Goya oder der arge Weg der Erkenntnis - Roman by Aufbau

Goya oder der arge Weg der Erkenntnis - Roman by Aufbau

Autor:Aufbau
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Aufbau
veröffentlicht: 2013-06-14T16:00:00+00:00


29

Bis jetzt hatte Goya seinem Agustín keine Gelegenheit zu einem richtigen Gespräch gegeben. Doch kaum war Cayetana fort, da sagte er: »So, du saurer Agustín, jetzt zeige ich dir, was ich gemacht habe«, und er rollte die Skizzen auf und befestigte sie mit kleinen Nägeln auf Brettern.

Agustín stand davor, trat zurück, ging wieder näher, stieß den großen, hügeligen Kopf gegen die eine Skizze, gegen die andere, schluckte, schmatzte mit dem langen, dünnen Mund. »Ich will dir erklären –«, hub Goya an. Doch: »Sag jetzt nichts«, winkte ihm Agustín ab, »ich weiß schon.« – »Du weißt gar nichts«, sagte Goya, aber er schwieg und ließ den andern weiterschauen.

»Carajo!« rief schließlich Agustín. Es war dies aber ein richtiger, mundfüllender, ungeheuer obszöner Maultiertreiberfluch, und aus der Art, wie Agustín ihn ausstieß, erkannte Francisco, daß er das Bild begriffen hatte. Trotzdem konnte Francisco nicht an sich halten, er mußte endlich heraussagen, was er da machen wollte, mußte es erklären. »Ich will nichts konstruieren«, sagte er. »Ich will’s nicht wie Velázquez machen, keine vertrackte Anekdote, verstehst du. Ich stell diese Menschen einfach hin, simpel, kindlich.« Er spürte, Worte, vor allem seine Worte, waren zu ungefüg und plump für das Delikate und Komplizierte, was er auseinanderzusetzen trachtete, aber es zwang ihn weiterzureden. »Das Einzelne muß natürlich ganz deutlich werden, dabei darf man es überhaupt nicht sehen. Nur die Gesichter müssen auf einen herschauen, hart, wirklich, genau, wie sie sind. Und dahinter ist es dunkel, man ahnt gerade noch die Riesenschinken im ›Saal der Ariadne‹. Siehst du, was ich machen will? Verstehst du’s?«

»Ich bin doch kein Trottel«, antwortete Agustín. Und mit stillem, ruhigem Triumph sagte er: »Hombre! Das wird wirklich etwas ganz Großes. Und etwas ganz Neues. Francho, Francho, was bist du für ein Maler!« – »Merkst du das endlich?« gab vergnügt Francisco zurück. »Übermorgen gehen wir nach Aranjuez«, fuhr er fort. »Dich nehme ich natürlich mit. Wir werden schnell fertig sein. Ich brauche die Porträts nur zu übertragen. Es ist alles da, worauf es ankommt. Es wird großartig werden.« – »Ja«, sagte überzeugt Agustín. Er hatte ängstlich darauf gewartet, ob Francisco ihn einladen werde mitzukommen; nun freute er sich kindlich. Und sofort wurde er praktisch. »Also übermorgen nach Aranjuez«, sagte er. »Da ist vorher noch eine Menge zu tun. Ich muß zu Dacher wegen des Rahmens und wegen der Leinwand, zu Ezquerra wegen der Farben, und über den Firnis muß ich auch mit ihm reden.«

Er überlegte eine Weile, dann meinte er zögernd: »Du hast die ganze Zeit über die Freunde nicht gesehen, Jovellanos, Bermúdez, Quintana. Jetzt gehst du wieder auf Wochen nach Aranjuez. Solltest du nicht mit ihnen zusammenkommen?«

Goya hatte sich verfinstert, und Agustín fürchtete, er werde aufbrausen. Doch Goya bezwang sich. Er verstand kaum mehr, wie er so lang ohne Agustín hatte auskommen können, er konnte sich nicht vorstellen, wie er in Aranjuez ohne diesen verständigsten Freund hätte weiterarbeiten sollen, er mußte ihm die Freude machen. Außerdem hatte Agustín recht, es wäre eine Beleidigung gewesen, wenn er die Freunde nicht gesehen hätte.

Er traf Miguel und Quintana bei Jovellanos.



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