Geheime Liebe auf Sylt by Gabriele Diechler

Geheime Liebe auf Sylt by Gabriele Diechler

Autor:Gabriele Diechler
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Gmeiner-Verlag
veröffentlicht: 2013-01-20T16:00:00+00:00


25.

Bastian kann das Alleinsein nicht länger aushalten. Trotz des fürchterlichen Wetters verlässt er noch mal das Haus, steigt in seinen Wagen und fährt ziellos durch die Gegend. Vor einem Lokal, das er nicht kennt, bringt er seinen Wagen zum Stehen. Der Wind hat inzwischen Orkanstärke erreicht und reißt ihm, als er aussteigt, fast die Autotür aus der Hand. Bastian schafft es mit Mühe, sie zu schließen, und rennt schnellen Schrittes auf den hellen Lichtschein des Lokals zu.

Als er die Tür öffnet, sieht er Männer in dicken Pullovern an der Theke sitzen. Für einen flüchtigen Moment glaubt er, Mathilde neben einem dieser Männer auszumachen. Sie wirkt wie Inka damals, lockt ihn mit ihren Lippen und er folgt ihrem stummen Ruf und tritt endgültig ein. Doch kaum ist er näher gekommen, bemerkt er, dass es nicht sie ist, die dort an der Theke sitzt, sondern eine fremde Frau, die Sekt trinkt und deren Blick ihn kurz streift.

Bastian findet den letzten freien Barhocker und nimmt ihn in Beschlag. Kaum sitzt er, bestellt er Chivas Regal. Das braucht er jetzt, redet er sich selbst gut zu. Der Wirt serviert umgehend und wünscht ihm einen guten Abgang. Bastian trinkt schnell. Der Geschmack ist ihm egal, er will nur das tröstliche Brennen und die Wärme im Magen spüren.

Seit heute früh nimmt sein Leben, fein säuberlich, eine Wendung. Mit einem Mal erscheint ihm alles wie das Meer dort draußen. Selbst eine sich kaum kräuselnde Wasseroberfläche kann sich später zu einer reißenden Brecherwelle aufbauen. Der Tod, das endgültige Ende der Dinge, all das ist jederzeit möglich, wie er durch das Schicksal Hartmut Kielgas’ erfahren hat – und das macht ihn nervös. Bastian hält viel von Planung, von Strategie und Problemlösung oder besser gesagt, von Verhinderung.

Lediglich die Worte Regines und sein Status als Mann fürs Leben haben ihm kurzzeitig das Planen vergällt und sind ihm damals sauer aufgestoßen. Doch was zählen inzwischen die Voraussagen seiner Schwiegermutter? Die Sicherheit, die sie ihnen wie ein Geschenk vor die Füße gelegt hat und die ihm wie ein Fluch erschienen ist, löst sich gerade in Nichts auf. Was würde er heute darum geben, noch einmal ihre Worte zu hören und zu glauben, dass sie stimmen.

Sie waren das schöne Paar, das in dem netten Haus am Meer gewohnt hatte. Ein Paar fürs Leben, das genau daran gescheitert war – am Leben. Das vermutet er zumindest.

Alle Sätze spielen sich in Bastians Kopf in der Vergangenheitsform ab, und weil ihn die Gedanken quälen, lenkt er sich ab und blickt sich im Lokal um. Es ist klein wie ein Wohnzimmer. Mit Wänden, die lange keine frische Farbe mehr gesehen haben. Doch trotz der offensichtlichen Mängel ist es gut besucht. Stammgäste, vermutet Bastian, denn die meisten verhalten sich auf eine geschmeidige, selbstverständliche Weise, wie man es tut, wenn man etwas kennt und sich zugehörig fühlt.

Neben ihm sitzt ein Mann mit Schlägerkappe, der etliche Kilos zu viel auf den Rippen hat. Der Typ sieht verschlagen und rücksichtslos aus, denkt Bastian bei sich. Himmel noch mal, wo bin ich hier



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