Foy und der Ring des Mauren (German Edition) by Katharina Münz

Foy und der Ring des Mauren (German Edition) by Katharina Münz

Autor:Katharina Münz [Münz, Katharina]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2017-05-14T22:00:00+00:00


III. Limfjord

Kapitel 1

Zehn Tage später, Lovns Breitung

Unauffällig reibe ich mir über den Rücken, während ich im Sattel herumrutsche.

Nach der fast vierwöchigen Rast in Haddeby hat mein Hinterteil mit größtem Unwillen auf die Weiterreise geantwortet und jeden der Tagesritte, die inzwischen wieder hinter uns liegen, zu einer Qual werden lassen.

Ich seufze und lasse den Blick schweifen.

Die festgetretene Grasnarbe des Weges vor uns windet sich über weiche Hügel und sanfte Täler. Ein Flickenteppich aus sattgrünen Wiesen, goldenen Getreidefeldern und dunklem Wald bedeckt das Land. Vor dem Wind geschützt, der beständig aus westlicher Richtung weht und die Hitze des Julitages erträglich macht, ducken sich schmucke Höfe in die Niederungen.

»Komm, Lýsi!«

»Ja doch, ich bin schon unterwegs!« Ich haue meiner Stute die Fersen in die Flanke und schließe zu Bjørgyn auf, der auf der Kuppe des nächsten Hügels angehalten hat.

Die Lastpferde, seit Haddeby führt er ein ganzes Dutzend in einer langen Reihe hinter sich her, widmen sich dem saftigen Gras am Wegesrand und weichen nur unwillig aus, als ich mein Tier vorwärtstreibe.

»Da bin ich«, sage ich, wische den Schweiß aus der Stirn und zügele mein Pferd. »Was gibt es?«

Bjørgyn hebt seinen Arm und weist mit einem Lächeln nach vorn. »Der Limfjord. Oder vielmehr ein kleines Stück davon: Lovns Breitung. Sag, Foy: Habe ich dir zu viel versprochen?«

Unmittelbar am Fuße des Hügels breitet sich eine glitzernde Wasserfläche aus. Am Ufer entdecke ich Gehöfte, säuberlich aufgereiht wie Perlen an einer Kette. Sie sind umgeben von Weiden und Ackerflächen, dazwischen drängt sich dichter Wald bis ans Wasser vor. In der Ferne des Fjords kreuzen Schiffe mit rot gefärbten sowie gestreiften Segeln und hinterlassen silberne Spuren auf dem Wasser, die ganz langsam verschwinden. Alles um mich herum strömt Behaglichkeit und Frieden aus.

»Es ist wunderschön«, flüstere ich, und Bjørgyn nimmt meine Hand.

»Schnuppere. Kannst du es riechen?«

Gehorsam schließe ich die Augen und sauge die Luft ein. »Ich erkenne die Würze der Kräuter im Öhmd, den Staub der bald reifen Getreidefelder – und noch etwas.« Mit einem Stirnrunzeln hebe ich die Lider und sehe ihn an. »Diesen Geruch kenne ich nicht. Was ist das?«

»Salz.« Er lacht. »Die Gischt der Nordsee wirft Salzwasser hoch in die Luft. Hier kannst du es schon ahnen, doch auf Vaters Hof ist die Meeresbrise ungleich stärker wahrnehmbar.« Seine Nasenflügel blähen sich, als er den Atem einsaugt, und er lehnt den Kopf zurück. »Es verleiht allem eine besondere Würze. Warte, bis du den ersten Lammbraten von unseren Salzweiden gegessen hast.«

Ich drücke seine Finger und lächele. Wie glücklich er sich gibt, je näher wir an sein Zuhause kommen. Das sollte auch mich froh stimmen. Ich schlucke und verdränge das aufsteigende Unbehagen, was seine Eltern zu einer dunkelhäutigen Schwiegertochter sagen werden.

»Dort drunten ist auch schon Hvatur Skreppurssons Hof.« Bjørgyn reibt seine Hände. »Komm, Lýsi, lass mich einen guten Kaufpreis aushandeln für meinen Bruder. Danach steht dem Nachhausekommen nichts mehr im Wege.« Mit einem Zungenschnalzen treibt er die Pferde an.

*

Wie ich erwartet habe, erweist Hvatur Skreppursson sich als ein Bauer, den die Altersschwäche gebeugt laufen lässt. Doch nur sein Körper zeigt Anzeichen des Verfalls.



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