Geheime Vermaechtnisse by Carol Marinelli

Geheime Vermaechtnisse by Carol Marinelli

Autor:Carol Marinelli [Marinelli, Carol]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Julia
ISBN: 9783733700690
Barnesnoble:
Herausgeber: Bookrix Gmbh Co Kg
veröffentlicht: 2014-06-23T22:00:00+00:00


5. KAPITEL

Und zum ersten Mal, seit sie für Santo arbeitete, war Ella nicht sicher, ob sie es ertragen konnte, mit ihm beim Frühstück die Termine der anstehenden Woche durchzugehen.

Es war so etwas wie ein allmontägliches Ritual geworden. Und nachdem sie gestern einen freien Tag gehabt hatte, würde sie ihn wohl pünktlich um sieben Uhr im Hotelrestaurant antreffen – wie immer, wenn sie sich an einem Drehort aufhielten.

Ella stand vor dem Spiegel und betrachtete kritisch ihr verquollenes Gesicht. Selbst eine kalte Dusche hatte die Spuren der letzten Nacht nicht ganz tilgen können. Sie sah immer noch aus wie eine Frau, die die ganze Nacht über geweint hatte. Daran war wohl nichts zu ändern. Womöglich dachte Santo jetzt, es wäre seinetwegen. Doch das stimmte nicht. Ihr Disput war nur der Auslöser gewesen, weil seine Worte Ella die Augen geöffnet hatten.

Sechs lange Monate hatte sie sich gezwungen, stark zu sein und sich vorgemacht, dass die Brutalität ihres Vaters nur äußerliche Verletzungen zur Folge hatte.

Das war ein Irrtum gewesen.

Doch nicht nur seine Fäuste hatten schlimme Wunden hinterlassen. Es waren die vielen Jahre, in denen sie ihre Mutter hatte leiden sehen. Jahre, in denen sie nur auf Zehenspitzen gegangen war, um ihrem Vater keinen Anlass zu geben auszurasten. Jahre, in denen sie arbeitete und sparte so viel sie nur konnte, um ihre Mutter von ihm befreien zu können.

Aus Angst, gleich wieder in Tränen auszubrechen, verbannte Ella die quälenden Erinnerungen energisch in den Hinterkopf, frischte noch einmal ihr Make-up auf und machte sich auf den Weg nach unten. Diesmal war sie es, die ihre Augen hinter einer dunklen Brille verbarg. Hoffentlich war Santo höflich genug, keine Bemerkung über ihr desolates Äußeres zu machen.

„Santo Cielo!“ Mit einem Satz war Santo auf den Beinen, als sie zu ihm an den Tisch trat. Er sah natürlich aus, als hätte er eine ausgesprochen erholsame Nacht verbracht. Wie selbstverständlich nahm er ihr die Brille von der Nase, fluchte unterdrückt und nahm sie in die Arme. „Verzeih, Tesoro … ich bin ein Monster!“, klagte er sich an.

„Nicht … bitte!“

„Ich bin zu weit gegangen.“ Er raunte es ihr ins Ohr, und Ella spürte seine Worte wie Balsam auf ihrer Seele. „Engagiere meinetwegen eine hässliche, alte Pute …“

Ella schwankte zwischen Lachen und Weinen. Wenn er nur nicht so hinreißend italienisch wäre!

„Oder einen Mann, mir ist es egal.“

„Santo …“ Sanft befreite sie sich aus seinen Armen und setzte sich an den Tisch. Ein Kellner schenkte ihr Kaffee ein, den ihr Boss mit zwei Stück Zucker süßte und für sie umrührte. „Du hattest absolut recht …“, trat sie die Flucht nach vorn an.

„Natürlich“, pflichtete er ihr in schöner Arroganz bei. „Aber womit?“

„Ich … ich habe tatsächlich Probleme.“

Die meisten Männer würden bei diesem Wort auf und davon gehen, aber nicht Santo. „Raus damit“, forderte er und griff nach ihrer Hand, die sie ihm mit einem Ruck entzog.

„Nein!“

Das klang so panisch, dass er nicht weiter in sie drang. „Okay, dann erzähl ich dir eben meine“, schlug er vor.

„Nein.“ Sie wollte nicht, dass er sie zum Lachen brachte.

„Aber ich habe Hunderte davon.



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