29 by Das dunkle Tor

29 by Das dunkle Tor

Autor:Das dunkle Tor [Tor, Das dunkle]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2011-07-01T08:58:26+00:00


Sein Blick hing wie magisch an ihren Lippen, dennoch wurde er aus ihren Worten nicht recht klug.

Was ihn aber noch mehr verwirrte: Wie hatte sie an den Wachen vorbei in sein Quartier kommen können? Außer der Türöffnung, in der sie gerade stand, gab es keinen anderen Zugang zu dem dahinterliegenden Balkon.

»Was willst du von mir?« fragte er.

Sie lächelte auf eine unergründliche Art und Weise, die ihn vollends in seinen Bann zu ziehen drohte.

»Dich!«

Das Wort erreichte ihn wie ein honigsüßer Hauch.

Doch als sie danach langsam auf ihn zuzukommen begann, brach der Bann plötzlich, und unwillkürlich wich er vor ihr zurück und stieß mit dem verlängertem Rückgrat gegen den Waschtisch hinter ihm. Polternd landete die Waschschüssel auf dem Boden.

Akhenati schoß der Attentatsversuch vom frühen Abend durch den Kopf. War dies womöglich ein neuer Versuch, ihm das Leben zu nehmen? Die lautlose Art, wie sie hinter ihm aufgetaucht war, legte es nahe.

Er hob abwehrend die Hand. »Halt, bleib stehen! Komm nicht näher!«

Doch sie hielt nicht inne. Lediglich ihr Lächeln verstärkte sich um eine Nuance.

Nur noch ein paar Schritte, dann würde sie ihn erreicht haben.

Sein Blick richtete sich zum Ausgang.

»Wachen!« rief er laut. »Wachen! Zu mir!«

Die geheimnisvolle Frau blieb abrupt stehen, und für einen winzigen Augenblick war so etwas wie Überraschung auf ihrem schmalen Gesicht zu erkennen, dann war dieser Eindruck auch schon wieder verflogen.

»Narr!« stieß sie hervor, wandte sich zur Flucht und rannte auf den Balkon hinaus.

Akhenati war von dieser Reaktion vollkommen überrascht.

Er stieß sich vom Waschbecken ab und eilte ihr hinterher.

»Warte!« rief er ihr nach.

Er konnte sich sein Handeln kaum selbst erklären. Eben hatte er sich noch von ihr bedroht gefühlt, und jetzt bereitete ihm die Vorstellung, sie könne so unvermittelt und spurlos wieder verschwinden, wie sie aufgetaucht war, soviel Sorge, daß er ihr blindlings hinterherstürmte.

Da kam auch schon ein halbes Dutzend Wachen in den Raum gestürzt.

»Was habt Ihr, Herr?« rief der Wortführer. »Was ist geschehen?«

Akhenati hielt inne und deutete auf den Durchgang zum Balkon.

»Da war eine Frau!« rief er. »Sie ist ganz plötzlich hier aufgetaucht.

Wie aus dem Nichts. Und sie ist dort hinaus geflohen.«

Zusammen mit den Wachen trat er auf den Balkon hinaus. Dieser war von solch beträchtlichen Ausmaßen, daß man hier mit einigen Dutzend Gästen eine Feier hätte veranstalten können. Aber das änderte trotzdem nichts daran, daß er leer war.

Zwei der Wachen hatten Fackeln mitgenommen, mit denen sie jeden Winkel ableuchteten, ohne etwas zu finden. Und auch die Wachen, die unterhalb des Balkons stationiert waren, gaben auf einen entsprechenden Zuruf die Antwort, daß sie weder jemanden kommen noch gehen gesehen hätten.

Der Anführer der Wachen wandte sich an Akhenati und breitete die Arme aus.

»Wer auch immer hier eingedrungen ist, jetzt besteht keine Gefahr mehr.«

Der Sohn des Pharaos nickte verdrossen. Er konnte sich gut vorstellen, daß der Mann den Eindruck hatte, er wäre nicht ganz bei Sinnen – wenn er es natürlich auch niemals wagen würde, so etwas auch nur anzudeuten.

Akhenati konnte ihm das gut nachempfinden. Schließlich hatte er sich mit eigenen Augen davon überzeugen können, daß hier drau

ßen von einem Eindringling nichts zu sehen oder zu hören war.



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