinwegschritten.

Endlich kam die genaue verzweifelte Nachricht. Ein unbesetzter Durchgang im Gebirge war von dem Feinde entdeckt worden. Ein Hirt aus Messenien hatte Hellas verraten: Ephialtes hatte die heilige Erde seines Vaterlandes dem Xerxes preisgegeben. Die von ihrem goldstrotzenden Satrapen geführte persische Reiterei brach in das geheiligte Land ein und verwüstete es unter den Huftritten ihrer Pferde.



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