Finnische Traeume by Joona Lund

Finnische Traeume by Joona Lund

Autor:Joona Lund [Lund, Joona]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9783862774210
Google: ty3qAwAAQBAJ
Herausgeber: blue panther books
veröffentlicht: 2011-12-31T23:00:00+00:00


9. Studium

Jan hatte sich nicht vorgestellt, dass das Studium in einem so düsteren Klima beginnen würde. Niedergeschlagen war er mit dem Bus in die Hauptstadt gefahren, hatte das Fenster freigewischt, wollte sich mit den bunten Herbstwäldern und dem klaren blaugrünen Wasser im Fluss von Inkus abweisender Art und der neuerdings von ihr ausgehenden Kälte ablenken. Doch der Fluss erinnerte ihn auch ans Kajakfahren mit Inku. Voll Wehmut dachte er daran, wie sie manchmal mit ihm fischen war, sie am Ufer Feuer gemacht und die Fische gebraten hatten, satt und zufrieden dagelegen und die Nähe des anderen gefühlt hatten. Er zwang sich dazu, in die Gegenwart zurückzukehren, der Bus näherte sich der Flussmündung. Um die Jahreszeit waberte fast immer Nebel über dem Wasser. Zuerst hieß es, sich eine Bude zu suchen. Bei Tante Kaari wohnen, kam nicht in Frage, für sie war die Affäre ebenso abgeschlossen wie für ihn, es gab kein Zurück. Ins Studentenheim wollte er nicht.

So probierte er es bei der Adresse, die ihm ein Freund seines Vaters zugesteckt hatte. Das Ehepaar vermietete auf Empfehlung, hatte er gesagt, sei allerdings altmodisch, was die Moral anginge. Jan stellte sich vor, hatte Glück, ein Student war ausgezogen, das Zimmer frei. Er räumte die Sachen ein, bummelte durch die Stadt, um die Umgebung zu erkunden. Er suchte Arbeit, egal was. Kannte er sich einmal aus, war es leichter, ein gemütliches Zimmer zu finden. Die Arbeit würde ihn davon abhalten, ständig an Inku zu denken. Während des Praktikums hatte er sich nie an die Unruhe der Stadt gewöhnt, die Redaktion und Kaari hatten ihn ausgefüllt, er war oft wie ein Blinder durch die Stadt gelaufen. Obwohl es zu Hause nicht mehr wie früher war, fühlte er sich hier trotz der vielen Menschen oft allein, es fehlte die Geborgenheit, die ihm der Hof geschenkt hatte. Von den oberen Stockwerken der Universität sah er über den Fluss und die Wälder, das beruhigte.

Während des Praktikums hatten der Reiz des Neuen und die Gewissheit, in ein paar Wochen wieder zu Hause zu sein, den ungewohnten Aufenthalt in der Stadt erleichtert. Nun kämpfte er gegen den ständigen Drang an, seine Klamotten zu packen und heimzufahren, doch weit mehr als das Heimweh bedrückte ihn das selbst verschuldete Zerwürfnis mit Inku.

Jan hatte Vater gegenüber nie ein Hehl daraus gemacht, nicht den Hof übernehmen zu wollen, hatte nicht erwartet, dass es Vater so treffen würde, dass der von Generation zu Generation weitergegebene Hof in fremde Hände übergehen sollte. Der Ertrag war ständig zurückgegangen, daran hatte die Plackerei nichts geändert. Etliche Nachbarn hatten aufgegeben und waren in die Stadt gezogen. Jans Eltern hatten sich nicht dazu durchringen können, den Hof im Stich zu lassen.

Erst das Fernsehen hatte besonders Jugendlichen die Abgeschiedenheit bewusst gemacht, viele glaubten, das wahre Leben ziehe an ihnen vorüber. Kamen im Sommer Fremde, wunderten sie sich, wenn Einheimische von Nachbarn sprachen, die Kilometer weit entfernt wohnten. Jan hatte die räumliche Absonderung nie gestört, er wusste sich zu beschäftigen und vor allem hatte er Inku. Er hatte die Tatsache, dass sich der Traum, Journalist zu werden, nur in der Stadt realisieren ließ, verdrängt.



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