Fifa-Mafia by Kistner Thomas

Fifa-Mafia by Kistner Thomas

Autor:Kistner, Thomas [Kistner, Thomas]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 978-3-426-41416-3
Herausgeber: Knaur eBook
veröffentlicht: 2012-04-16T00:00:00+00:00


Wer bietet mehr?

Neben den individuellen Geschäften im Fußballumfeld, neben an ihre Heimatländer vergebenen Goal-Projekten, neben Marketinglizenzen, Reisebüros oder dem Handel mit WM-Tickets – neben alldem gibt es für eine beachtliche Anzahl von Fifa-Kostgängern einen weiteren stattlichen Quell finanzieller Freuden: die Vergabe der WM-Turniere. Sie sind das größte Rad, das vorteilsbewusste Fifa-Vorstände drehen können. Wie bei olympischen Städtewahlen sind auch vor WM-Vergaben jahrelang Berater, Agenten und auch Geldboten unterwegs; längst ist das Metier ein Millionengeschäft. Dossiers kursieren, lanciert wird eine individuell auf den Funktionär zugeschnittene Überzeugungsarbeit. WM-Vergaben sind deutlich einfacher zu korrumpieren als Olympiaküren. Im IOC braucht es die Mehrheit von 110 Wahlleuten – bei der Fifa genügen 13 Stimmen, hier wählt ja nur der 24-köpfige Vorstand. Und: Anders als das IOC, das nach seiner existenziellen Korruptionskrise um Salt Lake City zumindest ein paar Regeln implementierte, darunter ein Verbot für IOC-Mitglieder, Kandidatenstädte zu besuchen, gibt es in der Fifa praktisch nichts Derartiges. Complianceregeln sind hier ein Fremdwort, geregelt ist nur irgendwie ganz allgemein, dass man eben nicht bestechen oder bestochen werden darf. Keine Geschenke, die den ortsüblichen Rahmen überschreiten. Dass etwas konkret erlaubt oder verboten ist – Fehlanzeige.

Trotzdem hat sich das Glücksrad in Blatters erster Amtsdekade eher langsam gedreht. Bei der Vergabe der WM 2006 an Deutschland, im Juli 2000 in Zürich, unterliegen Blatters Parteigänger gar – sie waren auf Südafrika geeicht, den knappen Verlierer. Danach muss die WM 2010 dringend ans Kap vergeben werden. Blatter führt also ein Rotationssystem ein: 2010 ist Afrika dran, 2014 Südamerika. Bei solchen Festlegungen ist deutlich weniger zu holen – bei der WM-Vergabe 2014 nach Brasilien sogar praktisch nichts: Sie wird am grünen Tisch entschieden, noch nicht einmal ein Scheinwahlkampf findet statt.

Was tun? Die Vorstände, vorneweg die Getreuesten Blatters, sind in die Jahre gekommen. Viele befinden sich in ihrer letzten Amtszeit. Auch der Große Vorsitzende ist jenseits der siebzig. Aber plötzlich, im Sommer 2008 beim Kongress in Sydney, tischt er eine tolle Idee auf: Die WM-Turniere 2018 und 2022 werden auf einen Schlag vergeben. Party-Time! Heißa, das wird ein Kungeln und Dealen, ein Locken und Bieten geben! Ein knappes Dutzend Länder rund um den Globus, die sich um zwei WM-Turniere keilen – da werden die Präsentkörbe zum Bersten gefüllt sein. Wer das nicht weiß in Fifa-Kreisen, muss die vergangenen WM-Vergaben als abgeschotteter Autist erlebt haben. Tatsächlich folgt dieser Prozess gewissermaßen einem fußballpolitischen Naturgesetz, indem am Ende absurd deutlich die Kandidaten obsiegen, die für unerschöpfliche Rohstoffquellen und zugleich autokratische, rigoros intransparente Staatsführungen stehen. Hier der Russenzar Putin, dort der Emir von Katar.

Um diese WM-Vergaben am 2. Dezember 2010 in Zürich ranken sich nicht nur die üblichen gut unterfütterten Gerüchte. Schon vor der WM-Vergabe mussten zwei Vorstände suspendiert werden sowie vier weitere Ex-Vorstände, die gegenüber Undercoverjournalisten über die aktuelle Preispolitik bei diesem Vergabezyklus geplaudert hatten und dabei gefilmt worden waren. Und es gibt derart klare Hinweise auf Korruption, dass seither Ermittlungen rund um dieses Verfahren laufen. Amerikanische Ermittlungsbehörden gehen in Kooperation mit Polizeiinstanzen vor allem in Europa diesen Verdachtsmomenten nach.

Was ist da passiert? Ist Blatters fromme Fifa wieder mal von bösen »Teufeln« heimgesucht worden? Selbstverständlich nicht.



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