Fortunato - Das Rabenorakel by Fortunato

Fortunato - Das Rabenorakel by Fortunato

Autor:Fortunato [Fortunato]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9783955301958
Herausgeber: Edel Germany GmbH, Hamburg
veröffentlicht: 2015-05-15T16:00:00+00:00


Wenn es um die Wurst geht

Sie waren am anderen Ende des Marktes angekommen, da erhob sich heftiges Geschrei hinter ihnen. »Die Büttel! Ruft die Büttel!« – »Diebe! Mörder! Spießgesellen!« – »Er hat eine Wurst gestohlen!« – »Meine Wurst, meine schöne Wurst!« – »Haltet den Dieb!« – »Die Büttel! Hol doch einer die Büttel!«

Im nächsten Augenblick wurde Marius beinahe umgerempelt, Meister Goldauge flatterte von seiner Schulter hoch. Ein Junge, klein, schmal und schmutzig, rannte an ihnen vorbei. Offenbar waren die Büttel hinter ihm her, denn er schien der Übeltäter zu sein. »He!«, rief Marius, der sich mühte, auf den Beinen zu bleiben. Doch dann überlegte er es sich anders und ließ sich absichtlich zu Boden fallen, gerade so ungeschickt, dass die Verfolger, die bereits hinter dem Jungen her waren, über ihn stürzten. »Hoppla!« – »Heda!« – »Was soll ...« Drei Männer, ein jeder sicher doppelt so groß und schwer wie der Junge, ja vielleicht sogar wie Marius, fielen wie die Tölpel übereinander – und über Marius, der am Boden lag und ächzte: »Vorsicht! Ihr zerquetscht mich noch.«

»Was liegst du auch hier im Weg, Bursche?«, schimpfte der Erste, der wieder auf die Beine kam.

»Frechheit! Wir hätten ihn beinahe gehabt«, der Zweite.

»So ein Mist«, fluchte der Dritte und rappelte sich auf, nicht ohne Marius am Kragen zu packen und ihm zu drohen: »Du steckst doch mit dem Bürschchen unter einer Decke, oder? Sprich! Du hast dich vor ihn geworfen! Gib’s zu!«

»Komm, lass ihn«, sagte der Erste. »Der kleine Streuner hat ihn umgerannt. Ich hab’s gesehen.«

Marius wollte schon aufatmen, da packte ihn eine schwere Faust an der Schulter. »Aufstehen!« Ein Mann, groß wie ein Baum, stand hinter ihm, an der Seite eine Lanze, einen federgeschmückten Helm auf dem Kopf und ein leichtes Kettenhemd über der Brust. Zwei weitere Bewaffnete tauchten hinter ihm auf.

»Die Büttel! Endlich«, seufzte eine der Marktfrauen, und schon bildete sich ein Kreis von Neugierigen um Marius und glotzte ihn an wie ein seltenes Tier, halb fasziniert, halb erschrocken. Marius rappelte sich auf. »Ich ... ich habe nichts getan.«

»Was hast du hier zu suchen?«, fragte der Mann, dessen Hand immer noch wie ein Schraubstock Marius’ Schulter umklammert hielt.

»Ich war hier nur mit meinem Freund unterwegs. Wir wollten uns die Stadt ansehen.«

»Mit deinem Freund, so, so. Und wo ist er? Dein Freund?«

»Das muss der Dieb gewesen sein!«, rief jemand. – »Ja, ja, natürlich, der Dieb!« – »Ganz sicher, das war der Dieb!« – »Sperrt ihn ein!« – »Nehmt ihn fest.« – »Stellt ihn an den Pranger.«

»Nun?«

»Mein Freund, ... Goldauge.« Marius sah sich um. Wo war Goldauge abgeblieben?

»Goldauge«, tuschelten die Leute ringsumher. »Habt ihr gehört? Goldauge.« – »Wahrscheinlich weil er nur Augen für Gold hat.« – »Ganz bestimmt. Er ist ein Dieb. Ein Dieb.« – »Und ein Mörder.« – »Ja, ein Mörder. Klar.«

Der Büttel zog eine Augenbraue hoch und musterte Marius. Der Junge passte ihm nicht ganz in sein Bild von Dieben und Gesindel. »Und wo ist er, dein Freund ... dieser Goldauge?«

In dem Augenblick flatterte der Rabe herab und setzte sich auf Marius’ andere Schulter.



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