Glaube der Lüge by George E
Autor:George, E
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2012-06-19T16:00:00+00:00
MILNTHORPE â CUMBRIA
Deborah konnte es überhaupt nicht leiden, mit ihrem Mann uneins zu sein. Das hatte einerseits mit dem groÃen Altersunterschied zwischen ihnen zu tun und andererseits mit seiner Behinderung und allem, was damit zusammenhing. Aber vor allem hatte es mit ihren unterschiedlichen Charakteren und ihrer unterschiedlichen Weltsicht zu tun. Simon ging Probleme mit Logik und bemerkenswerter Distanziertheit an, weshalb es nahezu unmöglich war, sich mit ihm zu streiten. Im Gegensatz zu ihm lieà sie sich nämlich von ihren Gefühlen leiten, und Schlachten zwischen Armeen unter dem Kommando von Kopf und Herz wurden immer von den Armeen gewonnen, deren Anführer der Kopf war. Häufig blieb ihr nichts anderes übrig, als ein Gespräch mit dem sinnlosen Satz zu beenden: Das verstehst du nicht.
Nachdem Simon gegangen war, setzte sie sich aufs Bett und tat, was getan werden musste. Sie rief seinen Bruder David an und teilte ihm ihre gemeinsame Entscheidung mit, wie sie sich ausdrückte. »Trotzdem bin ich dir sehr dankbar dafür, dass du dich so für uns eingesetzt hast, David«, sagte sie, und sie meinte es ernst. »Aber ich kann mich einfach nicht an den Gedanken gewöhnen, ein Kind mit seinen leiblichen Eltern zu teilen. Das ist der Grund, warum wir uns dagegen entschieden haben.«
Sie spürte, dass David enttäuscht war, und der Rest der Familie würde wahrscheinlich ebenfalls enttäuscht sein. Doch Simons Angehörige standen auch nicht vor der Frage, ob sie sich auf ein solches Abenteuer voller Unwägbarkeiten einlassen sollten. »WeiÃt du, Deborah«, hatte David geantwortet, »egal, auf welche Weise man sich auf ein Leben als Eltern einlässt, es ist immer ein Lotteriespiel.« Worauf sie entgegnet hatte: »Ja, das weià ich doch. Trotzdem bleibt die Antwort dieselbe. Die Komplikationen, die das alles mit sich bringen würde ⦠Ich könnte einfach nicht damit umgehen.«
Es war also vorbei. In ein, zwei Tagen würde die schwangere junge Frau mit einem anderen adoptionswilligen Paar in Verhandlungen treten. Deborah war froh, dass sie die Entscheidung getroffen hatte, und gleichzeitig war sie untröstlich. Simon würde alles andere als erfreut sein, aber sie sah einfach keine andere Möglichkeit. Sie mussten sich etwas anderes überlegen.
Sie wusste, dass Simon die Vorstellung, eine Leihmutter anzuheuern, zutiefst widerstrebte. Eigentlich hatte sie gedacht, dass diese Lösung ihm als Wissenschaftler entgegenkommen würde. Doch er hatte die Wunder der modernen Medizin schlichtweg als »entmenschlichend« bezeichnet. Sich in einer Arztpraxis mit einem sterilen Reagenzglas auf der Toilette einzuschlieÃen, um seinen Anteil beizusteuern ⦠Dann mussten noch ihre Eizellen geerntet werden, ein Eingriff, der nicht ungefährlich war. Und schlieÃlich musste die richtige Leihmutter gefunden und die ganze Schwangerschaft über betreut werden.
Wer soll das sein?, hatte Simon vernünftigerweise gefragt. Und wie erfährt man alles über die Person, was man wissen will?
Die Leihmutter sei nur ein Uterus, den sie mieten würden, hatte Deborah ihm erklärt.
»Wenn du im Ernst glaubst, dass es damit getan ist«, hatte Simon geantwortet, »dann bist du sträflich naiv. Wir mieten schlieÃlich kein leeres Zimmer in ihrem Haus, um darin vorübergehend ein paar Möbel zu lagern, Deborah. Es geht um neues Leben, das in ihrem Körper wachsen wird.
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